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Cockfighter
Auf
die Idee, ein Film über Kampfhähne könnte genau das sein, worauf
das Massenpublikum gewartet hat, muss man auch erst mal kommen. Es war die Idee
des Produzenten Roger Corman, nicht die seines Regisseurs Monte Hellman, der
dann auch alles andere als Spaß daran hatte, die Kampfszenen zu drehen,
dafür holte man einen weiteren Corman-Mitarbeiter, Lewis Teague. Und schon
der Gedanke, dass ein Roman von Charles Willeford (von dessen vergleichsweise
mildem Alterswerk um den Polizisten Hoke Moseley war noch nichts zu ahnen) eine
wunderbare Filmvorlage abgibt, muss als einigermaßen abwegig betrachtet
werden.
Das
ganze ist durchaus kongenial geraten, die Hauptfigur ist mit Warren Oates, einem
der großen amerikanischen Schauspieler der 60er und 70er Jahre, bestens
besetzt, er ist die perfekte Verkörperung des moralisch höchst ambivalenten
Willeford-Helden. Und er ist, kaum zu glauben, fast die ganze Zeit des Films
stumm; verstummt nach dem Verlust seines Kampfhahns, fest entschlossen, den
Mund erst nach dem Gewinn der wichtigsten Medaille des Hahnensports wieder aufzutun.
Er wird die Medaille gewinnen, aber die Frau verlieren (natürlich geht
es um eine Frau, in Konkurrenz zur Kampf-Obsession) und wir werden bis zum Schluss
nicht wissen, ob sie die Wahrheit sagt mit dem, was sie ihm am Ende entgegenschleudert,
nachdem er ihr den Kopf des siegreichen, aber toten Hahns in die Hand gedrückt
hat: er habe kein Herz. Für den Übermut nämlich, den er zuvor
an den Tag gelegt hat, ihrer Mutter gegenüber, hat sie ihn geliebt und
wir ihn mit ihr.
Rücksichtnahme
jedenfalls ist nicht die Stärke von Frank Mansfield; stur und ohne je sein
Inneres aufzutun geht er seinen Weg, schreckt vor dem Verschachern einer Freundin
nicht zurück, auch nicht davor, anderen Freunden das Haus unter dem Hintern
wegzuverkaufen. GTO in Hellmans "Two Lane Blacktop" erzählt jedem
eine andere Geschichte, Mansfield schweigt: verwandt sind sie sich dennoch im
Drifter-Dasein – wenngleich der Hahnenkampf, ausgerechnet, so etwas wie einen
Sinn, eine Aufgabe zu bieten scheint. Hellmans Inszenierung freilich läuft
gegen den Strich einer solch platten Psychologisierung. Die Geschichte wird
aufgesplittert in banale Alltagsszenen, die immer wieder fast unverbunden für
sich stehen. Und in denen die Zeit stehen zu bleiben scheint, in denen das Leben
auf der Stelle tritt; in denen die ganze amerikanische Existenz eine unendlich
öde Angelegenheit ist. Am hellichten Tag, den der große Cinematograph
Nestor Almendros eingefangen hat. Es gibt auch eine Schwärze des Lichts
und der Helligkeit. Bei Monte Hellman kann man sie erleben.
Roger
Cormans Kalkül übrigens ging nicht auf, Cockfighter
war einer der ganz wenigen Filme, mit denen er Geld verlor. Auch Monte Hellman
ist auf Cockfighter
bis heute nicht gut zu sprechen – ein absolutes Muss übrigens ist der Film
jedoch für alle Fans des großen Charles Willeford. Der nämlich
hat eine gar nicht kleine Nebenrolle übernommen und spielt sie, als hätte
er sein Leben lang nichts anderes getan.
Ekkehard
Knörer
Dieser
Text ist zuerst erschienen in:
Cockfighter
(USA, 1974)
Regie:
Monte Hellman
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