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Bad Teacher

 

Da lacht der Mittlere Westen

In Jake Kasdans "Bad Teacher" führt sich Cameron Diaz ziemlich pubertär auf

Heilige Scheiße! Noch eine Doppelstunde! Amerikanische Schulkomödie. Echt nicht mein Lieblingsfach. "Bad Teacher". Cameron Diaz. Klingt ja noch ganz gut. Ist aber in Wirklichkeit eine verfickte Bullenkacke von Lahmarschfilm. Cameron Diaz, die die schlechte Lehrerin spielt, hat nämlich so eine Art Tourette-Syndrom und reiht versaute Wörter aneinander, die anständige Schüler nie in den Mund nehmen würden. Da lacht der Mittlere Westen. Zwischendurch kifft sie, pennt im Unterricht und sucht einen sexy Mann mit Geld. Sie hat eine Freundin, die zu dick ist, und eine streberhafte Rivalin. Ihr fallen richtig fiese Tricks ein, sie kommt dauernd in peinliche Situationen, sie mogelt sich aus fast allem raus, sie ist in Wahrheit ein unheimlich netter und mitfühlender Mensch, und dafür kriegt sie am Ende auch nicht den Schnösel (den Justin Timberlake gibt, was möglicherweise ein Witz sein sollte, komplett mit der blödesten Szene für Schlechten-Sex-haben, die je auf puritanischen Leinwänden zu sehen war), sondern, na ja, ihr wisst es, wenn ihr es seht. Kurzum: Die Superpointe dieses Films ist es, dass sich hier die Lehrer so aufführen, wie sich sonst in amerikanischen Schulkomödien die Schüler aufführen.

Haben wenigstens die Schauspieler ihren Spaß? Eher nicht. Cameron Diaz gibt mal wieder ihre Breitmaulschlampe mit goldenem Herz, der Rest kaspert sich so durch. Ein, zwei Mal sitzt eine Pointe, aber im Großen und Ganzen zieht sich das so vorhersehbar wie unglaubwürdig hin. Frauen auf Männertoiletten und solches Zeug. An einen nennenswerten Regieeinfall erinnere ich mich nicht. Howard Hawks? Lubitsch? Wilder? Gefehlt, verpennt, vergessen. Gerade mal so die Formeln auswendig gelernt.

Dabei ist der Einfall, Lehrer statt Schüler als Vollidioten im Triebstau zu zeigen, höchstens auf Papier wirklich lustig. Denn Schulkomödien haben ja weniger die höhere Kunst der Komödie im Sinn (obwohl es kleine Meisterwerke wie "Ferris macht blau" oder "O. C. and Stiggs" durchaus gibt) als vielmehr Bewältigung einer ziemlich stressigen Lebensphase. Die Lehrer sind Feinde, Idioten oder höchstens manchmal kurzzeitig Verbündete, ansonsten interessieren sie nicht weiter. Auch nicht eine verpeilte Tusse, die unbedingt Geld für eine Busenvergrößerung braucht und daher mit allen Mitteln an das Prämiengeld für die besten Testergebnisse ihrer Klasse heran will. Dieses Prämiensystem gab es tatsächlich in einigen Staaten der USA, bis sich herausstellte – auch aus schlechten Filmen kann man was lernen – dass sich kapitalistische Anreize und pädagogische Anstrengungen dergestalt beißen, dass vor allem mehr oder weniger drastische Betrugsmanöver dabei herauskommen.

Aber wie eben aus dem Bad Teacher eine gute Lehrerin wird, wenn sie nur den richtigen Basketball in den Rücken bekommt, so wird hier auch ein korruptes und verblödetes System nicht ernsthaft attackiert. Obschon doch an allen Ecken und Enden das wirklich Grausame, das heißt das wirklich Komische zu entdecken wäre. Es gibt Filme, die übersteht man nur wie die letzte Stunde Unterricht. In strategischem Halbschlaf.

Georg Seeßlen

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in der: taz

 

Bad Teacher
USA 2011 – Regie: Jake Kasdan – Darsteller: Cameron Diaz, Justin Timberlake, Jason Segel, John Michael Higgins, Lucy Punch, Phyllis Smith, Jillian Armenante, Matthew J. Evans, Kaitlyn Dever – FSK: ab 12 – Länge: 91 min. – Start: 23.6.2011

  

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