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Cop
Out – Geladen und entsichert
Kevins
Cops können Komödie
Kevin
Smiths erster Film, der nicht von seiner View Askew-Produktionsfirma gemacht
wurde, ohne seinen Stammproduzenten Scott Mosier, der erste, dessen Drehbuch
er nicht selbst verfasst hat – und vielleicht deshalb ein guter Film. Denn in
den letzten Jahren hat Smith mehr oder weniger geschwächelt, eigentlich
seit seinem 1999-„Dogma“. Hier nun sind seine eigenen Obsessionen etwas dezenter,
subtiler eingeflochten, nicht so offensiv-plakativ wie sonst, das tut dem Film
gut. Und als Schauspieler hat er immerhin Bruce Willis bekommen, der ist sowieso
ein Selbstläufer, da ist schon mal ausgebügelt, dass Smith zwar Dialoge
sehr gut kann, seine Charaktere aber oft genug Abziehbilder sind und seine Schauspieler
Duracell-Plappermäuler.
Willis
weiß, was er leisten kann, wie er es leisten muss, und er beweist nicht
nur – wieder einmal – sein Gespür für sich selbst, für die eigene
Filmpersona, so dass er ironisch damit spielen kann, sondern auch seinen ausgesprochenen
Sinn für (komisches) Timing. So einen braucht Smith, hier ist der Film
verankert. Willis spielt Jimmy Monroe, einen der titelgebenden Cops, sein Counterpart/Partner
ist Paul Hodges, den der Comedian Tracy Morgan als überdrehten Dampfplauderer
gibt. Das muss natürlich so sein, dass der Neger den Freak spielt, das
ist Tradition im weißen Hollywood, dass in gemischtrassigen Komödien
der Schwarze den lustigen Laberer geben muss. Natürlich macht sich Smith
einerseits über dieses Klischee lustig; doch hier zeigt sich auch andererseits
exemplarisch seine Schwäche. Denn wenn Smith mit diesem rassistischen Klischee
spielt, dann nicht subversiv, zersetzend, sondern letztendlich eben doch affirmativ:
die typische Negerrolle bleibt braun gefärbt, auch wenn er sie durch den
Kakao zieht.
Immer
wieder hat man das bei Smith, nicht nur in diesem Film: Dass er seine komischen/satirischen/parodistischen
Situationen gekonnt aufbaut, aber nicht konsequent bis zum Ende durchspielt.
Bevor es wehtut, bricht er ab – das mag insgesamt stromlinienförmiger sein,
vielleicht auch quantitativ mehr Leute ansprechen, qualitativ aber bleibt dann
der Eindruck eines eingekniffenen Schwanzes. Denn erst wenn es den einen schmerzt,
kann der andere lachen, so ist das nun mal in den farcehaften Typenkomödien,
die Smith drehen will.
So
werden auch die genuinen Albernheiten in „Cop Out“, die punktuell hochkomisch
sind, häufig nicht weitergeführt. Dass sich Jimmy und Paul bei ihren
Verhören einen Spaß daraus machen, die Verdächtigen mit Filmzitaten
zu traktieren, hat über die jeweilige Szene hinaus keine Auswirkungen in
Richtung Parodie oder Persiflage; dass Paul, der mit Eheproblemen hadert, mit
einer schönen Mexikanerin in einem Motel feststeckt, keiner die Sprache
des anderen kann, hat Potential – über ein paar kleine Missverständnisse
geht es aber nicht hinaus. Spielerisch übernimmt der Film die Konventionen
des 80er-Jahre-Buddy-Cop-Movies, inkl. der poppigen Musik – aber er setzt sich
nicht tiefergehend damit auseinander.
Freilich:
Smith wirft mit so viel um sich, dass es nicht viel ausmacht, wenn er eine komische
Situation mal vor ihrem potentiellen Höhepunkt liegen lässt und sich
etwas anderem zuwendet – es gibt immer noch genug, das trifft. Und: der Film
wird zusammengehalten durch einen plausiblen Plot, auch das für Smith-Verhältnisse
nicht unbedingt selbstverständlich.
Die
Cops Jimmy und Paul, Partner seit neun Jahren und eigentlich suspendiert, weil
sie einen Einsatz verbockt haben, verwickeln sich in einen persönlichen
Krieg gegen eine mexikanische Drogengang: denn Jimmy ist Sammler von Baseball-Sammelbildchen,
und eines, sein wertvollstes Stück, wird ihm geklaut und liegt jetzt beim
Bandenboss. Dabei wollte Jimmy mit dem Bildchen doch die Hochzeit seiner Tochter
finanzieren, immerhin 48.000 Dollar, und so müssen er und Paul halblegal
das Teil wiederbeschaffen. Treffen auf eine mexikanische Schönheit, die
zwei Tage in einem Kofferraum verbracht hat, müssen die Eheprobleme des
hocheifersüchtigen Paul lösen, und geraten immer wieder an den Kleinkriminellen
Dave, einen durchgeknallten Kindskopf – mit ihm hat der Film seine besten Szenen,
da ist der Film dann ganz bei sich selbst.
Sean
William Scott spielt diesen Dave, eigentlich hat er nur zwei größere
Szenen. Da aber geht er mit Herzenslust zur Sache, plappert drauflos wie ein
Kind, macht Zoten wie ein Pubertierender, bringt alles durcheinander, bringt
jeden um den Verstand. Kevin Smith vergleicht die Dave-Figur mit Bugs Bunny,
und er hat Recht damit.
Ja:
es gibt hervorragende Dialogsequenzen mit Jimmy und Paul (auch wenn Tracy Morgan
es mit dem unterspielten Witz von Willis nicht aufnehmen kann), in denen sich
die beiden spielerisch-kameradschaftlich beharken, sich gegenseitig foppen,
dann wieder andere verarschen, mit größtem Witz gemeinsam auf Dritte
losgehen und sie in Grund und Boden reden. Doch Dave fügt diesem Gespann
eine dritte Dimension an, er nimmt es locker mit beiden auf: in dieser erfindungsreich
geschaffenen, völlig absurden Figur, die zugleich sich ganz in den Film
einfügt, zeigt sich, was an ein paar anderen Stellen fehlt: Der Mut, den
entscheidenden Schritt weiterzugehen.
Aber
immerhin ist dieser Film ein großer Schritt für Kevin Smith hin zur
richtig, durchgehend guten Komödie.
Harald
Mühlbeyer
Dieser Text ist zuerst erschienen in: screenshot
Cop
Out – Geladen und entsichert
(Cop
Out)
USA
2010.
Regie,
Schnitt: Kevin Smith. Drehbuch: Robb Cullen, Mark Cullen. Kamera: David Klein.
Musik:
Harold Faltermeyer. Produktion: Marc Platt, Polly Johnsen, Michael Tadross.
Darsteller:
Bruce Willis (Jimmy Monroe), Tracy Morgan (Paul Hodges), Kevin Pollack (Hunsaker),
Adam Brody (Mangold), Guillermo Diaz (Poh Boy), Seann William Scott (Dave).
Verleih:
Warner.
Länge:
105 Minuten.
Kinostart:
15.04.2010.
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