zur startseite

zum archiv

Alle Alle

Nach Osten geht der Weg in "Alle Alle", einem deutschen Film, in dem viel Herzblut und Milan Peschel stecken.

 

Ost-Signale: Der Regionalexpress mit der Brandenburg-Trötmusik an jeder Station. Verlassene Gegend. Jobs gehen verloren. Frauen werden geschlagen. Behinderte werden ausgesetzt. Das Auto bleibt stehen. Das Akkordeon spielt Sehnsuchtsmusik.

 

Eine Begegnung: Hagen, der geistig behindert ist, trifft auf Domühl, einen Loser, der seine grade aus dem Knast entlassene Nachbarin Ina begehrt. Erst findet Domühl den zugelaufenen Hagen, der ihm das Auto kilometerweise nach Hause schiebt, lästig. Dann aber zeigt sich: Das Herz des Domühl, der Dinge aus Holz baut, ist, es war zu befürchten, aus Gold.

 

"Alle Alle" ist ein Projekt, in dem fraglos viel Herzblut steckt. Geld war keins da, aber der dringende Wunsch, diesen Film zu machen. Milan Peschel, Mitglied des Volksbühnen-Ensembles, spielt als Domühl umsonst mit. Er macht seine Sache grandios, was kein Wunder ist, denn die Sache des Milan Peschel ist es, immer nur Milan Peschel zu sein und zu spielen, egal, in was für einen Kontext man ihn steckt. Schlimm ist dagegen, was Eberhard Kirchberg als Hagen tut: Er lässt kein Klischee der Geistigbehindertenschauspielerei aus.

 

Die Regie hindert ihn nicht. Überhaupt ist "Alle Alle" mehr als nur unbedarft. Es steckt kein klarer Gedanke darin, nur der Wunsch, irgendwie soziale Wirklichkeit reinzupacken und so zusammenzuknoten, dass am Ende Rührendes rauskommt. Die Wirklichkeit, die als Wunsch drinsteckt, ist aber nichts als Drehbuchautorenblödsinn. Da ist kein Wille, genau hinzusehen. Da ist kein Platz in den Bildern für das, was nicht vom Buch schon hineinbehauptet ist. Da reden immer nur Schauspieler vor Kameras. Da ist alles aufs Sentiment hin gedreht. Man soll sich noch beim Schlechtfühlen wohlfühlen und darum geht’s am Ende gut aus.

 

Dieser Film ist, mit einem Wort: Ostklischeekitchensinkschmonzes.

 

 

Ekkehard Knörer

 

 

Dieser Text ist zuerst erschienen am 09.07.2008 in: www.perlentaucher.de

 

 

 

Alle Alle

Deutschland 2007 – Regie: Pepe Planitzer – Darsteller: Eberhard Kirchberg, Milan Peschel, Marie Gruber, Simone Frost, Christina Große, Teo Vadersen, Peter Kurth, Petra Kelling, Udo Kroschwald, Eckard Becker – FSK: ab 6 – Länge: 90 min. – Start: 10.7.2008  

 

zur startseite

zum archiv