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Ariel

Zwei Männer sitzen in einem dunklen Wagen. Pistole, Sonnenbrillen und die Bankfassade machen deutlich, was nach den Gesetzen der Genres geschehen wird. Doch nicht bei Kaurismäki. Seinen finnischen Typen misslingt die Heldenrolle. Sie verlieren die Pistole, stolpern und lassen einen Teil der Geldscheine davonfliegen. Eine Komödie? Einer der beiden, Taisto, wurde durch eine Bergwerkschließung in Lappland arbeitslos, sein Vater erschoss sich. Das Ersparte wird ihm geraubt, beim vererbten Ami-Cabrio schließt das Verdeck nicht. So durchlebt Taisto das triste Leben eines Tagelöhners in Helsinki, von dem nur Alkohol oder Liebe ablenken können. Ein sozialkritischer Film? Taisto trifft Irmeli, als sie seinem Wagen einen Strafzettel verpaßt. Die Einladung zum Essen nimmt sie sofort an, nachdem sie Strafzettel und Uniformmütze weggeworfen hat. Irmeli bleibt mit Taisto zusammen, trotz seiner Arbeitslosigkeit. Auch als er ins Gefängnis kommt, nachdem er den Dieb seines Geldes erwischt, steht sie zu ihm und bereitet die Flucht vor. Eine abenteuerliche Romanze?

 

"Ariel" ist alles zusammen, nur viel frischer, als es die Genrebegriffe vermuten lassen. In einer kargen Form, entsprechend zum Leben der Protagonisten, erzählt Aki Kaurismäki (nicht zu verwechseln mit Bruder Mika, der "Helsinki-Napoli" verbrach!) seine Geschichte so knapp, direkt und pointiert wie es nur möglich ist. Keine Einstellung ist überflüssig. Und jede Szene bringt neue originelle Wechsel zwischen nachvollziehbarer Alltagsprosa und filmischem Aberwitz. Wie schon bei "Schatten im Paradies" und seinem Meisterwerk "Hamlet goes Business" verbindet Kaurismäki Lust am Film und nüchterne Sichten auf Realität zu einer außergewöhnlichen Inszenierung, die sich durch geniale Ökonomie auszeichnet und geballtes Vergnügen bringt.

 

Günter H. Jekubzik

 

Diese Kritik ist zuerst erschienen bei:  FILMtabs

 

Ariel

ARIEL

Fernsehtitel: Ariel – Abgebrannt in Helsinki

Finnland – 1988 – 74 min.

Verleih: Pandora, 21st Century (Video)

Erstaufführung: 31.8.1989/15.9.1990 Video/20.3.1991 ARD

Fd-Nummer: 27774

Produktionsfirma: Villealfa

Produktion: Aki Kaurismäki

Regie: Aki Kaurismäki

Buch: Aki Kaurismäki

Kamera: Timo Salminen

Musik:

Olavi Virta

Rauli Somerjoki

Melrose

u.a.

Schnitt: Raija Talvio

Darsteller:

Turo Pajala (Taisto Kasurinen)

Susanna Haavisto (Irmeli)

Matti Pellonpää (Mikkonen)

Eetu Hilkamo (Riku)

Erkki Pajala (Bergarbeiter)

Matti Jaaranen (Räuber)

Hannu Viholainen (Komplize)

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