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denn sie wissen nicht, was sie tun
Imitation
of what?
Und
warum wissen die jungen Leute es nicht? Weil sie dumm sind und nichts wissen.
Und wenn sie wissen, dass sie nichts wissen, dürfen sie sich Plato nennen
(und nicht Sokrates, denn dann wüssten sie dies immerhin), oder sich bitter
bei ihrem Papi beklagen, der ihnen doch bitteschön mal den Marsch blasen
soll.
Das
Problem mit der Jugend ist eben, dass man es ihr Recht machen soll. Von ihr,
der Jugend aus, ist nichts zu erwarten. Sie erwartet das Gesetz, sie betet es
an. Wenn das Gesetz dann schweigt, weil der Herr Vater zu schwach ist, es zu
repräsentieren, ist die Hölle los und es geschehen Dinge, für
die das Gesetz immer zu spät kommt. Dann rasen gestohlene Autos mit ehrpflichtigen
jungen Männern besetzt auf Meeresklippen zu, die jene mitsamt Inhalt nur
zu gerne verschlingen. Junge Quasi-Witwen müssen dann ganz schnell von
jemand anderem getröstet werden. Jim Stark (James Dean) macht das ganz
gut, nachdem er seine Ehre gerettet hat, nicht als Hahnenfuß gilt, und
an die Stelle seines Herausforderers Buzz treten darf, den es mit dem Auto tragisch
erwischt hat.
Judy
ist aber auch ein nettes Mädchen, wenn sie nicht schon so aussehen würde
wie ihre eigene Mutter. Aber das ist ja nur ein weiterer Beweis dafür,
dass es die Jugend gar nicht gibt, die nur an ihre eigene Abschaffung denkt.
Zentrales Beispiel dieses Films, Plato, der alleinstehende junge Mann, der Jim
sofort für seine Unabhängigkeit (ha) und Aufrichtigkeit (Papa, sag,
was ich tun soll) verehrt und genauso sein will wie sein Vorbild. Vor lauter
Rührung schläft der junge Mann zu Füßen seines Gottes und
dessen Gattin ein und erleidet einen nicht vorhersehbaren Trennungsschmerz,
als sich das frisch verliebte Paar etwas zurückzieht in die verschlungenen
Kemenaten des Zauberschlosses, und die traumatische Verlassenheit Platos sich
auswächst zum Zwang, den amerikanischen Revolverhelden zu imitieren. Aus
dieser Abdankung erwächst Jim die Gnade, selber Papi zu werden und gleich
noch in traumwandlerischer Sicherheit den Wunschberuf des Psychiaters auszuüben.
Hier könnte die fürsorgliche Polizei noch einiges lernen, wenn sie
nicht selbst schon so erschreckend empathisch wäre und einen Orden verdienen
müsste für kommunikatives Handeln avant
la lettre
(und lange bevor diese 10-Liter-Bottiche auch in old-europe start-up-tauglich
wurden).
Bei
so viel Erwachsenheit – mit zugegeben ein paar jugendehrehaften Wirrköpfen,
darunter der allerdings sehr gesprächsarme Dennis Hopper, denen die Aufgabe
zukommt, den Mythos Jugend irgendwie am Leben zu halten, gegen den doch sonst
alles spricht – kann es nur ein ganz blöder Zufall sein, dass es am Ende
doch noch Opfer zu beklagen gibt (Plato), wo sich doch alle Parteien so wunderbar
konzertant verhalten haben wie die schönen Scheinwerfer im Planetarium
und die der Autos bei dem legendären Rennen, und man zu dem Ergebnis kommen
muss, dass im Moment der Entscheidung etwas ganz Blödes im Wege steht –
eine Verhakung, ein blitzender, obwohl leerer Revolver – und Sachen entstehen
lässt, an die keine Vernunft gedacht hat. Seltsam, dass dieser Film mal
Kult war.
Dieter
Wenk
Dieser
Text ist zuerst erschienen in:
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denn sie wissen nicht, was sie tun
REBEL
WITHOUT A CAUSE
USA
– 1955 – 106 min. – Scope – FSK: ab 16; feiertagsfrei – Prädikat: wertvoll
– Verleih: Warner, Warner Home (Video) – Erstaufführung: 30.3.1956/5.3.1988
DFF 1 – Fd-Nummer: 4852 – Produktionsfirma: Warner Produktion: David Weisbart
Regie:
Nicholas Ray
Buch:
Stewart Stern
Kamera:
Ernest Haller
Musik:
Leonard Rosenman
Schnitt:
William Ziegler
Darsteller:
James
Dean (Jim)
Natalie
Wood (Judy)
Sal
Mineo (Plato)
Jim
Backus (Jims Vater)
Corey
Allen (Buzz)
Ann
Doran (Jims Mutter)
William
Hopper (Judys Vater)
Dennis
Hopper (Goon)
Rochelle
Hudson (Judys Mutter)
Virginia
Brissac (Jims Großmutter)
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