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The
Deep End –
Trügerische
Stille
Eine Familie. Drei Kinder, der Vater als
Marineoffizier weit weg, die Mutter schmeißt den Laden im Alleingang.
Nur der Liebhaber ihrer ältesten Tochter, ein dubioser Typ aus dem Nachtleben,
macht ihr Kummer. Besonders, als er eines
Tages tot am Strand hinter dem Haus liegt. Sie lässt die Leiche verschwinden.
Dann taucht ein mysteriöser Erpresser auf…
So etwa verläuft die Story des zugrunde
liegenden Romans, der in den 40ern entstand. Die Verfilmung verpflanzt die Geschichte
ins Heute und gönnt sich eine entscheidende Änderung: Sie macht aus
der Tochter einen Sohn. Der ist also schwul, und damit bekommt die ganze Geschichte
nicht nur einen leicht homophoben Anstrich, sondern sieht auch plötzlich
aus wie eine konservative Familienverteidigung, obwohl vorher eher das Gegenteil
der Fall war. Dabei liegt das nicht in der Absicht der Filmemacher. Sie gehen
der Frage nach, wieviel Energie in einer äußerlich so schwachen Person
stecken kann.
Star dieses Films ist die Kamera von Giles
Nuttgens. Mit völliger Klarheit legt sie Strukturen frei, konzentriert
sich auf geschlossene Kompositionen, isoliert die Protagonisten in eng gestaffelten
Räumen. Das Wasser des tiefen, kalten Lake Tahoe ist der durchgehende Grundton,
auf dem der Film basiert.
Es ist nicht die fernsehtaugliche Story,
die diesen Film interessant macht. Es ist die Sensibilität der Bilder und
die Entdeckung, dass das Böse attraktiv ist. Das wussten wir zwar schon
immer, aber die Frau in diesem Film erfährt es zum ersten Mal, und wir
sind dabei.
Dietrich Brüggemann
Dieser Text ist zuerst erschienen im: schnitt
The Deep End – Trügerische Stille
The Deep End. USA 2001. R,B: Scott McGehee, David Siegel. K: Giles Nuttgens. S: Lauren Zuckerman. M: Peter Nashel. P: i5 Films. D: Tilda Swinton, Goran Visnjic, Jonathan
Tucker u.a.
100 Min. Fox ab 21.02.02
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