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Don’t
Come Knocking
Wenig
Monument, viel Valley
Ein
alternder Westernheld verschwindet aus laufenden Dreharbeiten und reitet durchs
Monument Valley davon – was man sich als das Ende eines sehr schönen Films
denken könnte, ist hier der Anfang eines nicht ganz so schönen. Wim
Wenders hat sich wieder einmal den amerikanischen Westen vorgenommen und stelzt
durch eine Story voller hölzerner Figuren, desorientierter Darsteller und
zerdehnter Mir-doch-egal-Passagen.
Sam
Shepard, zugleich der Autor des Drehbuchs, spielt den gealterten Womanizer,
der vom Set abhaut, seine alte Mama besucht und sich auf die Suche nach der
Vergangenheit macht, und schreitet dabei mit solch stoisch selbstgerechter Unbewegtheit
durch die Szenen, daß man genausogut ein Plakat mit seinem Gesicht durch
die Gegend tragen könnte. Wäre er vom Set dieses Films einfach davongeritten,
der Verlust wäre nicht groß, aber er bleibt bei uns, und wir lernen
eine Handvoll überraschungsarmer Klischeefiguren kennen. Sein verlorener
Sohn, Bohemien irgendwo zwischen Sturm und Drang und Empfindsamkeit, wirft gern
mal seinen gesamten Hausrat aus dem Fenster; als dessen Freundin muß die
talentierte Fairuza Balk, von der man gern mal etwas anderes sehen würde,
leider wieder dieselbe White-Trash-Zicke geben, die sie immer gibt. Jessica
Lange kann ihrer schemenhaften Figur keine Konturen geben, Tim Roth ist als
stocksteif agierender Agent genauso überflüssig wie Mel Gibson als
stocksteif agierender Agent in "Million Dollar Hotel", Sarah Polley
ist ätherisch und desorientiert, einzig Eva Marie Saint zieht sich würdevoll
aus der Affäre und hat, nebenbei bemerkt, in der ansonsten geisttötenden
Synchronfassung eine Sprecherin von einsamer Großartigkeit abgekriegt.
So
eiert die Handlung durch den Mittleren Westen, und bei vielen Szenen fragt man
sich, ob sie einfach so unbeholfen inszeniert sind und daher unfreiwillig komisch
wirken, oder ob die Komik Absicht ist, womit wir auf dem Niveau einschlägiger
Amateur- und Studentenfilme angelangt wären, die sich im Amüsement
über die eigene Lustigkeit völlig selbst genügen. Die Story –
alter Knacker findet seine verlorenen Kinder und sucht die verflossene Vergangenheit
– ist vorhersehbar und so unspannend erzählt, daß auch das Eintreten
des Vorhersehbaren keinen greifbaren Spaß macht. Einzig Franz Lustigs
Kameraarbeit ist makellos und rettet einen über ereignisarme Stunden hinweg.
Es
war schon immer Wim Wenders’ Spezialität, die Leere der amerikanischen
Landschaft mit der entdramatisierten Langeweile des deutschen Autorenfilms zu
verbinden. Wo das Land keine Geschichte hat und die Geschichte kein Land gewinnt,
entsteht ein Film, der viel behauptet, aber nichts sagt.
Dietrich
Brüggemann
Dieser
Text ist zuerst erschienen im:
Zu
diesem Film gibt’s im archiv mehrere
Texte
Don’t
Come Knocking
Deutschland
2005 – Regie: Wim Wenders – Darsteller: Sam Shepard, Jessica Lange, Tim Roth,
Gabriel Mann, Sarah Polley, Fairuza Balk, Eva Marie Saint, Tom Farrell, Kurt
Fuller, James Roday, Marley Shelton – Prädikat: wertvoll – FSK: ab 6 –
Länge: 122 min. – Start: 25.8.2005
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