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Dancer
In The Dark
Bis
ans Ende … eine Provokation
"Es
ist einerseits gut, eine Idee zu verfolgen,
die
man für bedeutender hält als das eigene
Leben
– sonst wäre es eine arme Idee.
Andererseits
betrügt man sich dabei mit dem
Gedanken,
dass es überhaupt etwas gibt, das
größer
ist als das eigene Leben – denn das
wissen
wir nicht. Man kann sich natürlich
sagen:
Jeder muss sterben; dann ist es besser,
für
eine Idee zu sterben als ohne. Aber
meine
Filme urteilen nicht. Opfergeschichten
sind
Klischeegeschichten. In der Bibel sind
es
zugleich sehr gute Geschichten. Es
hat
mich interessiert, sie für meine
Frauenfiguren
aufzugreifen." (1)
Immer
nah dran, an jedem Gesicht, an den Gesten, den Blicken, natürlich (?) mit
der Handkamera, die Umgebung spielt eine untergeordnete bis gar keine, Menschen
und ihre Beziehungen, Emotionen, Handlungsweisen die einzige Bedeutung. Und
trotzdem ist das Kino des Lars von Trier eben Kino – die Negation fast all dessen,
was Hollywood darstellt, und trotzdem ein Kino, etwas, das zeigt, vermittelt,
das inszeniert ist von vorne bis hinten, eines, das wie in "Dogville"
die gesamte Umgebung negiert und damit eben doch stilisiert. In "Dogville"
wird ein Ort dieses Namens durch wenige Utensilien und einen hellen Grundriss
mit Schriftzügen angedeutet. Doch gerade diese Stilisierung schafft nicht
nur Raum für das fast absolute Primat der handelnden Personen in von Triers
Filmen, sondern eben auch Atmosphäre. Ein nacktes, d.h. aller "Widrigkeiten",
Objektivationen beraubte Kino stilisiert sich zu einer neuen Form, auch in "Dancer
in the Dark", einer unglaublich glaubhaften und "gefräßigen"
Geschichte, die man kaum glauben kann. Doch wenn man ihr folgt, geht man bis
zum bitteren Ende.
Viel
drastischer, näher am Mann und an der Frau als Hollywood ist Lars von Triers
Kino – wenn man ihm folgen will. Wenn nicht, dreht man sich kopfschüttelnd
um und geht.
UNGLAUBLICH,
ABER WAHR?
Eine
Tschechin namens Selma Jezkova (die isländische Sängerin Björk)
ist mit ihrem Sohn Gene (Vladica Kostic) in den 60er Jahren in irgendein Kaff
in den Staaten gezogen. Selma trägt eine starke Brille, weil sie langsam,
aber unaufhaltsam erblinden wird. Ihrem Sohn droht das gleiche Schicksal; die
Krankheit ist erblich. Diese Wahrheit jedoch verschweigt Selma ihrer neuen Umgebung,
vor allem dem Ehepaar Bill und Linda Houston (David Morse, Cara Seymor), die
die beiden Einwanderer aufgenommen haben; sie leben für wenig Miete in
einem Wohnwagen auf dem Grundstück der Houstons. Auch Bill hat ein Geheimnis:
Seine Erbschaft ist flöten gegangen, und er weiß nicht, wie er die
nächste Hypothek auf das Haus bezahlen soll.
Selma
schuftet in einer Fabrik an der Stanzmaschine und spart jeden Cent für
eine bitter notwendige Operation für ihren Sohn. Wenn Gene nicht in nächster
Zeit operiert wird, wird auch er das Augenlicht verlieren. In ihrer Freizeit
spielt Selma in einer Theatergruppe, die ein Musical probt. Für den sympathischen
Jeff (Peter Stormare), der in sie verliebt ist, hat Selma keine Zeit. Und auf
ihre mütterliche Kollegin Kathy (Catherine Deneuve), die sich um Selma
sorgt, hört diese nur selten. Selma hat nur zwei Dinge im Kopf: das Geld
für die Operation des Sohnes und das Musical.
Eine
Katastrophe nimmt ihren Lauf, nachdem Polizist Bill Selma seine finanziellen
Schwierigkeiten gebeichtet und Selma daraufhin Bill ihr schreckliches Geheimnis
offenbart hat. Bill kennt nur noch einen Gedanken: Die etwas über 2.000
Dollar von Selma könnten ihm über kurze Zeit Luft verschaffen. Bill
bekommt heraus, dass Selma das Geld in einer Schachtel versteckt hat. Er nimmt
das Geld an sich, und als Selma bei ihm auftaucht und es zurückverlangt,
weigert sich Bill. Es kommt zum Handgemenge, ein Schuss fällt aus Bills
Pistole, und Bill, am Boden liegend, hält weiterhin die Schachtel fest.
Sie müsse ihn töten, um das Geld wieder zu bekommen, sagt er. Selma,
verzweifelt, will Bill die Schachtel entreißen, doch der hält fest.
Schüsse fallen. Selma schlägt Bill auf den Kopf, bis der die Schachtel
loslässt. Bill
ist tot.
In
der Gerichtsverhandlung, in der Selma schweigt, weil sie Bill versprochen hat,
niemand über dessen Verschuldung zu erzählen, und auch schweigt, was
die Augenkrankheit ihres Sohnes betrifft – das Geld hatte sie vor ihrer Festnahme
einem Arzt (Udo Kier) gebracht, der Gene operieren soll -, wird Selma zum Tod
durch den Strang verurteilt. Der Ankläger stellt sie als skrupellose Egozentrikerin
dar, die einen brutalen Mord begangen habe. Für eine Revision müsste
Selma einen neuen Anwalt mit dem Geld bezahlen, dass für Gene gedacht ist.
Das will sie nicht …
WIE
ERZÄHLT MAN EINE SOLCHE GESCHICHTE?
UND
WAS WIRD DA EIGENTLICH ERZÄHLT?
Man
erzählt sie entweder so, dass man ihr möglichst viel Glaubwürdigkeit
beilegt, oder man erzählt sie so, dass das Unglaubliche der Geschichte
im Vordergrund steht. Man erzählt sie mithin so, dass der Leser merkt,
dass der Film Eindruck auf den Rezensenten gemacht hat, oder eben anders. Ich
erzähle sie so, dass man ihr glauben könnte. Allerdings sind Einwände
schnell formuliert. Gibt es solche uneigennützigen Heiligen wie Selma überhaupt?
Oder: Warum hat sie das Geld nicht zur Bank gebracht? Es hätte keinen Diebstahl,
keinen Mord und keine Hinrichtung gegeben.
Fragen
über Fragen türmen sich auf. Man könnte die Geschichte also auch
als moderne und modifizierte Jeanne d’Arc-Erzählung lesen. Selma opfert
sich nicht für ein Land, aber für ihren Sohn. Man könnte sie
auch als "dummen Jungenstreich" eines experimentellen Filmemachers
lesen, der sein Publikum auf die Schippe nimmt.
Aber
all das geht an einem wichtigen Punkt vorbei, oder besser an den Schnittpunkten
der Geschichte, den emotionalen und das Sozialgefüge drastisch beeinflussenden
Ereignissen, ähnlich wie in "Dogville", einem Film, in dem das
"Eindringen" einer "Fremden" die Einwohner eines amerikanischen
Ortes aus dem Normalgefüge des dortigen Lebens reißt und sie zu Bestien
werden lässt, bevor die Geschundene selbst bitter Rache nimmt. Auch in
"Dancer in the Dark" scheint Selma ein amerikanisches Provinznest
aus dem Gefüge zu reißen, aber eigentlich sind es die Einwohner selbst,
vor allem Bill, die eine "Heilige", eine "Fremde", eine
Frau, eine, "die anders ist", zu instrumentalisieren versuchen, wofür
Selma bitter büßen muss.
Man
kommt der Sache eigentlich – abseits aller Ungereimtheiten – nur näher,
wenn man das Personengeflecht – das, wofür sich die Handelnden ausgeben,
im Gegensatz zu dem, wie sie handeln – betrachtet. Und hierin ist Lars von Trier
eigentlich ein Meister. Selma wie Bill haben ein Geheimnis, das sie verbergen
wollen, angeblich um andere zu schützen. Von einer anderen Warte aus betrachtet
aber, leben sie jeder mit einer Lüge, die sie sich gegenseitig beichten.
Hinter diesen Lügen stehen Schuldgefühle – bei Selma in Bezug darauf,
dass sie ein Baby bekommen hatte, obwohl sie wusste, dass Gene die schreckliche
Augenkrankheit erben würde; bei Bill dafür, dass er seine Familie
in die Schulden getrieben hat. Hinter diesen Schuldgefühlen wiederum verbirgt
sich ein letztlich blinder Egoismus. Bei Selma kennt Liebe (zu Gene) keine Grenzen,
weil ihre Schuldgefühle zu groß sind, um zu akzeptieren, dass Gene
ohne Operation erblinden wird. Sie akzeptiert sogar den eigenen Tod, um keine
schlechte Mutter zu sein, übersetzt: um ihre Schuldgefühle los zu
werden. Lieber der eigene Tod statt ein blinder Sohn mit Mutter. Aus der Heiligen
wird so eine "gebrochene" Heilige, ein zwiespältiges Wesen –
einerseits durch bedingungslose Liebe zu ihrem Sohn, andererseits durch blinden
Egoismus getrieben.
Bill
auf der anderen Seite will seinen Schein waren, nicht in erster Linie um seine
Familie retten, sondern um sich, den hilfsbereiten Mann und ehrbaren Polizisten
zu retten. Um dies zu bewerkstelligen, scheint ihm jedes Mittel recht.
Zwischen
diesen Polen befinden sich Kathy und Jeff. Kathy will Selma "retten",
sprich: verhindern, dass sich Selma überfordert. Als sie im Isoliertakt
sitzt, will Kathy Selma wiederum retten und den Einsatz des Geldes für
die Verteidigung riskieren. Jeff andererseits will Selmas Liebe. Beide scheitern.
Freundschaft und Liebe haben in diesem Beziehungsgeflecht keine Chance. Der
Tod, das Opfer, das Menschenopfer ist die einzige Lösung, die die Gemeinschaft
wiederum kennt. In einem fadenscheinigen Prozess wird dieses Menschenopfer gezeugt.
Man
mag also gegen die Geschichte einwenden, was man will. Sie erzeugt trotzdem
– jedenfalls wenn man sie trotzdem akzeptiert, und das scheint (zunächst
einmal) schwer genug – ein Beziehungsgeflecht, dem man kaum entrinnen kann,
es sei denn man verlässt das Kino, was einer Kapitulation gleich käme.
Lars
von Trier experimentiert also mit einer jener Opfergeschichten, von denen er
selbst sagt, sie seien immer Klischeegeschichten, aber im Gegensatz zum Hollywood-Durchschnittsfilm
in einer derart von allen Nebengleisen, Abstellgleisen und Rangierbahnhöfen
"bereinigten" Art der filmischen Erzählung – er bleibt, um im
Bild zu bleiben, gnadenlos auf der Hauptstrecke -, dass es einem weh tun muss,
die Geschichte bis zu Ende zu verfolgen oder – wenn man gegen die Klischees
oder Unglaubwürdiges streitet – innerlich zerrissen, vielleicht auch erbost
nach Ende des Films auf den Balkon geht, nervös eine Zigarette anzündet
und flucht – über diesen Lars von Trier.
WIE
MACHT ER DAS?
Er
verlässt die Hauptstrecke des Zuges nicht. Er erzählt mithin geradlinig,
ohne Umschweife, ohne Abweichungen vom "Thema". Mit der Unerbittlichkeit
der Geschichte korrespondiert die Unerbittlichkeit der Erzählform, die
Unerbittlichkeit gegen Selma und die Unerbittlichkeit Selmas gegen sich selbst.
Allein das machte mich – der ich den Film innerhalb kurzer Zeit zweimal gesehen
habe – bitter, verzweifelt und trieb Tränen, schuf Verwirrung, Wut und
Verzweiflung. Beim zweiten Sehen konnte ich das Ende kaum ertragen, auch weil
ich es kannte und schon einmal gesehen hatte.
Lars
von Trier behauptet, er mache seine Filme nicht für das Publikum, er schiele
nicht auf Publikumsgeschmack usw. Er mache seine Filme aus eigenen Gefühlen
heraus vor allem für sich selbst. Insofern ist das Unglaubliche der Geschichte
eben auch der Glauben an das Unglaubliche in ihm selbst, eine Art Bedürfnis
in ihm, könnte man schlussfolgern – und in uns, auch wenn einige anderes
behaupten mögen, weil dieses Bedürfnis nach Opfergeschichten, mythologischen
Erzählungen und Heiligengeschichten irgendwo in uns allen schlummert.
Neben
dieser Geradlinigkeit (2), die sich dann in anderer Weise auch wieder in "Dogville"
zeigen sollte, löst Lars von Trier zwar nicht die Grenzen zwischen Theater
und Kino, Wirklichkeit und Inszenierung auf, aber er geht hart an diese Grenzen.
In "Dancer in the Dark" geschieht dies durch den Einsatz mehrerer
Musical-Szenen, der ganze Film scheint sich manchmal als Musical zu offenbaren,
bis der Regisseur uns wieder in die Unerbittlichkeit der Geschichte reißt.
Für Björks Selma scheint die steigende Tragik ihres Lebens nur dadurch
erleichtert werden zu können, dass sie sich in bestimmten Situation in
der Phantasie in das Musical flüchtet, so
– in
der Fabrik, als zunehmend deutlicher wird, dass sie ihren Job verlieren wird,
dass der Abteilungsleiter oder Vorarbeiter Norman (Jean-Marc Barr) kein Pardon
kennen wird, wenn sie nochmals eine Maschine zerstört, weil sie immer weniger
sieht. Im Takt zu den Maschinengeräuschen tanzen und singen Selma, Kathy
und die anderen Beschäftigten;
– direkt
nach der Tötung Bills, wodurch gegenüber der psychischen Belastung
durch den gewaltsamen Tod kurzfristig Entlastung entsteht, indem Selma mit dem
Toten und seiner Frau tanzt;
– in
der Tanzgruppe kurz vor der Verhaftung Selmas, als ihr bewusst wird, dass es
mit ihrer Teilnahme an der Gruppe vorbei ist;
– im
Gerichtssaal, in dem die Lügen Selmas – sie hatte behauptet, ein bekannter
tschechischer Schauspieler und Tänzer sei ihr Vater -, ihr Schweigen über
die Hintergründe der Tat und die Skrupellosigkeit des Anklägers zur
Verurteilung führen;
– in
der Szene, als Selma die letzten Schritte von der Todeszelle zum Galgen gehen
muss.
Als
Selma in den letzten zwei Minuten vor ihrem Tod am Galgen steht, bis der Vollzugsbeamte
sich telefonisch die Erlaubnis geholt hat, dass man sie auch ohne Verhüllung
des Kopfes hinrichten darf, singt Selma das letzte Mal, diesmal nicht mehr Musical-like.
Diese schleichende Auflösung des Musicals – in der Fabrik wirkt das alles
noch "authentisch" – bis zum Galgen, an dem der Gesang Björks
nur noch Ausdruck von Todesangst ist, setzt von Trier als parallel zur Geradlinigkeit
des Erzählten probates, ja fast schon grauenhaftes Mittel ein, um die zum
Zerbersten ausartende Atmosphäre zu unterfüttern. Der Unerbittlichkeit
entspricht die Unerträglichkeit dieser Schlussszene.
PARALLELLESARTEN
Das
Können, das sich in "Dancer in the Dark" plausibel und exemplarisch
für diesen Regisseur abzeichnet – abseits aller Einwände, die man
haben mag -, besteht in der im Film angewandten, verschachtelten und ineinander
greifenden Parallelität von Realität und Fiktion, pathetischer Opfergeschichte
mit allen möglichen dagegen vorzubringenden Einwänden und realistischer
Tragik, letztlich Tragik-freier Kunstform Musical und bitterem Schicksal usw.
Es ist diese zerreissende Spannung zwischen realistischer Erzählung und
klischeebeladener Opfergeschichte, zwischen Fernsehserie, Kino, Musical und
Schauspiel, zwischen einem skrupellosen Blick auf ein skrupelloses Amerika der
60er Jahre – denn dort spielt der Film nicht umsonst, auch wenn die Dinge auf
andere Welten übertragbar sein mögen – und Hollywood, die jedenfalls
mich an den Streifen fesselte.
Es
bleibt ausschließlich uns vorbehalten, die Grenzen zu finden, die Grenzen
zwischen dem, was "wahr" und wahrhaftig an diesem Film ist, was sich
in uns selbst gegen ihn wehrt und was in uns selbst verinnerlichte Fiktion ist,
die für unser eigenes Leben bestimmend sein könnte – und wie das alles
miteinander zusammenhängt. Und damit ist der Film auch die Frage danach,
was wir eigentlich an Hollywood finden, was in uns selbst Anziehung durch Hollywood,
durch Mythen, durch Heiligenerzählungen usw. ist.
Es
ist die Sprengkraft dieser formal in sich widersprüchlichen filmischen
Montage der mit der Handkamera aufgenommenen, dokumentarisch verfassten tragischen
Erzählung mit der fast religiös oder tatsächlich religiös
anmutenden Passionsgeschichte einer gebrochenen "Heiligen" und mit
der ganz anderen Regeln folgenden "Erzählung" des Musicals, getragen
von der hellen, klaren Stimme Björks, dem tänzerisch-verspielten und
der Tragik fernen Form, die "Dancer in the Dark" fast zu einem "ärgerlichen"
Kunstwerk machen – ärgerlich im Sinne dieser Sprengkraft, mit der Lars
von Trier an die Grenzen des Formalen ebenso geht wie an die Aufweichung der
Unterschiede zwischen Realität und Fiktion, Kino und Schauspiel. Alles
andere bleibt – wie gesagt – bei uns.
•
D V D •
Sprachen:
Deutsch (Dolby Digital 5.1) Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel:
Deutsch
Bildformat:
16:9
Dolby,
Surround Sound, PAL
Laufzeit:
134 Minuten
DVD
Erscheinungstermin: 1. August 2004
Preis:
bei amazon und jpc derzeit: € 14,99
Leider
gibt es zur von Warner Bros. und VCL herausgegebenen DVD nur wenig zu sagen.
Ton- und Bildqualität lassen nichts zu wünschen übrig. Neben
der "normalen" Version bietet die DVD Audio-Deskription sowie sprachgestützte
Menüs für Blinde und Sehbehinderte sowie zwei jeweils ca. 15 Minuten
lange Interviews mit dem Regisseur und der Hauptdarstellerin in englischer Sprache,
allerdings ohne Untertitel. Man muss also auch als Schulenglisch-Mächtiger
sehr genau hinhören. Die Interviews, leider mit der Unsitte auf die DVD
gebrannt, "abrupte" Ausschnitte daraus zu präsentieren, vermitteln
einen ungefähren Eindruck von den teilweise unterschiedlichen Vorstellungen
von Lars von Trier und Björk zur Dramaturgie des Films (während der
Drehaufnahmen soll es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen beiden gekommen
sein). Hinzu kommen noch Sequenzen von den Dreharbeiten, ebenfalls ohne Untertitel,
die zwar ganz nett sind, aber kaum zusätzliche Informationen zum Film bieten,
sowie einige Texttafeln zu Lars von Trier und Björk.
Wertung
Film: 10 von 10 Punkten.
Prädikat:
Besonders wertvoll.
Wertung
DVD: 8 von 10 Punkten.
Ulrich
Behrens
Dieser
Text ist zuerst erschienen bei:
Zu
diesem Film gibt’s im archiv mehrere
Texte
(2)
Der Regisseur drückt dies u.a. so aus: "Meine Filme versuchen immer,
einer Idee bis an ihr Ende zu folgen. Wenn man an ein göttliches Prinzip
glaubt, dann muss man auch an die Glocken im Himmel glauben. Und wenn man an
die Geschichte von ,Dancer in the Dark’ glaubt, dann muss man auch an ihr Ende
glauben. Schon bevor ich geglaubt habe, religiös zu sein, habe ich es als
billig empfunden, wie die religiöse Überlieferung nach Gutdünken
aufgeweicht wurde. Plötzlich sollte man den Garten Eden nur noch metaphorisch
verstehen – weil ein Wissenschaftler wie Darwin eine andere Theorie über
die Entstehung der Arten hatte. Wenn man sich für religiös hält,
warum glaubt man dann nicht an den Garten Eden und daran, dass die Frau aus
der Rippe des Mannes gemacht wurde? Man sollte zu seinen Überzeugungen
stehen – und ihnen bis ans Ende folgen."
(1),
(2) Aus einem Interview mit Lars von Trier in "Die Zeit" 39/2000.
Dancer
in the Dark
(Dancer
in the Dark)
Dänemark
2000, 140 Minuten (DVD: 134 Minuten)
Regie:
Lars von Trier
Drehbuch:
Lars von Trier
Musik:
Björk, Mark Bell, Richard Rodgers
Kamera:
Robby Müller
Schnitt:
François Gédigier, Molly Marlene Stensgård
Darsteller:
Björk (Selma Jezkova), Catherine Deneuve (Kathy), David Morse (Bill Houston),
Peter Stormare (Jeff), Joel Grey (Oldrich Novy), Cara Seymour (Linda Houston),
Vladica Kostic (Gene Jezkova), Jean-Marc Barr (Norman), Vincent Paterson (Samuel),
Siobhan Fallon (Brenda), Zeljko Ivanek (Staatsanwalt), Udo Kier (Dr. Pokorny)
Internet
Movie Database: http://german.imdb.com/title/tt0168629
©
Ulrich Behrens 2005
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