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Inhalt:
Ein
junger Mann wird von der Mutter einer wohlhabenden iranischen Familie für
den bekannten iranischen Filmemacher Mohsen Makhmalbaf gehalten. Als großer
Bewunderer der Filme Makhmalbafs nimmt er die Rolle auf und bietet der Familie
sogar an, in "seinem" nächsten Film mitzuspielen, sofern sie
ihm denn etwas Geld leihen. Doch der Schwindel fliegt auf und der Betrüger
muss sich vor Gericht verantworten…
Kritik:
"Das
Schweigen von Bergman schmerzt", was wie eine Abhandlung zu Bergmans berühmten
Film
beginnt, setzte Krzysztof Kieslowski in einem von ihm verfassten Essay einmal
so fort: "Gleichermaßen wie das Schweigen von Fellini, die Abwesenheit
von Buñuel und Tarkovsky, die schönen, aber nicht mehr ergreifenden
Filme von Wajda. Man muss klar sagen, dass wir, die um eine oder zwei Generationen
Jüngeren, es nicht vermocht haben, sie zu ersetzen." Seit nunmehr
sieben Jahren schmerzt auch Kieslowskis eigenes Schweigen und wir fühlen
manchmal, dass es generell eher leiser als lauter zu werden scheint: Vom jüngsten,
wunderschönen Film eines Jean-Luc Godard, Eloge
De L’Amour
(2001), wird kaum noch Notiz genommen, Bergmans neuer Film, Saraband
(2003), wird wohl nur im schwedischen Fernsehen zu sehen sein und Antonionis
Just
To Be Together
(2001) fand nie seine Fertigstellung, während es ob des schlechten Gesundheitszustandes
des 90-jährigen Meisters auch nicht danach aussieht, dass dieses Projekt
je vollendet werden wird. Sicher, man mag argumentieren, dass Godard, Bergman,
Antonioni und andere seit vielen Jahren nicht mehr diejenigen sind, die dereinst
dafür sorgten, dass passionierte Cinephile gar längere Reisen auf
sich nahmen, nur um die neuesten Werke dieser stets provokanten und innovativen
Filmemacher zu sehen, aber ihr beinahe völliges Untergehen in unseren Zeiten
zeigt auch an, dass wir uns der Herkunft des Kinos, wie wir es heute erleben,
scheinbar nur unzureichend bewusst sind. Für viele ist dies Grund, in Melancholie
und tiefe (verständliche) Nostalgie zu verfallen: Man trauert ihnen hinterher,
diesen Genies, die so aufregende Filme gemacht haben, dass die Zuschauer sich
noch in stundenlangen Diskussionen und aufgebrachten Debatten ergehen konnten
und vor allem auch unbedingt wollten. Man fragt sich immer mal wieder, was für
Filme uns Rainer Werner Fassbinder in "verrückten" Zeiten wie
den unsrigen schenken würde, man sehnt sich nach der Eleganz und Vollendung
eines Kenji Mizoguchi und Nicholas Ray, nach einem geschlossenen und perfekten
"body of work" wie dem Yasujiro Ozus und auch nach solchen, die sich
nirgends zuordnen ließen, deren Werke jedes Mal etwas Besonderes, Unvorhergesehenes
waren. Der Gedanke daran, wie es wohl wäre, noch einmal auf einen Stanley-Kubrick-Film
warten zu dürfen, macht traurig, weil wir wissen, dass wir dieses (oftmals
so lange) Warten nie wieder werden genießen können.
Dieses
Hüllen in das Vergangene birgt jedoch eine ganz offensichtliche Gefahr:
Vergessen wir nicht allzu oft, dass das Kino vielleicht doch nicht tot ist?
Wie dürfen wir es überhaupt wagen, so zu denken, wenn heute wohl mehr
Filme denn je produziert werden, wenn wir noch immer jedes Jahr eine beträchtliche
Zahl an Meisterwerken zu sehen bekommen und Filme, die unsere Art, wie wir Kino
reflektieren, vor neue Herausforderungen und Muster stellen, noch immer nicht
gänzlich ausgestorben sind? Ja, was ist überhaupt mit solchen Namen
wie Chantal Akerman, Claire Denis, Victor Erice, Todd Haynes, Hou Hsiao-hsien,
David Lynch, Hayao Miyazaki, Errol Morris, Jafar Panahi, Martin Scorsese, Alexandr
Sokurov, Béla Tarr, Lars von Trier, Tsai Ming-liang oder Edward Yang?
Sie alle kommen aus den von Kieslowski angesprochenen "ein oder zwei jüngeren
Generationen", sind sehr aktiv (mit Ausnahme von Erice, der sich für
seine Filme in der Regel sehr viel Zeit nimmt) und stellen uns immer wieder
vor Filme, über die sich wenigstens noch reden lässt, die nicht mit
einem "ganz nett" abgetan werden können. Natürlich kann
uns niemand von ihnen einen Andrei Tarkovsky wiedergeben, denn – und so formulierte
es der oftmals als Tarkovskys "Erbe" bezeichnete Sokurov einmal selbst
– "den Weg, den er ging, konnte nur er gehen", aber das wäre
auch viel weniger spannend. Diese (und fraglos eine ganze Reihe anderer) Filmemacher
stehen vielmehr für ein selbständiges, wenig an den Mainstream gebundenes
Gegenwartskino, das sich immer wieder neu entdeckt. Und es scheint einen Filmemacher
zu geben, der wie ihr Vorreiter wirkt, der wie kein anderer auf eine Neudefinition
des Kinos hinarbeitet und in seinen größten Momenten auch diese Meister
scheinbar überragt: Abbas Kiarostami. Der 62-jährige Iraner entwickelt
ein Kino, das immer wieder Auslöser von Kontroversen ist, das extrem fordert
und völlig abseits der "Masse" seinen Lauf nimmt. Vor Kiarostamis
Linse läuft Leben ab; sozusagen Life,
And Nothing More…,
wie der englische Titel eines seiner besten Filme lautet: Ungeschminkt, rein
und ehrlich; mit aller Monotonie, aber auch jenen Ausbrüchen unglaublicher
Schönheit, die das Leben manchmal aufweist. Seine Filme wirken mit ihren
autoreflexiven Themenkomplexen gedanklich manchmal wie von Godard inspiriert
und sind in ihrem radikalen Minimalismus auf der formalen Ebene vielleicht Bresson
am nächsten. Dennoch ist Kiarostami ein völlig eigenständiger
Filmemacher, der ein ganz eigenes Thesenkonzept und filmisches Universum kreiert
hat. In der rauen und gerade darin poetischen Ehrlichkeit seiner Filme, ihrer
klaren Oberflächen und zuweilen enigmatischen Deutungsmöglichkeiten
und der Perfektion, mit der er seine (Laien)Schauspieler agieren lässt,
ist Abbas Kiarostami vielleicht wirklich der größte Filmemacher unserer
Zeit, wie viele Kritiker ihn längst bezeichnen – in jedem Fall ist er der
humanistischste und modernste.
Das
Kino des Abbas Kiarostami ist – und alles, was man über sein Kino im Allgemeinen
sagt, sagt man auch über Nema-Ye
Nazdik
im Speziellen – nicht von einfacher Natur. Seine strikte Absage an eine runde
und ausführliche Narration, seine rigorose Ablehnung des Erzählens
von Geschichten und seine extrem sparsam eingesetzten Deutungshinweise (in Zendegi
Edame Darad
(Und
Das Leben Geht Weiter,
1991) etwa ist es oft nur das gelegentliche Geräusch eines vorüber
fliegenden Helikopters, das möglicherweise den Schlüssel zum Verständnis
des Films liefert) haben ihm nicht nur Wohlwollen in der internationalen Kritik
eingebracht und für manche Rezensenten sind Kiarostamis Filme der Inbegriff
von manierierter Trockenheit und Langeweile. Amerikas bekanntester Filmkritiker,
Roger Ebert, nannte Kiarostamis Filme, die er seit jeher hasst, kürzlich
in einem Artikel zusammen mit denen von ausgerechnet Theo Angelopoulos gar "fashionably
dead" – quasi eine Antithese zu allem, was diese beiden großen Filmemacher
geschaffen haben. Kiarostamis Filme als "tot" zu bezeichnen, grenzt
ans Groteske, denn wenige andere Regisseure haben die Thematik vom Dasein, vom
Leben, vom schlichten Existieren in dieser Welt so vehement auf die Leinwand
gebannt, wie Kiarostami; und zu behaupten, Angelopoulos hätte während
der 90er-Jahre sozusagen aus der Mode heraus eben diese "toten" Filme
gemacht, klammert gedankenlos aus, dass Angelopoulos sein ganzes Leben lang
Filme geschaffen hat, die Ebert vielleicht als "tot" bezeichnen würde,
und dass er den Höhepunkt dieser extrem meditativen und majestätischen
Kinematographie schon zwanzig Jahre zuvor, nämlich mit dem berühmten
vierstündigen Drama O
Thiassos
(Die
Wanderschauspieler,
1975) – über das Leben und Arbeiten einer griechischen Theatergruppe während
der Jahre 1939 bis 1952 – erreicht hatte. Liest man solche Äußerungen,
wird man sich wohl ein Stückchen weiter gewahr darüber, wie es überhaupt
passieren konnte, dass Filmemacher wie Rivette, Dreyer oder Brakhage (heute
gemeinhin als einige der größten Pioniere des Mediums geltend) während
weiter Teile ihrer Karriere allgemeinem Spott ausgesetzt waren.
Wenn
ich an die Filme von Abbas Kiarostami denke, kommen mir drei spezifische "Bilder"
in den Kopf: Hossain Sabzian, Hauptfigur von Nema-Ye
Nazdik,
der am Ende des Films in Tränen ausbricht, als sein größter
Wunsch zu scheitern droht; eine alte Frau, die am Fenster des Autos des durch
ein Erdbebengebiet reisenden Filmemachers in Zendegi
Edame Darad
stehen bleibt, um ihm einfach nur von ihrem Leid zu erzählen und schließlich
Herr Badii, der sich am Ende von Ta’m
E Guilass
(Der
Geschmack Der Kirsche,
1997), Kiarostamis wohl populärsten Film, in sein selbst ausgehobenes Grab
legt, während die Nacht hereinbricht. Das erstgenannte Bild ist mir aus
unerklärlichen Gründen immer am deutlichsten präsent und führte
mit dazu, warum ich Nema-Ye
Nazdik
für diese Rezension ausgewählt habe. Er ist wohl mein persönlicher
Lieblingsfilm unter Abbas Kiarostamis Arbeiten und ist zugleich vielleicht auch
sein zugänglichster, am besten zum Einstieg in Kiarostamis Kino geeigneter
Film. Wie jeder der großen Filme Kiarostamis ist auch Nema-Ye
Nazdik
zutiefst human orientiert und lehnt die Anmaßung des Urteilens strikt
ab; er befindet sich dabei in einem offenen Umgang mit seinen Charakteren, von
denen jeder, wie auch in Ta’m
E Guilass,
ausführlich zu Wort kommt und seinen Standpunkt verständlich machen
kann. Das Prinzip der verschiedenen Charaktere und ihrem Verhältnis zueinander
ist in zahllosen Filmen zumeist nach den Mustern "Gut gegen Böse"
oder "Böse gegen Böse" aufgebaut. Bei Kiarostami gibt es
nur das eine Muster: "Menschen und Menschen".
Nema-Ye
Nazdik
ist "die Filmversion einer realen Begebenheit", wie Kiarostami sein
Meisterwerk selbst einmal nannte: Ein junger Mann wird von einer älteren
Dame während einer Busfahrt für den berühmten iranischen Regisseur
Mohsen Makhmalbaf (neben Kiarostami der bekannteste iranische Filmemacher; in
seiner Heimat jedoch beliebter als jener, während Kiarostami im Westen
das höhere Ansehen genießt) und spielt diese Rolle – da er selbst
ein großer Verehrer Makhmalbafs ist – gerne weiter. Er geht sogar so weit,
der Familie dieser Dame zu sagen, dass er mit ihr einen Film machen möchte,
und leiht sich daher etwas Geld von den recht wohlhabenden Mitgliedern der Familie.
Als der Schwindel auffliegt wird er (und damit beginnt der Film) verhaftet und
vor ein geistliches Gericht gestellt, vor dem er aussagt, dass sein Handeln
zwar "gesetzlich falsch", jedoch moralisch nicht verwerflich gewesen
sei. Er erbittet die Vergebung der Familie und gibt an, dass er all dies nur
tat, um seiner tristen Welt aus Armut und Arbeitslosigkeit wenigstens für
eine kurze Zeit zu entfliehen. Der größte Teil des auf rauem 16mm-Material
gedrehten Films spielt in dem Gerichtssaal, in dem Hossains (so der Name des
Betrügers) Prozess abgewickelt wird. Wenn Kiarostami, der mit seinem "voice
over" praktisch ständig gegenwärtig ist, und vorgibt, mit seiner
Crew den Prozess aufgrund seiner Beziehungen zum Kino filmen zu wollen, seine
zwei Kameras im Gerichtssaal aufstellt, sagt er etwas, was sehr typisch ist
für sein Kinoverständnis: "Wenn irgendetwas geäußert
wird, das Sie nicht akzeptieren können", spricht er Hossain an, "so
sprechen Sie einfach in diese Kamera hier." Die Kamera hat in dieser und
den folgenden Szenen sozusagen als Requisite des Films die gleiche Funktion
wie das Fenster der Autos in Zendegi
Edame Darad:
Sie öffnet vorhangartig das Auge des Zuschauers und richtet seinen Blick
auf das Leben selbst. Kiarostami lässt das Leben einfach geschehen, willigt
in das Risiko des fast völligen Kontrollverlusts gerne ein. So, wie die
Opfer des Erdbebens in Kiarostamis 1992er-Film am Fenster des Wagens für
einige Minuten praktisch zur ganzen Welt sprechen können, so wird Hossains
Leiden durch diese Kamera sehr intensiv, nah und fühlbar erfahren. Man
möchte fast sagen, es sei reine "Wahrheit", die sich hier vor
Kiarostamis Objektiv abspielt, doch mit dem Begriff der "Wahrheit"
sollte man vorsichtig sein; vor allem bei einem Filmemacher, der behauptet:
"Ich erschaffe die Realität vor der Kamera – und dann entziehe ich
ihr die Wahrheit."
Ähnlich
wie Godard spielt Kiarostami mit großer Vorliebe mit Fiktion und Wirklichkeit
und in keinem anderen seiner Filme wird beides so unentwirrbar gemischt: Zwar
werden alle Darsteller als die realen, sich also selbst spielenden "Protagonisten"
der "wahren Begebenheit" ausgewiesen, doch wissen wir zum Beispiel
nie eindeutig, ob die Szenen im Gerichtsaal tatsächliche Dokumentaraufnahmen
sind, oder eben doch "nur" Fiktion. Doch selbst wenn es sich dabei
um gestellte Szenen handeln sollte (Kiarostamis Schauspielerführung ist
oftmals so beispiellos, dass man es ihm sowieso kaum anmerken würde, wenn
er etwas stellt), so spielt es doch effektiv keine Rolle: Auch, was sachlich
unkorrekt ist, kann völlige Wahrheit besitzen – Realität ist diesen
Szenen fraglos immanent, wenngleich die Tatsachen ihnen tatsächlich entzogen
sein mögen. Wenn Hossain sich an die Kamera wendet und davon berichtet,
wie erhebend und ergreifend es für ihn ist, wenn ein großer Künstler
(Makhmalbaf) es vermag, genau das auszudrücken, was er selbst in seinem
tiefsten Innern empfindet, jedoch unfähig ist, es in Worte oder Bilder
zu fassen, so spricht er vom höchsten, was das Kino uns schenken kann:
Das unbeschreibliche Gefühl, sich selbst auf der Leinwand artikuliert zu
finden. Nach seinen eigenen Angaben war dies auch die Hauptmotivation für
seinen Betrug: Sich einmal für kurze Zeit selbst vorzuspielen, man wäre
ein solch großartiger Künstler und nicht ein Arbeitsloser, der seine
Familie kaum ernähren kann; einmal jemand zu sein; einfach einmal Gehör
finden. Die Frage, die der Zuschauer sich stellt, ist hierbei: Was wäre
eigentlich, wenn Hossain tatsächlich irgendwann einen Film mit dieser Familie
gedreht hätte? Welche Rolle hätte es dann noch gespielt, dass er sich
Mohsen Makhmalbaf nannte? Bloß ein Name wäre dies noch gewesen, denn
den "Unterbau" dieses Namens hätte er ja dann praktisch selbst
errichtet gehabt. Doch es gehört unweigerlich zu Kiarostamis Kinematographie
der "gezielten Lücke", dass er auf solche Fragen keine Antworten
geben möchte. Wie könnte er auch, wissen wir doch noch nicht einmal,
ob Hossain tatsächlich nicht aus niederen, geldgierigen Motiven gehandelt
hat und nun vor Gericht wieder nur eine Rolle vorträgt.
Das
rigorose Auslassen von eigentlich essentiellen Handlungselementen ist ganz generell
einer der zentralen Punkte in Kiarostamis Kinosicht: Er ist stets darum bemüht,
den Zuschauer in ein Kollektiv der Erzählung einzubinden, an dem der Betrachter
seiner Filme unbedingt seinen individuellen Beitrag leisten muss, damit das
"Projekt Filmerlebnis" gelingt. Und so, wie er uns am Ende von Ta’m
E Guilass
für eine lange Zeit vor einer komplett abgedunkelten Leinwand zurücklässt,
uns quasi mit all unseren Gedanken und der Gewissheit unserer eigenen Gegenwart
in dieser Geschichte im Dunkel des Kinos alleine lässt, so täuscht
er in der grandiosen Schlusssequenz von Nema-Ye
Nazdik
einen technischen Defekt vor: Zusammen mit seiner Crew beobachtet er von einem
Auto aus ein (wahrscheinlich) arrangiertes Treffen zwischen dem echten Mohsen
Makhmalbaf und dem aus dem Gefängnis entlassenen Hossain. Jedoch hat Makhmalbafs
Ansteckmikrofon scheinbar einen Wackelkontakt und es dringen nur noch unübersetzbare
Gesprächsfetzen an die Ohren der Zuschauer. Wir hören nur kurze, verrauschte
Auszüge und sind gezwungen, uns selbst an der Schaffung dieses Dialogs
zu beteiligen. Was sagt ihm Mohsen Makhmalbaf? Tröstet er ihn nur, oder
rügt er ihn auch? Spricht er mit ihm über seine Filme, wenn sie zusammen
auf Makhmalbafs Motorrad fahren? Wir müssen es selbst wissen, denn auch
die letzten Bilder des Films, die zeigen, wie der einige Blumen bringende Hossain
nur im Beisein Makhmalbafs von der von ihm betrogenen Familie vor deren Haus
angehört wird, scheinen sich in einem seltsamen Schwebezustand aus echter
und (wohl wegen der Anwesenheit Makhmalbafs) vorgetäuschter Vergebung abzuspielen.
Überhaupt: Sind diese letzten Sekunden nicht wie die noch fehlenden Stücke
in einem Puzzle, das der Film bis dahin geschickt und unterschwellig aufgebaut
hatte? Ist nicht irgendwo alles und überall und immer wieder bloß
eine gewaltige "Rolle" – unser großer Auftritt auf der Bühne
des Lebens? "Und alle Frauen und Männer bloße Schauspieler",
wie Shakespeare es schrieb? Kiarostami erzählt uns keine Geschichten. Sein
Genie ist viel größer: Er lässt uns sie ihm erzählen.
Janis
El-Bira
Diese
Kritik ist zuerst erschienen bei:
Close-Up
(Nema-ye
Nazdik, 1991)
Regie:
Abbas Kiarostami
Premiere:
30. Oktober
1991 (Frankreich)
Drehbuch:
Abbas Kiarostami
Dt.Start:
20. Juni 1993
Land:
Iran
Länge:
90 min
Darsteller:
Mohsen
Makhmalbaf, Abolfazl Ahankhah, Mehrdad Ahankhah, Monoochehr Ahankhah, Mahrokh
Ahankhah, Nayer Mohseni Zonoozi, Ahmad Reza Moayed Mohseni, Hossain Farazmand,
Hooshang Shamaei, Mohammad Ali Barrati, Davood Goodarzi, Haj Ali Reza Ahmadi,
Hassan Komaili, Davood Mohabbat, Abbas Kiarostami
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