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Bel
Ami
Der Film „Bel Ami“ gilt als die beste Regiearbeit
des Österreichers Willi Forst (1903-80). Obwohl der zunächst als Operettentenor
und Schauspieler erfolgreiche Wiener die „Heimkehr ins Reich“ ausdrücklich
begrüßte, umgingen seine eskapistisch-romantischen Unterhaltungsfilme
das politische Statement – und legten eine erstaunliche Portion Frivolität
an den Tag. Im Fall von „Bel Ami“ wurde die ätzende Kritik am Filz der
Gesellschaftsspitzen aus Guy de Maupassants 1885 erschienenem Roman deutlich
abgeschwächt. Seine Titelfigur, den Journalisten George Duroy, beschreibt
Maupassant als skrupellosen Karrieristen der dritten Republik, der nicht zuletzt
dank erotischer Abenteuer die Erfolgsleiter zu erklettern versteht. In der Darstellung
von Willi Forst (der den Hallodri auch spielt) mutiert Duroy zum liebenswerten
Mann ohne Eigenschaften, der von seinem Umfeld, der gehobenen pariser Gesellschaft
der Jahrhundertwende, zu politischen Zwecken manipuliert wird. Sein beruflicher
Aufstieg bis zum Chefredakteur der „Vie Française“ gelingt eher en passant
(und mit Hilfe einer Frau, die ihm Leitartikel diktiert). Kaum auf dem Gipfel
der Macht angelangt, gibt Duroy sein Amt als Kolonialminister auf, um sich am
Ende ganz seiner Ehefrau zu widmen.
„Du hast Glück bei den Frau’n, Bel Ami“, heißt
es in Theo Mackebens berühmtem Titelsong, aber der Duroy der Filmversion
kommt nicht auf die Idee, seinen sprichwörtlichen Charme eiskalt auszunutzen:
„Bist nicht klug, doch sehr galant.“ Die hinreißenden Ballszenen, spritzige
Dialoge und diverse amouröse Episoden, in die Duroy hineinschlittert, gehören
dennoch zum Gelungensten, was die deutsche Filmkomödie der NS-Zeit hervorgebracht
hat. Vor allem der Damenkorps hat maßgeblichen Anteil daran: Olga Tschechowa
als kluge, intrigante, distanzierte Schöne, Hilde Hildebrandt als nymphomane
Hysterikerin, Lizzi Waldmüller, die „Bel Ami“ und andere schmissige Einlagen
singt. Die damals 17-jährige Ilse Werner spielt ihre erste Hauptrolle als
Bel Amis Traumfrau, die Titelrolle des naiven Herzensbrechers, der die Machenschaften
um ihn herum durchschaut, verkörpert Willy Forst mit echtem Operettencharme.
Das konnte später Johannes Heesters nicht toppen, der für die schwachbrüstige
Wirtschaftswunder-Neuverfilmung (1954) antrat. In Ton und Bild wurde der Klassiker
ansprechend aufs DVD-Medium übertragen, nur der wacklige Bildstand stört
bisweilen. Begrüßenswert ist die deutsche Untertitelspur für
Schwerhörige; die Bonus-Ausstattung inklusive einiger Star-Biografien ist
eher mager. Glück nicht nur bei den Frau’n dürfte dieser „Bel Ami“
trotzdem haben.
Jens Hinrichsen
Dieser Text ist zuerst erschienen
in: film-Dienst
Bel ami
Deutschland
1938/39
Regie:
Willi Forst
Buch:
Willi Forst und Axel Eggebrecht
nach
dem Roman von Guy de Maupassant
Kamera:
Ted Pahle
Schnitt:
Hans Wolff
Ton:
Erich Lange
Bauten:
Kurt Herlth und Werner Schlichting
Kostüme:
Theaterkunst GmbH, Berlin
Musik:
Theo Mackeben
Choreografie:
Rudolf Kölling
Produktion:
Willi Forst-Film Produktion GmbH, Wien
Produzent:
Willi Forst
Gesamtleitung:
Hans L. Somborn
Herstellungsleitung:
Herbert Engelsing
Produktionsleitung:
Walter Lehmann
Aufnahmeleitung:
Josef Aschenbrenner und Fritz Renner
Rollen
und ihre Darsteller:
George
Duroy… Willi Forst
Madeleine
Forestier… Olga Tschechowa
Laroche…
Johannes Riemann
Suzanne…
Ilse Werner
Frau
von Marelle… Hilde Hildebrand
Journalist
Forestier… Will Dohm
Soubrette
Rachel… Lizzi Waldmüller
Grisette…
Marianne Stanior
Zeitungsverleger
Walter… Aribert Wäscher
Redakteur
Varenne… Hubert von Meyerinck
Redakteur
Rival… Hadrian Maria Netto
Bürodiener
bei Walter… Walther Bechmann
Grundstücksmakler
Stranoff… Hans Stiebner
Kaid
von Marakesch… Kalout Ben Gassem
Dolmetscher…
Werner Scharf
Erst-Verleih:
Tobis-Filmkunst GmbH, Berlin
Erst-Weltvertrieb:
Willi Forst-Film Produktion GmbH, Wien
Atelier:
Efa-Atelier, Berlin-Halensee
Tobis-Atelier,
Berlin-Johannisthal
Drehzeit:
24.10.1938 bis Ende Dezember 1938
Format:
35 mm, s/w, 1:1,18
Zensur:
07.02.1939 (B. 50602): Jugendverbot
Uraufführung:
21.02.1939, Berlin (Gloria-Palast)
TV-Erstausstrahlung:
01.07.1961, ARD
17.04.1972,
DDR 1
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