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Billy
Elliot – I Will Dance
Immer
wieder gehen ganz besondere Filme wie Sterne auf und erobern ohne Wenn und Aber
die Herzen der Zuschauer. Dann regnet es Publikumspreise und man sieht mehr
glückliche Menschen rund um die Kinos. "Billy Elliot" ist so
ein Highlight, bei dem Geschichte, Figuren und vor allem die emotionale Dramaturgie
perfekt funktionieren.
Der
Halbwaise Billy hat es mit seiner Tanzleidenschaft in der streikenden britischen
Bergarbeiterregion schwer. Eigentlich sollte der schmächtige Junge in der
Turnhalle Boxen lernen, doch den Ballettkurs nebenan findet er viel spannender.
So sehen wir bald Schnürstiefel in einer Reihe mit Ballettschühchen
trippeln, ein Hahn stolpert im Plissee-Korb herum. Mrs. Wilkinson (Julie Walters),
die ruppige Tanzlehrerin mit Herz, erkennt trotzdem sein Talent. Doch eine Menge
Ignoranz vor allem beim Vater ist zu überwinden, bis es zur Aufnahmeprüfung
an der Londoner Royal Ballett School kommt. Der Streik belastet Geldbeutel und
Nerven aufs Äußerste. Ein männlicher Tänzer hat in so einer
Arbeitergegend mit allen möglichen Vorurteilen zu kämpfen. Vor allem
Billys bester Freund muss ihn fragen: ,,Bist du jetzt schwul?" Doch am
Ende geht der Vater für seinen Sohn durch die Hölle des Streikbruchs.
"Billy
Elliot" zeigt eine großartige, mutige und kraftvolle Befreiung aus
der nicht selbst verschuldeten Unmündigkeit der Arbeitklasse. Die Schritte
des Jungen sind einfach zu groß für den Zechenort. Tolle Tanzszenen,
Anteilnahme am Arbeiterleben und beste Filmkunst machen dieses Schau- und Fühlvergnügen
zu einem sicheren Kinohit. Es ist der wahre Nachfolger der arbeitslosen Stripper
von "Ganz oder gar nicht". Schon im Vorspann hebt man mit Billy zu
einem alten Song von T-Rex ab. Später gibt es eine sagenhafte Stepeinlage
voller Wut und Frust zu "A Town Called Malice" von The Jam. Aber auch
das große Vorbild Fred Astaire ist mit "Top Hat" präsent.
Witzige Kontrast-Montagen sorgen für noch mehr Spaß und selbst der
Widerwillen im Gesicht der Vaters, wenn nur das Wort Ballett ausgesprochen wird,
ist Klasse. Die Kamera bewegt sich elegant, wunderbar ausgewogen veredelt sogar
eine bittere Note das befreiende Finale: Der Streik scheitert letztlich, gedemütigt
müssen die Arbeiter weitermachen. So ist der Traum eines tanzenden Jungen
ein Märchen mit Herz und Hand und Fuß.
Günter
H. Jekubzik
Dieser
Text ist zuerst erschienen in:
Billy
Elliot – I will dance
Großbritannien
2000 – Originaltitel: Billy Elliot – Regie: Stephen Daldry – Darsteller: Jamie
Bell, Julie Walters, Gary Lewis, Jamie Draven, Stuart Wells, Jean Heywood, Nicola
Blackwell – Länge: 110 min. – Start: 30.11.2000
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