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Confessions
of an Opium Eater
Vincent Price irrt durch ein halluzinatorisches
Chinatown: ein rares Meisterwerk von Albert Zugsmith.
Visuelles Delir: ein Schiff im Nebel,
Frauenhandel, nach der Landung ein Kampf um die menschliche Beute. Und dann:
Vincent Price irrt auf den Spuren des Sklavenkartells durch ein unwirkliches
Studiodekor, das sich notdürftig als die im Opiumrausch halluzinierte Version
eines fiktiven Chinatown verkleidet. Eine ewige Jagd durch eine Serie sich immer
wieder neu öffnender Chinese Boxes: Falltüren, Fluchtwege, Korridore
überall, ein hastendes Voranschreiten durch eine sich ununterbrochen wandelnde
Traumlogik. Worte können der genuin andersartigen Erfahrung beim Sehen
dieses Films kaum noch Genüge tun: Albert Zugsmith, ansonsten vor allem
als Produzent (etwa von "Touch
Of Evil") bekannt,
hat in den 60ern eine Reihe von (im Hinblick aufs junge Publikum) mit Sex und
Drogen lockenden B-Pictures inszeniert, das hier ist sein (eventuell versehentlich
entstandenes) Meisterwerk, einer der ganz großen Filme Hollywoods.
Mit dem titelgebenden Buch von Thomas
De Quincey hat das übrigens nichts zu tun (außer, dass der Name für
die Figur von Price gekapert wurde), statt dessen zeigt man sich des Alternativtitels
Souls for Sale würdig, indem man entlang purer
Assoziationsketten ein undurchdringliches Netz spinnt, das den staunenden Zuseher
ständig an der eigenen Wahrnehmung zweifeln lässt. Kann eine Welt,
die sich zu gleichen Teilen aus Zwergen und Chinesen zusammensetzt, eine Welt,
in der eine seltsame, aus Glückskeksweisheiten und konfuzianischem Kauderwelsch
zusammengesetzte Sprache gesprochen wird, eine Welt, in der Tomahawks aus dem
Nichts fliegen (in Chinatown!), eine Welt, in der plötzlich der Ton versagt
und eine zehnminütige Zeitlupenflucht über Hausdächer stattfindet,
eine Welt, die vielleicht nur der (Opium-)Traum innerhalb eines anderen Traums
ist, in der der Anfang das Ende ist, kann so eine Welt – auch nur auf Zelluloid
– existieren? Eugene Louirés diagonalenberauschte Ausstattung, die alptraumintensive
Atmosphäre, die die Kamera von Joseph Biroc hervorbringt, die irrlichternde
Inszenierung von Zugsmith, die abwechselnd einem Baudelaire-Gedicht und dem
japanischen Geisterfilm zu huldigen scheint, sie sagen: Ja, es muss sie geben,
diese schreckliche, wunderschöne Welt, wo die Grenzen des menschlichen
Geists aufhören, Dienst zu tun. Mehr noch als für Shock
Corridor von Sam Fuller
möchte man für dieses Wunder eine neue Genrebezeichnung erfinden:
Cinema asylum.
Christoph Huber
Dieser Text ist zuerst erschienen
bei www.allesfilm.com
Confessions
of an Opium Eater
85
min.
Regie:
Albert Zugsmith
Buch:
Thomas De Quincey, Roman: "Confessions of an English Opium Eater",
Robert Hill: Drehbuch
Produzent:
Albert Zugsmith
Musik:
Albert Glasser
Kamera:
Joseph F. Biroc
Schnitt:
Robert S. Eisen, Roy V. Livingston
Kostüm:
Norah Sharpe, Roger J. Weinberg
Maske:
Alice Monte, William Turner
Darsteller:
Vincent Price, Linda Ho, Richard Loo, June Kyoto Lu, Philip Ahn, Yvonne Moray,
Caroline Kido, Terence de Marney, Geri Hoo, Gerald Jann, Vivianne Mankie; Miel
Saan, Joanne Miya u.v.a.
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