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32A
– It’s a girl thing
Kerle, Küssen, Körbchengrößen.
Mit ihrem Debütspielfilm begibt sich Marian Quinn auf eine Zeitreise in
zarte Jungmädchenjahre zu Beginn der Pubertät.
Ein Paragraph? Das Bleiberechtsgesetz?
Die Militär-Version der Boeing 757-200 oder etwa eine Buslinie? Was ist
bloß mit dieser ominösen Ziffern- und Buchstabenkombination gemeint,
fragt man sich, wenn man zum ersten Mal den Titel des Films hört. Dass
er auf eine BH-Körbchengröße verweist, könnte man vermuten,
nachdem dieses Kleidungsstück noch vor der Protagonistin Maeve Brennan
(Ailish McCarthy) bei einer Kamerafahrt in die filmische Handlung eingeführt
wird.
Dublin, 1979. Noch ungeküsst ist
Maeve mit fast vierzehn innerhalb ihrer Mädchenclique die Nachzüglerin
in puncto Erfahrenheit mit Jungen und keine ihrer drei Kumpaninnen hätte
gedacht, dass gerade sie sich den Schul-Schwarm Brian Power (Shane McDaid) angelt.
Neid keimt auf; Maeve hört, wie insbesondere ihre beste Freundin Ruth (Sophie
Jo Wasson) hinter ihrem Rücken lästert. Folglich distanziert sich
Maeve von ihren Freundinnen, um sich ganz Brian zu widmen, lässt dafür
aber Ruth in einer schwierigen Situation im Stich.
Mit wenig finanziellen Mitteln, einer
Drehzeit von sechs Wochen und hohem Aufwand, die Illusion einer detailgetreuen
Retro-Kulisse zu schaffen, schwelgt Marian Quinn in der Zeit ihrer eigenen Jugend.
Ein beschaulich ruhiger und archaischer Film ist daraus geworden, der auf einem
zwar preisgekrönten, aber recht mageren Drehbuch basiert. Abgesehen von
der Girl Meets Boy-Story wird noch ein Vater-Tochter-Konflikt angerissen, dessen
Ausgang offen gelassen wird und der lediglich den Zweck erfüllt, den vermeintlich
initiationsauslösenden Konflikt heraufzubeschwören.
Maeves Initiationsprozess ist es auch,
der in dem Coming-of-Age-Film am wenigsten überzeugt, da er mit keinem
selbstbestimmten Handeln der Protagonistin einhergeht. Im Gegensatz etwa zu
Catherine Breillats Ein
Mädchen (Une vraie jeune fille, 1976) aus ebendieser Zeit, im Vergleich
zu dem die Schwächen von Quinns Film offensichtlich hervortreten. Die Story
wird in beiden Filmen vom Standpunkt der jeweiligen Protagonistin aus erzählt,
wenngleich sie bei Breillat wesentlich drastischer, aber auch emanzipierter
entworfen wird. Durch den Kunstgriff des inneren Monologs wird dort zudem die
Psychologie des Mädchens verständlich. Quinn bewahrt dagegen stets
eine gewisse Distanz. Anstatt ihrer Heldin mit der Kamera auf den Leib zu rücken,
setzt sie Songs wie „I’m a woman“ von Jerry Leiber und Mike Stoller oder „Boys
keep swinging“ von David Bowie ein, um die Handlung zu kommentieren.
In 32
A haben wir es allerdings
auch mit einer recht passiven Hauptfigur zu tun, der ganz alltägliche Dinge
eher zustoßen, als dass sie durch sie herbeigeführt werden. Das immer
wiederkehrende Motiv des Büstenhalters soll auf die Überwindung der
Schwelle vom Kind zur Frau verweisen, ungeachtet dessen, dass damit lediglich
eine körperliche und nicht eine geistige Entwicklung versinnbildlicht werden
kann. Ein Coming-of-Age-Film sollte mehr zu bieten haben als das.
Arwen Haase
Dieser Text ist zuerst erschienen
in: www.critic.de
32A
– It’s a girl thing
Shane McDaid, Ailish McCarthyIrland / Deutschland 2007 – Originaltitel: 32A – Regie: Marian Quinn – Darsteller: Ailish McCarthy, Shane McDaid, Sophie Jo Wasson, Orla Long, Riona Smith, Aidan Quinn, Orla Brady, Jack Kavanagh, Liam Weir – Fassung: O.m.d.U. – Länge: 89 min. – Start: 25.6.2009
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