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Baise Moi – Fick mich

 

Pussycat, kill!

 

Die Hardcore-Rächerinnen aus Frankreich

 

Der Raum für Tabubrüche und Provokationen ist im heutigen Medien-Sodom-und-Gomorrha eng geworden. Ausgerechnet aus dem kultivierten Frankreich schwappt nun eine Welle von Filmen herüber, die durch explizite Sexszenen für Furore sorgen. Schon in Catherine Breillats Romance wurden primäre Geschlechtsorgane freizügig ins Bild gesetzt, und mit dem Skandalfilm Baise moi von Virginie Despentes und Coralie Trinh Thi kommt nun ein weiteres Werk des neuen französischen Genitalienkinos auf die Leinwand. In Frankreich wurde Baise-moi auf einen Antrag der rechtsradikalen Gruppierung Promouvoir vom Obersten Verwaltungsgericht als pornografisch eingestuft, was einem faktischen Verbot entspricht und für eine hitzig geführte Zensurdebatte sorgte.

 

Fick mich – eine Forderung, der die beiden Protagonistinnen des Films auch schon einmal mit Waffengewalt Nachdruck verleihen. Sex und Gewalt sind im kaputten Leben von Manu (Raffaela Anderson) und Nadine (Karen Bach) eng miteinander verbunden. Manu arbeitet als Prostituierte, Nadine war früher einmal Porno-Schauspielerin. Von einer Gruppe von Männern wird Nadine in eine Lagerhalle verschleppt und brutal vergewaltigt. Alles wird gezeigt: die Tritte, die Schläge, die Schreie, die gewaltsame Penetration. Mehrere Minuten dauert diese Szene, die einem den Magen herumdreht. Wenig später ermordet Nadine im Affekt ihren Bruder, und auf der Flucht trifft sie Manu.

 

Die beiden zornigen Seelenverwandten erkennen einander sofort und metzeln sich von nun an gemeinsam durch die französische Provinz. Sie morden für Geld und aus Spaß. In den Bars reißen sie Männer auf und knallen diese nach Gebrauch nieder. Die komplette Belegschaft eines Sexclubs wird hingerichtet. Sie rächen sich blutig und lustvoll für die erlittenen patriarchalen Qualen.

 

Das alles ist modisch mit wackelnder Digital-Kamera aufgenommen und kommt auch sonst mit dem Gestus der Avantgarde daher. Der militante Feminismus, mit dem der Film so stolz posiert, wirkt trotzdem wie ein Relikt aus den späten 80er Jahren, in denen die Bad Girls schon einmal Leinwand und Hitparaden stürmten. Baise moi verlangt seinem Publikum viel ab und hat selbst wenig zu bieten. Wer den Zuschauern zu Beginn eine derart knüppelharte Vergewaltigungsszene zumutet, sollte danach auch etwas zu sagen haben. Baise-moi begnügt sich mit einer grobkörnigen Hard-Core-Version von Thelma und Louise, und das ist nicht genug.

 

Martin Schwickert

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in: ULTIMOs Film-Kritik-Archiv

 

Baise Moi – Fick mich

F 2000 R&B: Virginie Despentes und Coralie Trinh Thi K: Benoit Chamaillard, Julien Pamart D: Raffaëla Anderson, Karen Bach

 

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