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Aliens

Der zweite (und beste Teil) der Sci-Fi-Kultserie: mit einer Gruppe Marines kehrt Ripley auf den Planeten der Aliens zurück.

 

Nach fast sechzig Jahren wird das Shuttle mit Commander Ripley (Sigourney Weaver) aufgelesen. Doch ihre Rückkehr sieht anders aus als sie sich das erwartet hat. Ihrer Geschichte von der außerirdischen Gefahr wird kein Glauben geschenkt, stattdessen wird sie degradiert und muß erfahren, daß der Planet, auf dem sie damals die tödlichen Aliens mitentdeckte, inzwischen kolonisiert wird. Als jedoch die Funkverbindung zur Kolonie abreißt, beschließt die Company eine Untersuchung der Vorfälle: Mit einem Trupp Marines und einem Vertreter der Firma kehrt Ripley zum Planten zurück. Eine Reise in die Hölle: selbst die harten Soldaten werden von den fremden Wesen unaufhaltsam dezimiert. Bald ist es nur noch eine kleine Gruppe Überlebender, die sich gegen die Bestien verteidigen muss und gleichzeitig einen Fluchtweg vom Planeten sucht.

 

Nachdem er mit Terminator einen low-budget-Erfolg landete, bekam James Cameron bei Aliens zum ersten Mal größere Geldmengen für die Umsetzung eines Action-Alptraums zur Verfügung gestellt. Eine glückliche Entscheidung: Anstelle den Psychohorror seines Vorgängers zu wiederholen, entschied sich der Regisseur für einen radikal anderen Zugang. Aliens ist ein reiner Actionfilm im Weltraum, der gnadenlos den Spannungsaufbau steigert: Kaum haben sich die Protagonisten aus einer üblen Situation befreit, finden sie sich in einer noch schlimmeren wieder – und mit noch weniger Mitteln zu ihrer Bewältigung.

 

Dabei geht Aliens sehr clever vor: Im ersten Drittel des Films, bevor der Planet erreicht wird, beschäftigt sich Camerons Film mit Ideen aus dem Vorgänger, die hier variiert werden und einen neuen Zugang zu den Figuren schaffen. Waren die Akteure im Vorgänger ausnahmslos dazu verurteilt, in einer kalten, emotionslosen Welt eine Art letztes Gefecht zu liefern, so setzt die Fortsetzung auf Identifikation, Geschwindigkeit und starke Gefühle. Ripley bekommt ein inneres Leben: Ein Hauptgrund für sie, an der Expedition teilzunehmen, obwohl sie der namenlosen Company noch immer mißtraut, ist die Hoffnung auf innere Befreiung. Kein Wunder: Zuerst mußte sie erfahren, daß sie gut sechzig Jahre in der Tiefschlafkammer lag und ihre Tochter (ein Foto von Weavers Mutter) verstorben ist, sodaß sie keine Angehörigen mehr hat. Anschließend wird nach ihrem Familienleben auch noch gleich ihr Berufsleben ruiniert: Ihre Warnungen werden in den Wind geschlagen, ihr Pilotenschein gesperrt und sie wird zur Verladetätigkeit degradiert. Gewissermaßen ihre einzige Verbindung zur Außenwelt ist das Alien, das sie allnächtlich in Alpträumen heimsucht – Ripley geht mehr noch auf die Reise, um auch diese Verbindung zu kappen als um die Kolonisten zu retten.

 

Nach der Ankunft auf dem Planeten wird die Gangart aber radikal gewechselt. Cameron widmet sich hauptsächlich den Marines, die durchaus die hochgezüchteten Hauptdarsteller eines Vietnamfilms sein könnten. Besonders bestechend in der auch ansonsten handverlesenen Crew sind dabei drei Schauspieler: Jenette Goldstein als die toughe Vasquez, Michael Biehn als Corporal Hicks sowie Bill Paxton in einem frühen Glanzlicht als Private Hudson, den die Vorgänge zunehmend an den Rand des geistigen Ruins treiben. Der Witz am Drehbuch ist nämlich, daß die Soldaten als coole Sprüche schwingende, beinharte Kampfmaschinen eingeführt werden – und dann erkennen müssen, daß sie den Aliens kaum etwas entgegensetzen zu haben.

 

Überhaupt schafft es der zweite Teil, eine größere Ambiguität zwischen Aliens und Menschen zu etablieren. Erinnert die Militärinvasion auf dem Heimatplaneten nicht zufällig an Kolonialismus in Reinkultur, so sitzen die Aliens auch moralisch am längeren Drücker: Sie verteidigen eigentlich nur ihr Gebiet und – im Gegensatz zu den Menschen – üben sie keinen Verrat aneinander. Die Machenschaften des Company-Abgesandten Burke (Paul Reiser) gehen irgendwann soweit, daß Ripley feststellt: "I don´t know which species is worse. You don´t see them fucking each other for the goddamm percentage."

 

Diese zynische Bild von den Anderen als Hölle balanciert Cameron (der ja im Herzen doch immer gern eine humanistische Botschaft trägt) mit einem ein wenig sentimentalen Subplot um die Gründung einer symbolischen Ersatzfamilie aus Ripley, dem Androiden Bishop (Lance Henriksen, großartig) und der überlebenden Siedlertochter Newt (Carrie Henn). Dieser Teenager hat ähnliche Traumata wie Ripley: Konsequenterweise nimmt die Offizierin eine Art Mutterrolle an ihr ein. Wirkliche Ausrutscher passieren aber nicht: Gefühlige Momente sind kürzeste Entspannungspausen, bevor das Chaos wieder gnadenlos über die Protagonisten hereinbricht. Bei allem klugen Unterfutter ist Aliens nämlich zuallererst ein Actionfilm nahe an der Perfektion: Cameron dreht die filmische Variante eines Comics (alleine wie die Frachtroboter gefilmt sind, ist ein Lehrbeispiel für die Übersetzung von einem Medium ins Andere), und sein Film teilt die Eigenschaften der Gattung – knapp, dicht, schnell.

 

Christoph Huber

 

Dieser Text ist zuerst erschienen bei: www.allesfilm.com

Zu diesem Film gibt’s im archiv der filmzentrale mehrere Texte

 

Aliens – Die Rückkehr

[Aliens] USA 1986

Start: 13.11.1986

Verleih: Fox

Laufzeit: 137 min

FSK: 16

Drehbuch: James Cameron

Regie: James Cameron

Darsteller: Sigourney Weaver, Carrie Henn, Michael Biehn, Paul Reiser, Lance Henriksen, Bill Paxton, William Hope, Jenette Goldstein, Al Matthews

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