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The Deserted Valley
Der Schauplatz: Die tiefste pädagogische Provinz in einem vietnamesischen Tal, grün bewaldet, aber spärlich besiedelt, fernab jeder Zivilisation. Die Schulbehörden, Institutionen jeder Art, scheint es, sind weit und haben das Lehrertrio aufgegeben, das gegen den Widerstand der Eltern, die ihre Kinder besser bei der Haus- und Feldarbeit brauchen könnten, die tägliche Unterrichtsdisziplin aufrechterhält. Besonders eifrig beim Einfangen der nicht erschienen Schüler (die Holz zum Markt bringen oder auf ihren Bruder aufpassen müssen) ist der Schuldirektor, der den Unterricht selbst den beiden Lehrerinnen Minh und Giao überlässt. Was eine gute Idee ist, wie man später sieht: Mehr als Liebeslieder und Kampflieder gegen den Faschismus zu singen, bringt er, als er einspringen muss, nicht zustande.
Ohne die Stützstreben einer Institution ruht der Fortbestand der Schule mit nicht mehr als zwei winzigen Unterrichtsräumen ganz auf dem persönlichen Engagement der Beteiligten, ist von persönlichen Krisen sofort bedroht. Eine solche Krise stellt sich ein, als Giao sich in einen Mann aus einem der umliegenden Dörfer verliebt. Die beiden werden von der Schülerin Mi und vom Schuldirektor beim Liebesspiel im Fluss beobachtet. Das ist kein grundsätzliches moralisches Problem, jedoch: Mi ist in den Mann verliebt, der Direktor in die Lehrerin Giao. Also zettelt Mi eine Intrige an, die binnen Tagen zum Stillstand des Unterrichts führt. Weitere Komplikation: die Lehrerin Minh ihrerseits ist in den Direktor verliebt und verlässt, als er ihre Gefühle nicht erwidert, das nun ganz verlassene Tal.
Regisseurin Pham Nhue Giang erzählt ihre Liebesgeschichte im
pädagogischen Milieu mit ruhiger Hand, fängt wunderschöne Bilder
der unendlich grünen Vegetation und erstaunliche Töne der Waldfauna
ein, die den Aufruhr der Herzen beruhigen und konterkarieren. Die Kamerabewegungen
sind so flüssig, dass man auch das noch dem ständig fallenden warmen
Regen zuschreiben möchte. Der Ton schwankt zwischen Komödie und Drama,
im Grunde aber hat der Filme keine Tragik im Sinn. Nur konsequent ist es daher,
dass die Dinge am Ende die vom Zuschauer erhoffte Wendung nehmen. "The
Deserted Valley" ist kein vietnamesisches Filmwunder, aber eine seltsam
beglückende Oase der Ruhe im Festivaltrubel.
Ekkehard Knörer
Dieser Text ist zuerst erschienen, anlässlich der
Berlinale 2002, in: www.perlentaucher.de
The Deserted Valley
(Thung lung hoang vang) – Vietnam 2002, 90 Min – Regie: Pham Nhue Giang – Drehbuch: Quang Lap Nguyen – Kamera: Thai Dung Ly – Schnitt: Viet Nga Nguyen – Musik: Ngoc Minh Luong – Darsteller: Hâu Nguyen Duy, Anh Hong, Hanh Tuyet, Trang Thu, Dung Trung, A Phai Giang
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