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Der
Baader Meinhof Komplex
„Action
speaks louder than words“
oder: Warum niemand den Film „Der Baader
Meinhof Komplex“ braucht
Jeder neue Film über die RAF wird
unmittelbar zum Bestandteil eines schwer kontrollierbaren Bilderflusses aus
Kinobildern, Fernsehaufnahmen und Fotografien. Bis ins zehnte Glied scheint
das Terrain inzwischen minutiös ausgeschritten. Erinnerungen mischen sich
mit Anekdoten, Bilder werden zu Slogans. Es war wie „Bonnie
& Clyde“! Sechs gegen
60 Millionen. Gewalt und Leidenschaft. Die Nacht von Stammheim. Angriff auf
das Herz des Staates. Zum 20. Jahrestag des „Deutschen Herbstes“ sah Heinrich
Breloer 1997 die Zeit gekommen, einmal zu zeigen, wie es wirklich war, und drehte
„Das Todesspiel“. Aus dem vermeintlich letzten Wort zum Thema wurde indes nichts.
Mit „Die
Innere Sicherheit“ (2000)
und „Baader“ (2002) folgten zwei konzeptionell und
künstlerisch ambitionierte Filme, die neue, originelle Perspektiven auf
den Themenkomplex eröffneten, gerade weil sie sich fiktionale Freiheiten
nahmen. Bei „Der Baader Meinhof Komplex“ von Uli Edel und Bernd Eichinger handelt
es sich jetzt um die Antwort des Mainstream-Kinos. Zehn Jahre nach Breloer scheint
es wieder angesagt, zu zeigen, „wie es wirklich war“. Damit folgt das nächste
Kapitel einer „Never Ending Story“, die von der wechselseitigen Liebe von Terrorismus
und Medien erzählt.
Hoppla! Andreas ist wieder da! Und auch
Ulrike, Gudrun, Holger, Jan-Carl, Horst, Petra, Brigitte, Christian und Peter-Jürgen.
Wo die sind, dürfen natürlich Benno, Siegfried, Jürgen und Hanns-Martin
nicht fehlen. Fürs Niveau beim Räuber & Gendarm-Spiel sorgen Horst
und Rudi. Selbst für Stefan, den Mann, der alles weiß, hat sich ein
Plätzchen gefunden.
Doch bleiben wir bei Andreas. In der filmhistorischen
Dokumentation „Gegenschuss“ (2007) erzählt Filmproduzent Laurens Straub,
dass in Fassbinders Münchner antiteater nicht nur Theater gespielt wurde,
sondern nachts auch Filme gezeigt wurden. Diese Filmreihe wurde von Andreas
Baader betreut, der dann gerne seinen Lieblingsfilm „The Wild One“ (1953) ins
Programm genommen habe. Für Straub gilt es aufgrund dieser Milieunähe
als ausgemacht, dass die Frankfurter Brandstiftung vom 3. April 1968 als Happening
wohl eher eine konkurrierende Straßentheater-Aktion gewesen sei. Unmittelbar
darauf kommt in „Gegenschuss“ Filmproduzent Veith von Fürstenberg zu Wort
und berichtet, dass ihm erzählt worden sei, der Filmemacher Klaus Lemke
habe nach der Fernsehausstrahlung von „Brandstifter“ (1969) Besuch von Baader
und einigen Frauen bekommen, die ihre „Gage“ eingefordert hätten. Als Lemke
nicht darauf eingegangen sei, hätten die RAF-Aktivisten ihr Emblem in die
Küchenwand geritzt und seien genervt von dannen gezogen. Klaus Lemke selbst
erzählte in einem Interview, dass die Leute um Baader alle gerne zum Film
gegangen wären, doch diese Option sei versperrt gewesen, da die „coolen
Jungs“ in München alle schon beim Film waren.
Viele Legenden kursieren über jene
Zeit des Aufbruchs, und bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit werden
sie zum x-ten Male aus der Schublade geholt. Mit wohligem Schaudern. Milieunähe!
Legenden berichten von einem Film, der 1967/68 gedreht wurde. Sein Inhalt wird
durch den Filmtitel wiedergegeben: „Anleitung zur Herstellung eines Molotow-Cocktails“.
Die letzte Einstellung, so wird erzählt, zeigte das Springer-Hochhaus in
Berlin/West, und jeder scheint seinerzeit sofort verstanden zu haben, dass dieses
Hochhaus das Ziel des zuvor hergestellten Brandsatzes werden sollte. „Regisseur“
dieses Agitprop-Films war angeblich Holger Meins.
Holger Meins wird am 26. Oktober 1941
in Hamburg-Eimsbüttel geboren, ist bei den Pfadfindern, studiert nach dem
Abitur und der Kriegsdienstverweigerung Kunst. Er gehört 1966 zum ersten
Jahrgang der neu gegründeten Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin
(dffb), wird 1968 mit 17 weiteren Kommilitonen relegiert, wohnt kurzzeitig in
der „Kommune 1“, dreht Filme mit Hartmut Bitomsky, Harun Farocki, Helke Sander
und Günther Peter Straschek („Ein Western für den SDS“), steigt im
Oktober 1970 bei der RAF ein, wird am 1. Juni 1972 im Verlauf einer spektakulären
Polizeiaktion in Frankfurt/Main verhaftet, kommt in U-Haft, wo er am 9. November
1974 nach einem fast zweimonatigen Hungerstreik an „hochgradiger Auszehrung“
stirbt. Jean-Marie Straub und Daniele Huillet widmen ihren „besonders wertvoll“
prädikatisierten Film „Moses
und Aron“ (1974) spontan
dem toten Freund. Infolgedessen wird der Film 1975 nicht ins Programm der „Berlinale“
genommen. Die Widmung muss wieder entfernt werden, doch der Skandal ist so groß,
dass sogar noch die fehlende Widmung den Film brisant macht: An Ostern 1975
und 1977 soll „Moses und Aron“ im Fernsehen gezeigt werden, die Lorenz-Entführung
und die Ermordung Bubacks kommen dem jeweils zuvor. Jean-Marie Straub: „Wenn
es nicht mehr möglich ist, einem Freund, der tot ist und der ein Mensch
war und nicht das Monstrum, das man einzig in ihm sehen soll, einen Film zu
widmen…“
30 Jahre nach seiner Verhaftung ist Holger
Meins wieder aktuell. Gerd Conradt, wie Meins Jahrgang 1941, gehörte zum
ersten Jahrgang der dffb, hat mit Meins gearbeitet, war mit ihm befreundet.
Er gehört zu denen, die Renate Sami 1975 für ihren Film „Es stirbt
allerdings ein jeder“ zu Meins befragt hat. Bereits 1982 drehte Conradt mit
Hartmut Jahn einen Videofilm: „Über Holger Meins – ein Versuch, unsere
Sicht heute“. 1997, kurz vor dem 30. Geburtstag der Revolte, wird der Faden
erneut aufgenommen. „Starbuck Holger Meins“ ist eine spannende, kontroverse
Bildrecherche, die sichtbar aus einem enormen Materialfundus schöpfen kann.
Holger Meins starb im Gefängnis, doch seinem Film „Oskar Langenfeld“ (1967)
half das nicht, er wurde ebenso wenig ein „Kultfilm“ wie „Der einsame Wanderer“
von Philipp Werner Sauber, der sich der „Bewegung 2. Juni“ anschloss und 1975
bei einem Schusswechsel mit der Polizei starb.
Waren solche Dinge absehbar gewesen, als
zum Beispiel Harun Farocki mögliche Formen militanter Aktion filmisch zur
Disposition stellte? In dem Agitationsfilm „Die Worte des Vorsitzenden“ (1967/68)
verwandelt sich eine geschickt gefaltete Seite von Maos „little red book“ in
einen Papierflieger, der dem Schah von Persien und seiner Ehefrau das Mittagessen
ins Gesicht treibt. Und in „Ihre Zeitungen“ (1967/68) stilisierte sich Farocki
zum Guerillakämpfer, der über Mauern klettert und durch Hinterhöfe
schleicht, um einen (Springer-?) Zeitung lesenden Gegner zu überwältigen.
Insert: Was unterscheidet Westberlin von Vietnam? In „Radio
On“ (1979) von Christopher
Petit kann man an einer britischen Hauswand „Free Astrid Proll“ lesen, und in
Wenders’ „Der amerikanische Freund“ (1976/77) lautet die bestens sichtbare Graffiti-Parole
„B R D = Polizeistaat“. „Ich werfe keine Bomben, ich mache Filme! R.W.F.“ stand
1979 auf den Kinoplakaten zu Fassbinders „Die
Dritte Generation“. Auch
Rudolf Thome kam anlässlich der Wiederaufführung von „Rote Sonne“
1994 nicht umhin, Sätze wie „Wir haben keine Kaufhäuser angesteckt,
wir haben Filme gemacht“ ins Presseheft drucken zu lassen. Man kannte sich eben,
schließlich hatte der Kaufhausbrandstifter Horst Söhnlein eine Hauptrolle
in Klaus Lemkes „Kleine Front“ (1965) gespielt. Haben solche Statements einen
Ton der Erleichterung oder der Selbstanklage, so, als könne die Rede sein
von einer Alternative „Hier Filmemachen, dort militante politische Praxis“?
(Lassen wir es zunächst bei dieser Bestimmung). In einem langen Text für
die „Filmkritik“ (8/1974) schrieb Günter Peter Straschek (vielleicht) auch
hierzu: „Bei Sprüchen wie ,Das Lied als
Waffe‘ oder ,Die Kamera als Gewehr‘ kommt mir schon das Kotzen. Immer diese
hochstaplerische Realität verlassen (weil einige es nicht überwinden
können, in der vergleichsweise unwichtigen Kulturbranche tätig zu
sein).“
Die Ausgabe der „Süddeutschen Zeitung“
vom 2./3. Februar 2008 gewährte ihren Lesern einen „ersten Blick“, fast
die ganze erste Seite des Feuilletons füllend, auf die Besetzung von Bernd
Eichingers Kino-Adaption der RAF-Geschichte „Der Baader Meinhof Komplex“. Die
Fotos der gecasteten Darsteller sind so angeordnet, dass man Original und Fälschung
sogleich überprüfen kann. Und siehe da: Moritz Bleibtreu, Martina
Gedeck (hier muss die berühmte Brille helfen) und Johanna Wokalek sehen
tatsächlich ein bißchen aus wie Baader, Meinhof, Ensslin! Selbst
der Führer ist mit dabei, diesmal allerdings ohne Bart – schließlich
geht es bei „Der Baader Meinhof Komplex“ immer auch um die Behauptung beziehungsweise
Negierung historischer Kontinuitäten. Bruno Ganz spielt Horst Herold, den
Hobby-Kybernetiker und Chef-Fahnder des BKA, der tiefer als irgend
jemand sonst in der BRD in die Psyche der RAF-Kader einzusteigen wusste.
Ein linker Sozialdemokrat, so etwas hat es damals noch gegeben. Aber nicht deshalb
hat Bruno Ganz die Rolle übernommen, sondern gewissermaßen als Buße.
Gehörte er einst doch, wie er „Spiegel Online“ gestand, selbst zu jenen
Weltverbesserern, die man unschicklich im „Sympathisantensumpf“ wähnte.
Jawohl, rückblickend könne er sich durchaus vorstellen, dass er einst
unter gewissen Umständen nicht abhold gewesen wäre, den untergetauchten
Terroristen Unterschlupf zu gewähren. Nachgetragene Milieunähe. Es
war schon eine wilde Zeit, dieses „68“. Kaum vorstellbar, was diese Zeit mit
einem anstellte. Nehmen wir nur Uli Edel, Regisseur von „Der Baader Meinhof
Komplex“: „Er ging nach München und erlebte das, was später ‚68‘ genannt
wurde, eine ,aufgewühlte Uniwelt‘, einen Aufbruch,
eine Befreiung. Er zog mit Leuten vom ultralinken Spartakus-Bund herum und schraubte
an einem VW-Bus, der sie nach Indien bringen sollte. 1970 fuhr der Bus los,
aber Edel saß nicht drin. (…) An der Filmhochschule traf er einen Mann,
der einen Karmann Ghia fuhr und nicht so radikal links sein wollte wie Edel.
Das war Bernd Eichinger. Edel besuchte Kurse zum ‚Kapital‘ von Marx. Er hat
kein Wort verstanden …“ („Der Spiegel“ 37/08). Man stelle sich vor, Edel hätte
nicht nur an einem VW-Bus geschraubt, sondern wäre später am Abend
nochmal ins antiteater gegangen, um „Der Wilde“ zu gucken. Dann hätte er
dort einen Mann getroffen, der BMW gefahren wäre. Nicht auszudenken.
Der „Spiegel“ hält längst nichts
mehr von einer Differenz zwischen Film und Wirklichkeit. Hier hat das radikale
Re-Enactment von „Der Baader Meinhof Komplex“, das durchgeknallte Nachstellen
von Oberflächenphänomenen, bereits die Gehirne verbrannt. Man muss
nicht mehr ins Archiv, um bei der RAF mitreden zu können. „Todeskommando
Baader-Meinhof“ steht auf dem „Spiegel“-Titel, darunter umständehalber
gleich Bilder von Bleibtreu, Gedeck und Wokalek. Im Heft zeigen Fotostrecken,
„wie es wirklich war“. Auf dem Schild, das der entführte Hanns Martin Schleyer
im Video hochhält, steht 13.10.77; auf dem Schild, das Bernd Stegemann
im „Komplex“ hochhalten wird, steht ebenfalls 13.10.77. Hoffentlich hat das
jemand nachrecherchiert. Wer wissen will, welchem Geist „Der Baader Meinhof
Komplex“ zu verdanken ist, der muss den „Spiegel“-Text dazu lesen. Landserromantik
goes Actor’s Studio goes Pop: „Vor dem großen Töten sitzt (der Schauspieler)
Vinzenz Kiefer in einem Wohnwagen und bittet um Verzeihung. Es ist niemand bei
ihm, er führt ein stummes Gespräch, mit sich selbst. (…) Gleich
wird er Peter-Jürgen Boock sein, Mitglied der RAF. (…) Ihm ist nicht
wohl, es ist alles so seltsam. Schleyer wurde in der Vincenz-Statz-Straße
entführt, und Kiefers Vorname ist Vinzenz.“ Vinzenz mit zwei „z“, da hat
das Casting doch tatsächlich für Subtexte gesorgt. Nadja Uhl, so wird
erzählt, hat die Dreharbeiten dazu genutzt, nach der Mörderin in sich
zu forschen. Martina Gedeck war so intensiv Ulrike, dass sie einmal richtig
über sich selbst erschrocken ist. Für Bleibtreu war die Liebe zu Ensslin
eine Tür zu Baader. Man ahnt schon, wie viele Türen beim Dreh verschlossen
blieben. Von Alexandra Maria Lara wurde unlängst kolportiert, ihr sei diese
ganze Welt des „Komplexes“ völlig fremd geblieben. Die „Neue Straßenverkehrsordnung“
gibt es nicht bei Google. Mal sehen, was Sebastian Blomberg noch zu Rudi Dutschke
einfallen wird. Demnächst bei Kerner. „Vor dem großen Töten“.
In den 1960er-Jahren hätte man wahrscheinlich eher von „nach dem großen
Töten“ gesprochen. Wenn man dies liest, mag man sich gar nicht vorstellen,
was wohl passiert, wenn diese Schauspieler einmal ein Remake von „Schindlers
Liste“ drehen müssen.
Scheitern ist kein Verbrechen, nur etwas
Mühe sollte man sich vorher gegeben haben. Der Themenkomplex RAF und Terrorismus
ist in Film und Literatur ausgiebig vermessen worden. Manchmal wurden die Täter
gezeigt („Brandstifter“, „Stammheim“, „Die Terroristen“, „Die Innere Sicherheit“,
„Baader“), manchmal die Opfer („Das Todesspiel“), zumeist aber das linke Milieu,
das einen „betroffenen“ Weg zwischen Solidarität und Distanzierung suchte
(„Die
verlorene Ehre der Katharina Blum“,
„Messer im Kopf“, „Deutschland
im Herbst“, „Die Reise“).
Sehr früh machte die Ratlosigkeit im Umgang mit der RAF aus dieser ein
Pop-Phänomen („Brandstifter“), später pflegte man die eigenen Wunden
und erzählte davon, wie der „gesteigerte Fahndungsdruck“ die Bürgerrechte
einschränkte, dass die Dialektik von Gewalt und Gegengewalt das demokratische
Staatswesen beschädige oder zerstöre, dass Baader ohnehin ein kleinkrimineller
Macho gewesen sei, der es nicht zum Film geschafft habe. Man folgte den RAF-Kadern
in den Hochsicherheitstrakt („Stammheim“), in die DDR („Die
Stille nach dem Schuss“)
und nach Portugal („Die Innere Sicherheit“). Heinrich Breloer folgte in „Das
Todesspiel“ der nackten Gudrun Ensslin sogar unter die Dusche, um zu zeigen,
„wie es wirklich war“.
Überblickt man den Korpus von Filmen
zu diesem Thema, dann bleibt nur ein Bereich komplett unterbelichtet: der politische
Diskurs der RAF, der sich in ihren Schriften findet, kurz: die Frage nach der
Systemtranszendenz, die ernsthafte intellektuelle Auseinandersetzung mit den
Strategien der Überwindung von Kapitalismus und Imperialismus. In „Die
bleierne Zeit“ und „Die
innere Sicherheit“ fungiert
Resnais’ Film „Nacht und Nebel“ als Chiffre für die moralische Empörung,
die zum Terrorismus führt. In „Brandstifter“ und „Baader“ (und wahrscheinlich in zahllosen Fernsehdokumentationen)
ist „1968“ ein mit Rock-Musik unterlegter Videoclip mit Bildern aus Vietnam,
von Straßenschlachten und mit in die Demokratie übergewechselten
Altnazis. „Brandstifter“ zeigt die Ratlosigkeit der Akteure, die mit geschliffener
Dada-Rhetorik kaschieren, sofern sie nicht unter Drogeneinfluss wegdämmern
oder an der Universität mit antiautoritärer Rhetorik um Posten schachern.
„Baader“ präsentiert glamouröse Sprüche und Posen aus zweiter
Hand. Der Weg in den Terrorismus gründete um 1970 in der kollektiven Erschöpfung
nach drei Jahren permanenter Revolte, revolutionärer Ungeduld und einer
Ratlosigkeit, wie hochdifferenzierte Theorie in die Praxis überführt
werden könne. Die kommunikativen Prozesse, die zur Gründung der RAF
führten, könnten etwas Neues erzählen, wären sie denn a)
kinotauglich und b) in der Gesellschaft, in der wir leben, nicht seit spätestens
1977 obsolet. Die gelungenen Filme zum Thema dokumentieren genau das. Wenn „Der
Baader Meinhof Komplex“ sich jetzt etwas darauf zugute hält, dass er endlich
einmal zeigt, wie viel Blut bei einem Terroranschlag fließt, wie monströs
die Taten wirklich waren, dann ist das der letzte Schritt von der Politik zur
Pornografie. Da passt es dann auch, dass Edel und Eichinger endlich zeigen,
wer Jürgen Ponto oder Siegfried Buback oder Hanns Martin Schleyer erschoss.
Vielleicht lässt die Staatsanwaltschaft das neue Material ja als Beweismittel
zu. „Action speaks louder than words.“ Letztlich geht für Andreas doch
noch ein alter Traum in Erfüllung: 21 Jahre nach seinem mysteriösen
Ableben im Hochsicherheitstrakt von Stammheim ist er endlich „beim Film“ angekommen.
Ulrich Kriest
Dieser Text ist zuerst erschienen
in: film-Dienst
Zu diesem
Film gibt’s im archiv der filmzentrale mehrere Texte
Der
Baader Meinhof Komplex
Deutschland
2007 – Regie: Uli Edel – Darsteller: Martina Gedeck, Moritz Bleibtreu, Johanna
Wokalek, Bruno Ganz, Alexandra Maria Lara, Nadja Uhl, Hannah Herzsprung, Jasmin
Tabatabai – Prädikat: besonders wertvoll – FSK: ab 12 – Länge: 150
min. – Start: 25.9.2008
DVD
Laufzeit: 149 Minuten
Bild: 16:9 (1.85:1) anamorph
Ton: DTS-HD 5.1, Hörfilmfassung: Dolby Digital 2.0 Stereo
Sprache: Deutsch:
Untertitel für Hörgeschädigte: Deutsch
FSK 12
Bonusmaterial:
Making of (ca. 28 Min.), Uli Edel (ca. 12,5 Min.), Über
Authentizität (ca. 23 Min.),
Die Musik (ca. 11,5 Min.), Die Schauspieler
und ihre Rollen (ca. 38 Min.),
Stefan Aust über die RAF und ihre Zeit
(ca. 41 Min.),
Bernd Eichinger über die Annäherung an den Film
und die 60er und 70er Jahre (ca. 15 Min.),
Bernd Eichinger über die
Dramaturgie des Films (ca. 10 Min.), Darsteller-Infos
DVD-Start: 13.03.2009
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