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French Connection
Neben
„The Exorcist“ (1973) und „To Live and Die in L.A.“ (1985, mit William L. Petersen,
Willem Dafoe und John Turturro) gehört „The French Connection“ für
mich zu den besten Filmen William Friedkins. Exzellent untermalt mit der Musik
des Jazztrompeters und Bandleaders Don Ellis (1934-1978) gehört der Film
heute zu den Klassikern unter den Thrillern. Der mit fünf Oscars (bester
Film, beste Drehbuch-Adaption, bester Hauptdarsteller [Gene Hackman], beste
Regie und bester Schnitt) sowie weiteren drei Nominierungen bedachte Thriller
gilt manchen sogar als die „Mother of all Action-Movies“.
New York City. Die
befreundeten Detectives „Popeye“ Doyle (Gene Hackman) und „Cloudy“ Russo (Roy
Scheider) langweilen sich herum. Sie haben mehr Junkies in einem Jahr festgenommen
als ihre Kollegen, aber letztlich nur kleine Fische. Ihr Chef (Eddie Egan) ist
zudem nicht besonders erfreut über die „außergewöhnlichen“ Methoden,
mit denen insbesondere Doyle seinen Beruf ausübt. Doyle schleppt Russo
in ein Restaurant, in dem sich einige tatsächliche bzw. vermeintliche Gangster
treffen. Zu ihnen gehört Sal Boca (Tony Lo Bianco), den Doyle für
einen Drogendealer hält. Er und Russo beobachten Boca, nachdem ihnen ein
V-Mann in der Drogenszene berichtet hat, die ausgetrocknete Szene warte auf
eine Riesenlieferung aus dem Ausland. Mit Mühe können die beiden Cops
ihren Vorgesetzten dazu überreden, Bocas Telefon für eine Zeitlang
anzapfen zu dürfen, um hinter dessen Kontakte zu kommen. Schnell erfahren
sie, dass ein französischer Groß-Dealer namens Alain Charnier (Fernando
Rey) sich in New York aufhält. Charnier hat den französischen TV-Star
Devereau (Frédéric de Pasquale) dazu überreden können,
in dessen Auto 60 kg hochwertiges Heroin zu verstecken, um es über Boca
an den Edel-Dealer Weinstock (Harold Gary) für eine beträchtliche
Summe zu verkaufen.
Charnier,
der mit seinem Killer Nicoli (Marcel Bozzuffi) in New York aufgetaucht ist,
ist ein gewiefter Hund. Schnell merkt er, dass die Polizei ihn, Boca und die
anderen Beteiligten beschattet. Doyle und Russo haben zudem ein anderes Problem.
Ihr Chef musste akzeptieren, dass angesichts der erwarteten Menge an Rauschgift
das FBI in den Fall eingeschaltet wird. So wird Doyle der FBI-Agent Mulderig
(Bill Hickman) zur Seite gestellt, der Doyle vorwirft, bei einem früheren
Einsatz für den Tod eines Kollegen verantwortlich zu sein. Die Jagd beginnt.
Doyle erkennt sehr schnell, das der Franzose Charnier ein erfahrener Großdealer
ist, dem er nicht auf die leichte Art beikommen kann …
„French
Connection“ ist – an Originalschauplätzen v.a. in Brooklyn gedreht und
nach einem Bericht von Robin Moore einer tatsächlichen Begebenheit aus
den 60er Jahren in New York nachempfunden – ein sehr realistisch wirkender Film.
Owen Roizman filmte ein New York, das wenig mit Manhattan und noch weniger mit
dem Glanz der amerikanischen Großstadt zu tun hat. Hinterhöfe, abseits
gelegene, teilweise verfallene Gebäude, wenig ansehnliche Teile Brooklyns
vermitteln ein ganz anderes Bild von New York, als man es aus Glanzberichten
des Fernsehens oder auch anderen Kinofilmen kennt. Nicht nur das. Friedkin erzählt
eine zum einen in extrem nüchternen Eindrücken gehaltene, zum anderen
von durchaus kritischen Tönen untermalte Geschichte über die Polizeiarbeit
zweier Cops, die sich – vor allem was Hackmans Doyle betrifft – kaum von den
verbrecherischen Methoden der Dealer unterscheidet. Doyle ist ein ziemlich ekelhafter,
teilweise sadistischer, wenn auch nicht völlig unsympathischer Cop. Er
schimpft auf alle „Ausländer“, sprich: vor allem auf die „Drecks-Puerto-Ricaner“,
die angeblich nichts anderes zu Wege bringen, als mit Drogen zu handeln. Den
französischen Großdealer Charnier – extravagant und gerissen gespielt
von Fernando Rey – tituliert er als „Froschfresser“. Doyle ist in seinen Methoden
alles andere als zimperlich. Selbst sein Chef wirft ihm vor, genauso süchtig
in bezug auf die erfolgreiche Festnahme von Junkies oder Dealern zu sein wie
diese in bezug auf Drogen und Geld.
Als
in einer der Anfangsszenen Doyle und Russo den Dealer Boca in einem Restaurant
beobachten, spürt man in Doyles Gesicht den ganzen Hass auf so einen wie
Boca, aber auch den Neid gegenüber solchen Leuten. Dieser Schweinehund
hat es zu etwas gebracht, zu mehr Geld, als Boyle jemals beim New York Police
Department verdienen wird, Frauen, die um ihn herum schwirren usw. Doyle ist
ein fanatischer Cop. Der Erfolg, die Festnahme, stehen ihm über alles.
Dafür geht er auch über Leichen. Doyle hat sein ganzes Leben darauf
verwettet, Dealer – ob große oder kleine – dingfest zu machen. Er ist
selbst süchtig: auf Verbrecher. Als der „Froschfresser“ Charnier auftaucht,
wird Doyles Hass und Ehrgeiz noch größer. Er beobachtet – in eisiger
Kälte – wie Charnier und sein Adjutant und Killer Nicoli in einem vornehmen
Restaurant ebenso vornehm speisen, während er nur einen lauen, dünnen
Kaffee von Russo serviert bekommt. Doyle ist nicht dumm, aber Charnier ist gerissener.
Zu den besten Szenen des Films zählt jene, in der Doyle Charnier zu Fuß
in der Metro-Station verfolgt. Charnier hat längst erkannt, dass Doyle
Cop ist. Er steigt in die Metro, wieder aus, wieder ein. Doyle versucht krampfhaft,
an Charniers Fersen zu bleiben, aber der hat ihn rasch überlistet und winkt
ihm schadenfroh aus der U-Bahn zu, während Doyle voller Wut seinen Hut
auf den Boden wirft.
Sehenswert
ist auch die Szene, als Doyle von Nicoli vom Dach aus beschossen wird. Nicoli
will ihn töten, weil Charnier Doyle für den gefährlichsten der
vier Cops hält, die hinter ihm her sind. Der Anschlag, bei dem eine Frau
angeschossen wird, misslingt. Nicoli flüchtet in der Metro – die an dieser
Stelle überirdisch fährt. Er tötet einen Schaffner, der Fahrer
bekommt vor Angst einen Herzanfall. Die Metro rast durch die Haltestellen. Doyle
beschlagnahmt ein Auto und verfolgt die Metro in einer Irrsinnsfahrt, überfährt
fast eine Frau mit Kinderwagen, demoliert das Auto – bis er Nicoli stellen kann.
Doyle kennt keine Grenzen. Ein Action-Thriller der High-Class, den William Friedkin
in einer düsteren, nassen, kalten und skrupellosen Atmosphäre des
New Yorks der 70er Jahre inszenierte – mit einer grandiosen Besetzung, aus der
vor allem Gene Hackman, aber auch Roy Scheider und Fernando Rey hervorstechen.
Ein Portrait über einen hasserfüllten, desillusionierten Cop, der
als Einzelkämpfer bereit ist, alles für den Erfolg seiner Polizeiarbeit
zu tun. Ein Klassiker.
Ulrich
Behrens
Dieser
Text ist zuerst erschienen bei CIAO.de
Zu
diesem Film gibt’s im archiv
der filmzentrale mehrere Kritiken
French Connection
[The French Connection] USA 1971
Start:
14.01.1972
Verleih:
Fox
Laufzeit:
104
FSK:
16
Drehbuch:
Ernest Tidyman
Regie:
Williams Friedkin
Darsteller:
Gene Hackman, Roy Scheider, Fernando Rey, Tony LoBianco, Bill Hickman, Harold
Gary, FriMeric de Pasquale, Arm Rebbot, Sonny Grosso, Marcel Bozzuffi, Ben Marino
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