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Blade
Trinity
Zum dritten Mal schlüpft Wesley Snipes ins Lederkostüm
des kaltschnäuzigen Vampirkillers. Seinen Feinden ist es gelungen mit Hilfe
ihrer menschlichen Verbündeten die Aufmerksamkeit der Polizei auf das Treiben
des Daywalkers zu lenken. Dadurch bekommen sie Zeit, in der Wüste nach
ihrem ältesten Vorfahren zu suchen, dem Urvampir, der schon Bram Stoker
als Vorbild für seine Romanfigur diente. Als die Polizei Blade festnimmt
und den väterlichen Freund Whistler (Kris Kristofferson) umbringt, kommt
ein Team von jungen Vampirjägern um Whistlers Tochter Abigail (Jessica
Biel) zur Hilfe. Nun muss sich Blade auf das Endduell mit dem Herrscher der
Unterwelt vorbereiten.
David S. Goyer inszeniert den dritten Teil der Blade-Saga
als ebenso belanglosen wie ermüdenden Videoclip mit Überlange. Seine
einzige Leistung scheint darin zu bestehen, die fragwürdigen ideologischen
Tendenzen seiner Vorgänger auf die Spitze zu treiben. Verspricht der Film
in seinen einleitenden Sätzen, etwas neues über den Vampirmythos zu
erzählen, das es in den Filmen, die, wie jeder wisse, „full of shit“ seien,
bisher nicht zu sehen gab, bietet er formal nicht mehr als eine Aneinanderreihung
von altbackenen Martial-Arts-Szenen und CGI-Effekten.
Dass das personifizierte Böse ausgerechnet im Irak
wieder erwacht, mag wenig überraschen, der unverblümte Zynismus mit
dem „Blade Trinity“ von Anfang an die Coolness des Tötens zelebriert, schon
eher. So nimmt Abigail zur „Arbeit“ stets den MP3-Player mit, um, in bester
Ego-Shooter-Manier, das Massaker mit dem
passenden Soundtrack zu unterlegen. Hat Whistler, der als Blades väterliches
Gewissen agiert, zu Beginn noch Probleme damit, „echte“ Menschen umzubringen,
wirft er diese Bedenken in einer Angriffsituation schnell über Bord. Um
auf Nummer Sicher zu gehen, lässt man ihn trotzdem bereits im ersten Viertel
des Films von der Bildfläche verschwinden. Die pseudoliberalen Töne,
die in manchen Szenen anklingen, vermögen nie auch nur ansatzweise über
die eigentliche Moral des Films hinwegzutäuschen. Etwa antwortet Blade
auf die Frage, wer momentan Präsident der Vereinigten Staaten sei, kurz
und kaltschnäuzig mit „an asshole“, oder ein Polizeipräsident verwendet
in einer gigantomanischen Bluttankstelle Obdachlose als Vampir-Fastfood und
vertritt die Ansicht, seinem Land damit einen großen Gefallen zu tun.
Das berechtigt Blade natürlich dazu, ihn von hinten zu erschießen.
Stephen Norrington schuf 1998 mit der ersten „Blade“-Verfilmung eine großangelegte Verschwörungstheorie,
in der die Vampire als „Parallelgesellschaft“ neben den Menschen herlebten und
sich von diesen ernährten. Um den alten Mythos der Untoten für die
moderne Pop-Kultur konsumierbarer zu machen, erging man sich in einer Unzahl
von Details, sowohl in der Ausstattung als auch in der Erzählung. In „Blade
Trinity“ ist all das, sogar der Vampirmythos an sich, zu purem Beiwerk verkommen,
um die Geschichte des perfekten Kriegers, der ultimativen Waffe, zu erzählen
und um von der Notwendigkeit zu berichten, diesen im Kampf gegen das Böse
einzusetzen. Gab es im ersten Teil noch Konflikte innerhalb der Vampire zwischen
den jungen Wilden um den machtgierigen Frost (Stephen Dorff) und der alten Dynastie
um einen bigotten Vampirlord (Udo Kier), bleibt der dunkle Herrscher Drake (Dominic
Purcell) hier genauso eindimensional und uninteressant wie alle anderen Figuren.
Letztendlich läuft alles darauf hinaus, dass es
eben gute und schlechte Menschen gibt. Die guten Menschen (mit dem einzigen
Grundsatz, dass der Zweck die Mittel heiligt) gegen die Schlechten zu verteidigen,
das ist nicht einfach nur notwendig, sondern auch verdammt cool.
Warum er nicht einfach nett sei, wird Blade von einem
kleinen Mädchen gefragt. „’cause the world isn’t nice!“ lautet die gewohnt
mundfaule Antwort. So könnte man wohl auch versuchen, einem Kind die Ereignisse
im Irak oder in Guantanamo Bay zu erklären. Wie man sie einem Jugendlichen
erklärt? Zum Beispiel mit Filmen wie diesem.
Nicolai
Bühnemann
Diese
Kritik ist nur in der filmzentrale erschienen
Blade
Trinity
USA
2004 – Regie: David S. Goyer – Darsteller: Wesley Snipes, Jessica Biel, Kris
Kristofferson, Ryan Reynolds, Parker Posey, Dominic Purcell, Triple H, Natasha
Lyonne, John Michael Higgins – FSK: Keine Jugendfreigabe, feiertagsfrei – Länge:
113 min. – Start: 20.1.2005
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