zur startseite
zum archiv
Deutschland
im Herbst
Es
(ge)friert in Deutschland
„An
einem bestimmten Punkt der
Grausamkeit
angekommen, ist es
schon
gleich, wer sie begangen hat:
sie
soll nur aufhören.”
(8.
April 1945, Frau Wilde, 5 Kinder)
• EIN
BEGRÄBNIS •
Ein
Begräbnis. Nicht irgendeines. Das des Arbeitgeberpräsidenten Hanns
Martin Schleyer, ermordet von Mitgliedern der Roten Armee Fraktion. Kränze.
Die Fahnen von Esso am Rande des Friedhofs. Prominenz, Filbinger, Quandt, Flick,
Kohl, Rommel, von Brauchitsch. Viele schweigen, einige reden miteinander.
• „DEUTSCHER
HERBST” •
Ein
„Kommando Siegfried Hausner” hatte in monatelangen Vorbereitungen die Entführung
des unter „Sicherheitsstufe 1” stehenden Hanns Martin Schleyer vorbereitet,
um die Freilassung der in Stammheim einsitzenden Gefangenen Ensslin, Raspe und
Baader zu erpressen. Die Begleiter des Arbeitgeberpräsidenten werden am
5. September 1977 auf offener Straße erschossen. 119 Schüsse sollen
gefallen sein. Nachrichtensperre, Hausdurchsuchungen, Rasterfahndung, Pannen
bei den Ermittlungen, schwere und zumeist unhaltbare Vorwürfe gegen „Intellektuelle”,
die der Sympathie mit der RAF bezichtigt werden.
Schleyer
und seine Entführer sind nicht zu finden. 38 Tage später entführt
ein „Kommando Martyr Halimeh” das Flugzeug „Landshut”. Nach einem Irrflug landet
die Maschine schließlich in Mogadischu. Man schreibt den 17. Oktober 1977.
Einen Tag zuvor hatten die Entführer den Flugkapitän Jürgen Schumann
vor den Augen der Passagiere in den Kopf geschossen und getötet. Der somalische
Präsident Siad Barre erteilt der Bundesregierung schließlich die
Erlaubnis, die sog. GSG 9, eine Eliteeinheit des Bundesgrenzschutzes, in Mogadischu
einzusetzen, um der Geiselnahme ein Ende zu setzen. Hans-Jürgen Wischnewski,
Staatsminister im Bundeskanzleramt, leitet von Seiten der Bundesregierung die
Aktion. Am 18. Oktober stürmt die GSG9 die „Landshut”, tötet drei
der vier Geiselnehmer und befreit alle Geiseln. Nur wenige Stunden später
nehmen sich in Stammheim die dort einsitzenden RAF-Gefangenen Andreas Baader,
Gudrun Ensslin und Jan Carl Raspe das Leben. Ihre „Sympathisanten”, aber auch
andere zweifeln an der Selbstmordversion, meinen, es sei unmöglich, in
den Hochsicherheitstrakt Stuttgart-Stammheim Waffen einzuschmuggeln. Einen Tag
später findet man den toten Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer
im Kofferraum eines Autos in Mühlhausen im Elsass.
Die
Ereignisse im September und Oktober 1977 sind als „deutscher Herbst” in die
Geschichte eingegangen – nicht nur wegen der dramatischen Entwicklung in Stammheim,
Mogadischu und der Entführung und Ermordung Schleyers. Der „deutsche Herbst”
war auch der Höhepunkt einer Auseinandersetzung, in der eine gespenstische
Atmosphäre in der Bundesrepublik entstand: eine Atmosphäre der Angst,
des starken Staates, der Verfolgung, der Beschuldigung und des Verdachts. Nicht
nur Heinrich Böll und Peter Brückner z.B., sondern auch viele andere
„Intellektuelle” wurden der geistigen Sympathie mit den Terroristen beschuldigt,
weil sie zur staatlichen Mäßigung aufriefen oder eine Diskussion
um die Missstände der deutschen Gesellschaft forderten. Der Staat reagierte
auf die RAF nicht nur mit rechtsstaatlich zweifelhaften Konstrukten wie dem
Kontaktsperregesetz (das auch unter namhaften Juristen wie Ernst-Wolfgang Böckenförde
scharfe Kritik hervorrief). Die gespenstische Atmosphäre des deutschen
Herbstes kulminierte v.a. in einem Höchstmaß an Sprachlosigkeit und
einem Maximum an Diskussionsdefizit. Während die Mitglieder der RAF sich
weit von jeglicher realistischen Einschätzung der bundesrepublikanischen
Situation entfernt und zu einer Politik des „der Zweck heiligt alle Mittel”
gegriffen hatten, nutzten die politischen Verantwortlichen die Situation zu
einer drastischen Verschärfung staatlicher Eingriffsrechte in die Grundrechte,
statt eine breite gesellschaftliche Diskussion um die Situation der Bundesrepublik
Deutschland zu initiieren. Nicht Freiheit schrieb man auf die eigenen Fahnen,
sondern den „Kampf gegen die Feinde der Freiheit”.
In
dieser äußerst gespannten Situation taten sich die Regisseure Fassbinder,
Kluge, Reitz, Schlöndorff u.a. zusammen, um ihre Eindrücke von dieser
Atmosphäre und der Situation nach dem Mord an Schleyer zu visualisieren
– ein bis dato einmaliges Projekt in der Filmgeschichte der Bundesrepublik Deutschland.
• HYSTERIE
•
Rainer
Werner Fassbinder schildert seine Gefühle in einer 30 Minuten des Films
dauernden „Alltagsgeschichte”: er und sein langjähriger Freund Armin Meier
in ihrer Wohnung. Während Fassbinder mal verzweifelt, mal ruhelos, mal
aggressiv oder auch depressiv auf die Entwicklungen nach dem Mord reagiert,
ständig telefoniert und Kette raucht, scheint für Armin die Welt in
Ordnung: Man müsse die „Landshut” einfach in die Luft sprengen und die
Gefangenen in Stammheim erschießen. Fassbinder schmeißt ihn raus,
holt ihn wieder rein. Im Wechsel mit diesen Szenen sieht man ihn im Gespräch
mit seiner Mutter Lilo Pempeit, die dafür plädiert, sich nicht öffentlich
zur Situation zu äußern. Wer wisse schon, wer einem daraus einen
Strick drehe. Zwischen beiden entsteht ein hilfloser Streit um Demokratie, Meinungsfreiheit,
Staat. Für Lilo sind die RAF-Leute mehr als nur „einfache” Mörder.
Das damalige verbreitete Gemisch aus Hysterie, Angst und Hilflosigkeit manifestiert
sich in diesen „privaten” Szenen in eindrücklicher Weise.
– Zweiter
Satz aus Haydns Kaiserquartett (Musik der späteren deutschen Nationalhymne)
–
• VERLORENE
GESCHICHTE •
Gaby
Teichert (Hannelore Hoger) ist auf der Suche nach den Grundlagen der deutschen
Geschichte. Mit dem Spaten ist die Geschichtslehrerin unterwegs im Schnee und
gräbt: entweder einen Unterstand für den dritten Weltkrieg oder auf
der Suche nach vorgeschichtlichen Funden.
„Selbstmord
begeht, wer nicht in diese Welt passt.”
Alexander
Kluge sammelt Fragmente der deutschen Geschichte. Er zeigt Feldmarschall Rommel,
den Vater des (damaligen) Oberbürgermeisters von Stuttgart, den 1944 der
Staat durch Gift getötet hat, um ihm dann – in Anwesenheit auch seines
Sohnes – mit einem Staatsbegräbnis zu „ehren”.
– Zweiter
Satz aus Haydns Kaiserquartett (spätere Nationalhymne) –
Gaby
Teichert hat Krach mit der Obrigkeit. Ihre Auffassung von Geschichte, meint
ihr Vorgesetzter, sei wie ein Gemisch aus Kraut und Rüben. Doch Gaby Teichert
versucht nur, die Dinge in ihrem Zusammenhang zu sehen.
Kluge
zeigt Ausschnitte, Bruchstücke deutscher Geschichte, die Trauerfeier im
Betrieb von Daimler Benz, in dem für drei Minuten die Arbeit ruht, und
Ausschnitte aus der offiziellen Trauerfeier mit Walter Scheel als Redner.
Neben
diesen zweifellos schwierigen, bei manchen Widerspruch hervorrufenden, aber
nichtsdestotrotz „überraschenden” Vergleichen lenkt Kluge in seinem Beitrag
des Films das Hauptaugenmerk auf den Verfall von Zusammenhang. Er verdeutlicht
den fragmentarischen, zerrissenen Blick auf die deutsche Geschichte, der die
Öffentlichkeit beherrscht, den Verlust von Zusammenhang, den Verlust einer
verlorenen oder vielleicht nie richtig vorhandenen (höchstens in der akademischen
Geschichtswissenschaft existierenden) Sicht, die das „Geronnene”, das, was gerade
(1977) geschieht, aus einem tradierten Kontext herausreißen will und herausreißt,
um es in der Isolation als Geschichtliches zu vernichten. So wird die RAF zu
einem kriminellen Haufen – und nicht mehr – und der Staat zu dem, was er selbst
von sich behauptet und wie er sich selbst gerne sehen möchte und wie er
von der Öffentlichkeit gern gesehen werden will – und nicht mehr.
Kluge,
dessen fast schon „genealogische” Sicht von Geschichte in seinen später
z.T. mit Oskar Negt veröffentlichten Texten deutlich und in aller Fülle
zum Ausdruck kommen wird (etwa in „Geschichte und Eigensinn”, 1993, oder „Chronik
der Gefühle”, 2000), visualisiert den Verlust von Zusammenhang in seinem
Beitrag konsequent auch als Umdeutung (personaler) Identität durch das
Defizit historischen Denkens in einen jämmerlichen Gewinn von Fixierung
des Identischen als etwas Geronnenem ohne Geschichte: Ich bin Ich, was ich war
und sein werde, ist verloren.
Die
Bundesrepublik Deutschland „präsentiert” sich darin (auch im Verhalten
ihrer staatlichen Organe) als etwas Geschichtsloses wie die handelnden Personen
als „Typen”. Die hysterische und angstschwangere Stimmung des „Deutschen Herbstes”
resultiert in dieser Sicht aus einer „horizontalen” Konfrontation (Staat kontra
RAF) ohne „vertikale” Tradition: Der Nationalsozialismus geriert so zur abgeschlossenen
„Sache”, zum „Betriebsunfall” in Deutschland, mit dem das „neue Deutschland”
nichts mehr zu tun hat. Und die RAF? Ihre Ent-Historisierung im Kontext der
Nachkriegsgeschichte wird auf den „Fluchtpunkt Gewalt” zurechtgestutzt und so
(vermeintlich) handhabbar gemacht.
– „Was
wird bloß aus unseren Träumen in diesem zerrissenen Land” (Wolf Biermann)
• NACH
DER RAF •
Horst
Mahler im Gefängnis, sieben Jahre hinter sich, sieben vor sich. Helmut
Griem interviewt Horst Mahler, der trotz aller Distanz zu seiner Entwicklung
innerhalb der extremen Linken um die RAF herum seine Verwurzelung in der marxistisch-leninistischen
Tradition nicht abschütteln kann. Er kann es eben nicht. Und dass er sich
Jahrzehnte später in die nationalsozialistische Tradition einreihte, ist
eines der bei näherem Hinsehen kaum verwunderlichen Auswüchse einer
autoritär orientierten deutschen Linken, die das Gewalttätige und
die Sehnsucht nach dem Staatlichen nie so abschütteln wollte. Der Mord
an Schleyer, sagt er im Interview, markiere die Krise der deutschen Linken.
Der moralische Rigorismus der extremen Linken habe sich zur Skrupellosigkeit
gesteigert. Aber man habe nicht begriffen, dass das Volk einen nicht begreife.
– „Es
ist niemals süß und angenehm, für’s Vaterland zu sterben”
(Hanns
Martin Schleyer aus der Geiselhaft in einem Brief an von Brauchitsch, Unternehmer)
Weitere
Geschichtssplitter Kluges:
Von
der Maas bis an die Memel …
Auf,
auf zum Kampf … (kommunistisches Arbeiterlied)
Ernst
Thälmann
Rosa
Luxemburg: Sozialismus oder Barbarei
Die
Bundeswehr bei einem Manöver. Befehl und Gehorsam.
Herbert
Wehner begründet auf dem SPD-Parteitag die Notwendigkeit des Kontaktsperregesetzes.
Max
Frisch meint eben dort, der starke Staat könne vielleicht vieles, aber
nicht die Resignation abschaffen. Es gelte vor allem Demokratie herzustellen,
nicht so sehr sie zu verteidigen.
• SOPHOKLES
UND DAS DEUTSCHE FERNSEHEN •
Heinrich
Böll lässt ein Gremium von Fernsehverantwortlichen (gespielt u.a.
von Mario Adorf, Heinz Bennent, Joachim Bissmeier und Dieter Laser) am runden
Tisch zusammenkommen, die darüber entscheiden wollen, ob Sophokles Antigone
(gespielt von Angela Winkler, Franziska Walser, Manfred Zapatka und Helmut Griem)
im Programm erscheinen darf. Schließlich enthält das Stück:
GEWALT. Und es besteht die Gefahr, der Nähe zum Terrorismus bezichtigt
zu werden.
– „Gab
es im 5. Jahrhundert vor Christi ‚terroristische Weiber’?”
Allein
der Text im Stück „… Gewaltiges zu künden” zwingt zur Distanzierung!!
Man lässt die Schauspielerinnen von Antigone und Ismene einen Text vorlesen,
in dem sie sich – auch stellvertretend für das gesamte Ensemble bis hin
zur Putzfrau von dem „gewaltigen” und „gewalttätigen” Text distanzieren.
Aber das klingt so lächerlich, dass man das Stück lieber gleich ganz
absetzt.
Bölls
Mediensatire gestaltet sich nicht etwa als (völlig) übertrieben. Tatsächlich
wurde 1977 der Druck auf die Medien, insbesondere auf das Fernsehen, von allen
möglichen Seiten drastisch erhöht. Die Feigheit so manches Medienverantwortlichen
führte zu einer zeitweisen Gleichschaltung der öffentlich-rechtlichen
Anstalten im Sinne der staatlichen Vorgaben.
• NOCH
EIN BEGRÄBNIS •
Baader,
Ensslin und Raspe tot. Der Oberbürgermeister von Stuttgart, Manfred Rommel,
entscheidet schnell. Aus humanitären Erwägungen sollen die drei Toten
auf dem Stuttgarter Dornhaldenfriedhof beerdigt werden. Ein Wirtsehepaar entscheidet
sich spontan, das Beerdigungsessen für die Angehörigen durchzuführen.
Der Wirt meint, er finde es unmöglich, dass andere Gaststätten den
Angehörigen dies verweigert hatten.
– Donnerstag,
der 27. Oktober 1977, Dornhaldenfriedhof.
Der
Friedhof liegt in einer Art Senke und ist grundwassergefährdet. Hunderte
von Menschen, teilweise vermummt; einige heben die Faust aus Solidarität
mit den Toten: „Sympathisanten” – ein fast so furchtbares und Furcht erregen
sollendes Wort wie „Terrorist”. Aufregung, Dutzende von Kameras der mitlaufenden
Journalisten. Am Rande des Friedhofs berittene Polizei, Polizei im Wartestand.
Ferngläser, Polizeiautos, Hubschrauber. Die gespenstische Atmosphäre
des „deutschen Herbstes” macht auch vor dem Friedhof nicht halt.
Sympathie
mit den „Genossen”. Man hat ihre Mittel nicht für gut befunden, aber angesichts
dessen, was mit ihnen geschehen ist, trete dies in den Hintergrund, meint ein
unerkannt bleibender Redner.
– Sprechchöre:
„Polizei = SA”. „Mörder!!!”
Festnahmen,
leichte Prügeleien, nachdem irgendwer ein Auto demoliert hat. „Sieg Heil!”
schallt es den Polizisten entgegen. Die Assoziation ist klar.
Das
Grab wird geschlossen. Ein Kranz, ein Band, auf dem steht „Den ermordeten Genossen”.
Dann
geht man nach Hause, eine Mutter mit einem kleinen Kind hält den Daumen
in den Wind. Einzelne Kontrollen durch die Polizei.
Haydns
Kaiserquartett.
Joan
Baez:
„Here’s
to you, Nicola and Bart
Rest
forever here in our hearts
The
last and final moment is yours
That
agony is your triumph.”
(Joan
Baez: Here’s to You)
• KOMMT
DER WINTER NACH DEM HERBST? •
„Deutschland
im Herbst”, eine Mischung aus gezielter Dokumentation, Archivaufnahmen, Spielszenen
(es gibt noch zwei, drei, die ich hier nicht erwähnt habe), ist eine furchterregende
und durch Furcht entstandene Montage der genannten Regisseure und Drehbuchautoren
über einen Abschnitt der deutschen Geschichte, dessen mögliche Folgen
wahrscheinlich heute noch nicht absehbar sind. Rasterfahndung, Hochsicherheitstrakt,
Kontaktsperregesetz, § 129 a (Bildung terroristischer Vereinigungen) sind
„nur” einige juristische Begriffe, Gesetze, die nur den äußeren Rahmen
für eine Entwicklung markieren, in deren Verlauf so etwas entstand wie
die Entfremdung der Politik von der Gesellschaft. Das mag hoch gepokert klingen.
Und sicherlich gibt es weitere Ursachen für das, was z.B. Kluge und Negt
später die Entpolitisierung der Gesellschaft genannt haben. Doch in dieser
Zeit entstand – auch das wollte der Film trotz seiner aus der Aktualität
heraus entstandenen Brisanz und trotz der Unmittelbarkeit der Ereignisse, der
Verhaftung der Filmemacher am gerade Geschehenen – so etwas wie ein Riss durch
die Gesellschaft.
Obwohl
die RAF in der dritten Generation noch einige Jahre eine Blutspur durch das
Land zog, bis sie durch eine Erklärung ihre Selbstauflösung bekannt
gab, war der „deutsche Herbst” nicht nur der Anfang ihres Endes. Der Herbst
1977 war auch eines jener Momente in der deutschen Nachkriegsgeschichte, die
zu einer weiteren Zentralisierung des Staatlichen als etwas von der Gesellschaft
immer deutlicher Abgekapselten führte. „Es ist niemals süß und
angenehm, für’s Vaterland zu sterben”, hatte Hanns Martin Schleyer kurz
vor seiner Ermordung an seinen Freund aus der Wirtschaft, von Brauchitsch, geschrieben.
Sein Sohn hatte noch versucht, durch eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts
die staatlichen Organe zu zwingen, mit den Entführern zu verhandeln. Das
Gericht wies seinen Antrag zurück. Schleyer wurde zum Opfer des Terrors
und der Staatsräson. Demokratie war nach 1977 nicht mehr das, was sie vorher
war. Die Linke war nach 1977 nicht mehr das, was sie vorher war. Auf der Strecke
blieb eine (öffentliche) Diskussionskultur, die in Deutschland sowieso
nie besonders ausgeprägt war, ein Umstand, der durch den zunehmenden Einfluss
der visuellen Medien als Surrogat für öffentliche Diskussion nur schwer
übertüncht werden kann.
„Deutschland
im Herbst” ist ein wichtiges Stück dokumentierter und kommentierter Zeitgeschichte.
•
D V D •
Sprache:
Deutsch (Dolby Digital 1.0)
Bildformat:
4:3, 1.66:1
Dolby,
HiFi Sound, PAL
DVD
Erscheinungstermin: 19. Oktober 2004
Preis
(Stand 23.3.2005): jpc € 14,99; amazon: € 16,99)
Die
von Arthaus herausgegebene DVD bietet den Film in ausgezeichneter Bild- und
Tonqualität. Sie enthält darüber hinaus ein teilweise interessantes
Interview mit Volker Schlöndorff, der im Rückblick über die Entstehung
des Films erzählt, sowie ein kürzeres Interview mit Juliane Lorenz,
der ehemaligen Lebensgefährtin Fassbinders.
Wertung:
10 von 10 Punkten.
Prädikat:
Besonders wertvoll.
Ulrich Behrens
Dieser
Text wurde zuerst publiziert bei: www.follow-me-now.de
Zu
diesem Film gibt’s im archiv der filmzentrale mehrere
Texte
Deutschland
im Herbst
(Int.
Titel: Germany in Autumn )
Deutschland
1978, 123 Minuten (DVD: 119 Minuten)
Regie:
Alf Brustellin, Hans Peter Cloos, Rainer Werner Fassbinder, Alexander Kluge,
Maximiliane Mainka, Beate Mainka-Jellinghaus, Edgar Reitz, Katja Rupé,
Volker Schlöndorff, Peter Schubert, Bernhard Sinkel
Drehbuch:
Heinrich Böll, Alf Brustellin, Hans Peter Cloos, Rainer Werner Fassbinder,
Alexander Kluge, Maximiliane Mainka, Beate Mainka-Jellinghaus, Edgar Reitz,
Katja Rupé, Volker Schlöndorff, Peter Schubert, Bernhard Sinkel,
Peter F. Steinbach
Musik:
Ennio Morricone
Director
of Photography: Michael Ballhaus, Jürgen Jürges, Bodo Kessler, Dietrich
Lohmann, Werner Lüring, Colin Mounier, Jörg Schmidt-Reitwein, Guenter
Hoermann
Montage:
Heidi Genée, Mulle Goetz-Dickopp, Juliane Lorenz, Beate Mainka-Jellinghaus,
Tanja Schmidbauer, Christine Warnck
Produktionsdesign:
Winfried Hennig, Toni Lüdi, Henning von Gierke
Darsteller:
Heinz Bennent, Joachim Bissmeier, Dieter Laser, Enno Patalas, Manfred Zapatka,
Mario Adorf (alle TV-Mitarbeiter), Wolf Biermann, Vadim Glowna (Freiermuth),
Helmut Griem (Interviewer), Horst Mahler, Hannelore Hoger (Gabi Teichert), Armin
Meier, Rainer Werner Fassbinder, Katja Rupé (Franziska Busch), Franziska
Walser (Ismene), Angela Winkler (Antigone), Lilo Pempeit sowie Personen des
öffentlichen Lebens, v.a. aus der Politik
Internet
Movie Database: http://german.imdb.com/title/tt0077427
©
Ulrich Behrens 2005
zur startseite
zum archiv