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Ben Hur

Zur Wiederaufführung eines Klassikers

 

Der Zeitpunkt der Tat: Meist Ostern oder Weihnachten. An diesen unaufgeregten Tagen werden sie durch den Äther gejagt, vermutlich um konfliktträchtige Familien vor dem Fernseher zu sedieren und so Schlimmeres zu verhindern. Gemeint sind jene von Werbeblöcken vollends aufgeblähten Filmepen über Gott und Kaiser – alljährlich werden Monumentalfilme wie Spartacus, Quo Vadis? und Ben Hur aufs Neue verschandelt. Zumindest letzter kommt dieser Tage als sehenswerte Wiederaufführung ins Kino.

 

Die Geschichte ist gemäß der Romanvorlage von Lew Wallace recht simpel: Ein Mann verliert scheinbar alles und sucht nur noch eines – Rache. Der Mann ist der jüdische Prinz Judah Ben Hur (Charlton Heston), der sich weigert, seinem alten Freund Messala (Stephen Boyd), nun ruhmsüchtiger Tribun, jüdische Freiheitskämpfer ans Messer zu liefern. Zur Strafe verschwinden Mutter und Schwester im Kerker, wird Ben Hur in die Ketten eines Galeerensklaven geworfen. Von dort aus nimmt ein Rachefeldzug seinen Lauf, der ihn schließlich in das legendäre Wagenrennen gegen Messala führt. Da die Handlung zwischen 27-30 n.Chr. stattfindet, ist sie in das Heilsgeschehen in Judäa eingebettet.

 

Bei der Wiederaufführung von Ben Hur werden restaurierte Kopien verwendet, die, bedenkt man das Entstehungsjahr des Filmes 1959, trotz blassen und teils unsauberen Bildes überraschend gut aussehen. Wichtiger als die aufgewertete Bildqualität ist ohnehin der englische Originalton (leider mit Untertiteln), der nun das erste Mal in deutschen Kinos zu hören ist – in Anbetracht der berüchtigten “Blut und Boden”-Synchronsprecher der fünfziger Jahre die reinste Wohltat. Dergestalt aufgefrischt besticht Ben Hur auch vielleicht gerade heute durch monumentale Szenerien, die sich angenehm von dem unaufhaltbaren CG-Trend im Kino abheben: 50.000 Komparsen sehen eben authentischer als ein überwiegend digital komponiertes Heer aus. Dies gilt in erhöhtem Maße für das 12-minütige Wagenrennen, das weitaus beeindruckender wirkt als Star Wars: Episode I, worin Lucas es in Form des Pod-Rennens zitiert.

 

Würde Ben Hur mit diesem finalen Zweikampf zwischen den beiden Feinden enden, er wäre nicht nur deutlich kürzer und damit leichter verträglich, sondern vermutlich auch unreligiöser. Es sind nämlich die Ereignisse um Jesus von Nazareth, die zum Ende des Films immer stärker in Erscheinung treten und ihn nach dem Tode Messalas ausschließlich bestimmen. Es stören der frömmelnd-devote Gestus und die schon damals beliebte Einteilung in ein Reich des Bösen und des Guten – man mag sie als Altersspuren eines Klassikers belächeln. Weniger amüsant aber ist schlicht die Länge dieser Szenen und der Umstand, dass der Zuschauer nach dem wohlverdienten Finale im Circus Maximus für eine weitere halbe Stunde nicht entlassen wird.

 

Von derlei Mängeln abgesehen ist Ben Hur zu Recht ein Klassiker, der als solcher eigentlich keiner Rechtfertigung bedarf, um gesehen zu werden. Momentan spricht eher ein weiterer Grund für ihn: Ben Hur ist für kurze Zeit wieder dort angekommen, wo er hingehört – auf die große Leinwand.

 

Thomas Hajduk

 

Zu diesem Film gibt es im archiv mehrere Texte

 

 

 

Ben Hur (1959)

BEN HUR

USA – 1959 – 213 min. – Scope – Erstaufführung: 14.10.1960

Regie: William Wyler

Buch: Karl Tunberg

Vorlage: nach dem gleichnamigen Roman von Lewis Wallace

Kamera: Robert Surtees

Musik: Miklos Rozsa

Schnitt: Ralph E. Winters, John Dunning

Special Effects: Arnold Gillespie, Robert MacDonald

Darsteller:

Charlton Heston (Ben Hur)

Stephen Boyd (Messala)

Jack Hawkins (Quintus Arrius)

Haya Harareet (Esther)

Hugh Griffith (Scheich Ilderim)

Martha Scott

Sam Jaffe

Cathy O’Donnell

Finlay Currie

Frank Thring

Ferdy Mayne

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