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Barbarella
1967 zeigte Jane Fonda, grade dreißig geworden,
wie das geht, der Striptease in der Schwerelosigkeit. Sie war die Barbarella
im Film, der auch so hieß. Und sie wurde als Barbarella-Jane zur erotischen
Ikone. Gedreht hatte den Film ihr Mann, Roger Vadim, in Frankreich, – der Ex
von Brigitte Bardot („Und immer lockt das Weib“). Ein Jahr später startete
„Barbarella“ in der Bundesrepublik. Es war das Jahr 1968, und die 68er, die
heute als eher lustfeindlich eingestuft werden, waren damals jung und gingen
ins Kino. Konnten sie mit dem Film etwas anfangen? Musste nicht Stellung bezogen
werden – gegen den Vietnamkrieg, für die Veränderung der Gesellschaft?
Späthippies, Flower Power und Love-ins waren für den liebesbedürftigen
Mann verspätetes und eher komisches role
model – und definitiv passé
(„Laß mich küssen deinen Schmetterling“, 1968). Jetzt aber waren
Demos angesagt. Das eine oder das andere.
Falsch. Jane Fonda machte es in Person vor. Es gibt
den „Barbarella“-Sommer, und es gibt die Studentenbewegung gegen die Napalbomben
in Vietnam. Der Sommer wird nicht falsch, wenn ihm ein Winter folgt. Im Dezember
1965 redete sie auf einer Protestdemo in Washington. 1969 war sie nicht nur
„Barbarella“-Ikone, sondern auch Ikone des Widerstands. Heute hat sie eine Akte
beim FBI und
einen Oscar von Hollywood. Ihre Biographie wurde zur Nummer 1 der Charts, und
sie wird auf Lesungen angespuckt, – stets von Männern, die sich Patrioten
nennen. Verräterin! Hexe, hätte man vorzeiten gesagt. – Frauen müssen
ihr Glück selber finden, und sie werden es finden – im poetischen Film
„Die eine singt, die andere nicht“ von Agnès Varda (1976).
Zurück zum Sommer-Film „Barbarella“. Die Süddeutsche
Zeitung entdeckt im Herbst 1968 im Film „freie Räume, in denen Nützliches,
Kunst und Kitsch nicht von einander verschieden sind. Wäre es nicht eine
feine Zukunft, wenn … Sadistisches, Masochistisches, Lesbisches schwerelose
kunstreich arrangierte Vergnügen sind“. – „Barbarella“ ist heute höchst
gegenwärtig. Ein Klassiker und Kult-Trash bester Sorte, folgenreich für
Design und Layout vom „Heavy Metal Magazine“ bis zum „Krieg
der Sterne“ (George Lucas, 1977).
Dietrich Kuhlbrodt
Dieser Text ist zuerst erschienen
im arte-Magazin, Juli 2007
Barbarella
BARBARELLA
Italien
/ Frankreich – 1967 – 98 min. – Scope – Verleih: Paramount – Erstaufführung:
11.10.1968 – Produktionsfirma: Dino de Laurentiis/Marianne – Produktion: Dino
De Laurentiis
Regie: Roger
Vadim
Buch: Terry
Southern, Brian Degas, Claude Brulé, Clement Wood, Tudor Gates
Vorlage:
nach einem Buch von Jean-Claude Forest
Kamera: Claude
Renoir
Musik: Maurice
Jarre
Schnitt: Victoria
Spiri Mercanton
Special
Effects: Augie Lohman
Darsteller:
John Phillip
Law (Pygar)
Jane Fonda
(Barbarella)
David Hemmings
(Dildano)
Milo O’Shea (Concierge)
Ugo
Tognazzi (Mark Hand)
Anita
Pallenberg (Schwarze Königin)
Marcel Marceau
(Prof. Ping)
Claude Dauphin
(Präsident)
Antonio
Sabàto (Jean-Paul)
Serge
Marquand
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