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Angst in der Stadt

 

 

 

Eine seltsame Mischung aus „Carry On“-Schrägheit und britischen Mystery-Krimis umweht den Ausflug des Komikers Bourvil in die französische Provinz. Als kindlich-naiver Inspektor einen flüchtigen Mörder verfolgend, taumelt und stolpert er in einer Kleinstadt über eine Mordserie, die von einer mythischen Bestie verübt worden sein soll, die er aber mehr oder weniger unfreiwillig mitprovoziert.

 

Der Anfang mag ein wenig schwafelnd und seltsam sein, aber sobald es dann zur Hinrichtung des Verbrechers geht, kippt der Film plötzlich in bodenlose Skurilität ab, wenn ein Beamter die blockierende Guillotine so repariert, dass er dabei seinen eigenen Kopf verliert.

Von da fühlt man sich hin- und hergerissen zwischen der finsteren Atmosphäre der mysteriösen Kleinstadt und ihren vollkommen durchgeknallten Bewohnern, die allesamt wohl nicht alle Latten auf der Pfanne haben oder absolute Originale sind. Da gibt es den nachbarnverfolgenden Spanner, der ständig mit einer Heiligenfigur redet; den schwatzhaften Hauswirt; den abgehobenen Apotheker, einen aufgeblasenen Polizisten, der ständig Kusslaute von sich gibt, einen besoffenen Arzt und den residierenden Bürgermeister, der ständig ein halb-wahnsinniges Lächeln auf dem Gesicht hat, von dem monströsen Metzger mal abgesehen.

 

Diese Figuren bereiten den Boden für einige geradezu absurde Verhörsituationen, durch die sich der kein Wässerchen trübende Triquet schlägt. Das mag zwar skurril wirken, hilft aber dem maroden Plot leider selten auf die Sprünge, denn nach gut der Hälfte der 80 Minuten snd einem die Sonderbarkeiten, die hier gebündelt auftreten, schon herzhaft leid. Immer wenn das Skript sich dann an Polizeiarbeit versucht, will das nicht mehr zum absurden Rest passen und wieder umgekehrt, obwohl einige Situation tatsächlich komisch sind.

Dennoch: „Angst in der Stadt“ ist einfach zu schlecht ausbalanciert zwischen Groteske und Mystery, um aus seinem zweifellos guten Setting etwas zu machen. Und weil das auch noch aus Frankreich und nicht aus England kommt, wirkt es noch merkwürdiger. Für Freunde des Abstrusen!

 

Silvan Prefetzky

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in: www.ofdb.de

 

Angst in der Stadt

LA GRANDE FROUSSE

Frankreich – 1964 – 85 min. – schwarzweiß – Literaturverfilmung, Kriminalfilm – Verleih: offen – Erstaufführung: 25.9.1995 MDR – Produktionsfirma: Atica/SNC/Raimbourg

Regie: Jean-Pierre Mocky

Buch: Jean-Pierre Mocky

Vorlage: nach einem Roman von Jean Ray

Kamera: Eugène Shuftan

Musik: Gérard Calvi

Darsteller:

Bourvil (Inspektor Simon Triquet)

Jean-Louis Barrault (Douve)

Francis Blanche (Franqui)

Jacques Dufilho (Gosseran)

Victor Francen (Dr. Clabert)

Jean Poiret

 

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