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Below

 

 

 

 

Thriller: Ein U-Boot im Kampf mit mysteriösen Mächten

 

1943, irgendwo im Atlantik. Die Mannschaft der "U.S.S. Tiger Shark" unterbricht die Heimfahrt, um die drei Überlebenden eines torpedierten britischen Schiffes zu bergen: zwei Männer und eine Frau. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Nachricht von einem weiblichen Wesen an Bord. Die Kamera folgt der Botschaft in rasanten Schwenks und Schnitten durch die Schiffsräume, von Überbringer zu Überbringer. Beiläufig lernen wir nicht nur den Schauplatz der folgenden 100 Minuten kennen, sondern auch die Männer des Schiffs. Manche reden neutral von "einer Frau", andere herablassend von "zwei Titten". Die britische Krankenschwester Claire (Olivia Williams aus "The Sixth Sense") ist von Beginn an ein Eindringling, ein Fremd-Körper, der die Männergemeinschaft des U-Boots aus der Fassung bringt – nicht der einzige, wie sich bald zeigt.

 

Man muss auf die scheinbaren Nebensächlichkeiten und Details achten, um in "Below" mehr zu sehen als ein überdurchschnittlich budgetiertes B-Movie aus der Mystery-Abteilung. An der Oberfläche verbindet David Twohy brav zwei bewährte Subgenres: den U-Boot-Thriller und den Geisterschiff-Film. Der Regisseur hat Erfahrung im Recycling konventioneller Stoffe. Sein letzter Film "Pitch Black" (2000), eine MTV-Version des "Alien"-Themas, war der gelungene Versuch, alten Mustern mit zeitgemäßen Subtexten neuen Glanz zu verleihen. Auch "Below" ist detailversessen inszeniert, wird aber erschlagen von aufwändigen Special Effects, die vom Kern der Geschichte ablenken.

 

Zunächst herrscht eine klaustrophobische, angespannte Atmosphäre von Angst und Misstrauen. Von allen Seiten droht Gefahr: Einer der drei Überlebenden entpuppt sich als deutscher Kriegsgefangener und wird kurzerhand erschossen. Fortan steht Claire, die ihn gedeckt hat, unter Sabotage-Verdacht. Deutsche Zerstörer greifen die "Tiger Shark" an, man kämpft gegen Sauerstoffmangel, eindringendes Wasser und seltsame Erscheinungen. So glauben ein paar Männer, dass an Bord ein böser Geist umgeht. Vor einigen Tagen, so viel kann Claire ihnen entlocken, ist der Kapitän unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Der neue Kommandant Lieutenant Brice (Bruce Greenwood) versucht zunehmend hilflos, die Mannschaft zusammenzuhalten.

 

Dass die einzelnen Handlungsstränge sinnvoll miteinander verwoben sind, ahnt man leider viel zu schnell. Tiefenpsychologisch, so viel sei verraten, kreist der Film um Vatermord und Schuld. Stellenweise schwingt sich das ambitiöse Drehbuch von Darren Aronofsky, dem Regisseur von "Requiem for a Dream", gar zum großen existenziellen Drama auf. So bleibt auch das Unheimliche vieldeutig in der Schwebe. Ob wir an einen Geist glauben wollen, an eine Massenpsychose oder den symbolischen Ausdruck einer verdrängten moralischen Schuld, bleibt bis zuletzt uns überlassen. Selbst die "paranormalste" (und Furcht erregendste) Szene des Films ist zugleich als treffendes Bild eines quälenden Schuldgefühls lesbar: Einer der drei Offiziere, die für den Tod des Kapitäns verantwortlich sind, steht vor seinem eigenen Spiegelbild, das ihn unaufhörlich anstarrt – auch nachdem er sich entsetzt abgewendet hat.

 

In den USA verschwand die seltsame Mischung aus Effektorgie und moralischer Parabel bald nach dem Start aus den Kinos. Die Macher selbst trieb wohl die Angst um, der Tiefsinn könne im martialischen Technik-Spektakel untergehen. Sicherheitshalber lassen sie in einer Szene Shakespeares "Macbeth" gut sichtbar herumliegen.

 

André Götz

 

Klaustrophobischer Unterwasser-Horror mit einer ins Parabelhafte übersteigerten Geschichte, die in aufwändigen Spezialeffekten untergeht.

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in:  epd film

 

Below

USA 2002. R: David Twohy. B: Lucas Sussman, Darren Aronofsky, David Twohy . P: Sue Baden-Owell, Darren Aronofsky, Eric Watson. K: Ian Wilson. Sch: Martin Hunter. M: Graeme Revell. T: Peter Lindsay. A: Charles Lee, Fred Hole. Ko: Elizabeth Waller. Sp: Double Negative. Pg: Dimension/Protozoa. V: Buena Vista. L: 105 Min. Da: Matt Davis (Ensign O’Dell), Bruce Greenwood (Lt. Brice), Olivia Williams (Claire Paige), Holt McCallany (Lt. Loomnis), Scott Foley (Coors).

 

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