Basic
Instinct
Die
einzige Berechtigung der Pausetaste!
Inhalt:
Ein psychisch geschädigter Polizist versucht, einem mysteriösen Mord
auf die Spur zu kommen und verliebt sich dabei in die Hauptverdächtige.
Kritik:
Im Zuge der penetrant-sexistischen Frauenfeindlichkeit meiner Filmkritiken erhält
Basic
Instinct
natürlich eins der laszivsten Szenenbilder von allen. Ein Foto der berühmten
Stelle, die weltweit Millionen Menschen bewog, selbst ins Kino zu gehen, um
genauer nachzusehen, war nicht verfügbar. Aber auch das [in
moviebazaar
(A. Thomas)] vorliegende Bild stimmt gut genug auf die Kritik zu Paul Verhoevens
erotischem Krimi ein.
Schon
der Vorspann offenbart in verschwommenen Reflexionen, worum es in diesem Film
hauptsächlich geht. Fast übersieht man dabei die Namen der talentierten
Künstler, die an Basic
Instinct
mitgearbeitet haben: neben Jan De Bont, der beweist, daß er nur als Kameramann
exzellent ist, sorgt Jerry Goldsmith für spannend-knisternde Musik, der
berüchtigte Joe Eszterhas zeichnet für das Script verantwortlich,
und Verhoeven, mein liebster Ausbund an hintergründigem Zynismus, führt
Regie. Dazu kommen der kraftvolle Michael Douglas als von Drogen- und Psychoproblemen
gezeichneter Nick Curran und natürlich Sharon Stone in der Rolle, die ihr
den lang ersehnten Durchbruch brachte. Als intelligente, intrigante und äußerst
verführerische Autorin Catherine Tramell strahlt sie mit ihrem lustvollen
und belustigten Spiel in jeder Szene gleichzeitig gefährlichen Sex-Appeal
und berechnende Kälte aus.
Schnell
verfangen sich Curran, seine Kollegen und mit ihnen die Zuschauer in Tramells
Netz der Doppelintrigen und ausgeklügelten Spielchen, die sich am klarsten
in der Verhörszene zeigen. Man kann sich buchstäblich einen vorausplanenden
Paul Verhoeven vorstellen, der Sharon Stone explizit filmt. Dem Vernehmen nach
soll die gute Sharon zuerst alles andere als angetan gewesen, dann aber von
Verhoeven umgestimmt worden sein. Er hat ja auch allen Grund, auf der Szene
zu bestehen: schließlich sorgte sie nicht nur für einen riesigen
PR-Erfolg, sondern macht auch auf bezaubernd drastisch-verhoevensche Weise deutlich,
wie leicht sich die Beamten und die Zuschauer (denen Verhoeven so den Spiegel
vorhält) von der raffinierten Diplompsychologin um den Finger wickeln lassen.
So verfällt auch Curran immer schneller seiner Hauptverdächtigen und
fängt sogar an, seine Psychologin und Exfreundin zu verdächtigen,
von Jeanne Tripplehorn leider gewohnt schlecht und emotionslos gespielt. Die
toll gefilmten, manchmal etwas plump Spannung erzeugenden (Stones Nach-Vorne-Fallen…)
Sexszenen sind denn auch nicht schmückendes "Eine Bettszene muß
auch noch rein"-Beiwerk, sondern tragen elementar zum Verständnis
von Currans Obsession bei, die seine schlechtesten Seiten wieder hervorholt
und ihn dazu bringt, immer öfter Tramells Wohnung an der Klippe aufzusuchen
(wunderschöne Bilder!) oder ihrem mörderischen Fahrstil zu folgen
(und Paul Verhoeven kann Action inszenieren wie kaum ein anderer).
Aber
trotz der großen künstlerischen Leistungen, trotz der umwerfenden
Performance von Sharon Stone, die mit spöttisch zuckendem Mundwinkel ein
ganzes Revier von Cops dominiert, trotz des vertrackten und hochspannenden Scripts,
das mit mehreren gewaltigen Finten, gelungenen (um Spiele, Abhängigkeiten
und psychologische Diagnosen kreisenden) Dialogen und einer dicken Schlußüberraschung
aufwartet, trotz alledem fragt man sich am Ende, was das Ganze denn sollte.
Bis auf die Verhörszene und den Schluß gibt es in Basic
Instinct
nämlich nichts, was dauerhaft in Erinnerung bleiben würde – wenn der
Regisseur den US-amerikanischen Psychiater- und Analysenwahn kritisieren wollte,
dann hat er das zumindest nicht deutlich genug herausgestellt. Vielleicht wollte
Verhoeven aber auch einfach nur einen packenden erotischen Thriller ohne tiefergehende
Implikationen drehen – das ist ihm auf hohem Niveau gelungen.
Andreas C. Lazar
Diese
Kritik ist zuerst erschienen in:
Basic Instinct
(USA 1992)
Regie: Paul Verhoeven
Darsteller: Sharon Stone, Michael Douglas, George Dzundza, Jeanne
Tripplehorn, Stephen Tobolowsky, Denis Arndt