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Alarm im Weltall

 

Das Raumschiff "Bellerophon" landet auf dem Planeten Altair IV, um hier nach den Überlebenden einer seit zwanzig Jahren als verschollen geltenden Expedition zu suchen. Sehr zur Überraschung von Captain Adams und seiner Crew werden sie bereits von einem freundlichen Roboter erwartet, der sie zu einem grossen Gebäude kutschiert. Hier stoßen sie auf den letzten Überlebenden der damaligen Forschungsreise, Dr. Morbius… sowie seine auf dem Planeten geborene Tochter mit dem passenden Namen Altaira. Während das Mädchen von den Besuchern begeistert ist – immerhin sind diese die ersten Männer außer ihrem Vater, die sie in ihrem Leben sieht – zeigt sich Morbius zunächst sehr verschlossen und ablehnend. Er fürchtet um seine einzigartige Entdeckung, die er unter der Oberfläche des Planeten gemacht hat. In einem künstlich angelegten Hohlraum stieß er vor vielen Jahren auf ein Kraftwerk der "Krel", einer seit Jahrtausenden ausgestorbenen Zivilisation, welches die gigantischen Ausmaße einer ganzen Stadt zu haben scheint. Die seltsamen Apparaturen und Maschinen dienten dem fantastischen Zweck, die (Alb-)Träume und Sehnsüchte der Erbauer Wirklichkeit werden zu lassen. Und sie funktionieren noch immer…

 

Nur zögerlich berichtet Morbius dem Captain, dass die damaligen Expeditionsmitglieder von einem unsichtbaren Energiemonster dahingerafft wurden, welche sie offensichtlich selbst im Unterbewusstsein erschaffen haben! Anzunehmen sei, dass auch die "Krel" ihren eigenen materialisierten Wahnvorstellungen zum Opfer gefallen sind… Morbius, der seine friedliche Existenz auf Altair IV mit der Tochter bedroht fühlt, lässt durch seine "bösen" Gedanken erneut eine fürchterliche Kreatur entstehen, welche Jagd auf die Neuankömmlinge macht. Erst der Tod des Wissenschaftlers kann das Wesen unschädlich machen…

 

Forbidden Planet basiert auf einer Kurzgeschichte von Effektmacher Irving Block (Invasion vom Mars) und sollte ursprünglich den Titel Fatal Planet tragen. Die Produzenten erwarteten eigentlich nicht mehr als einen niedlichen Science Fiction-Streifen für ein jüngeres Publikum und besetzten den Regiestuhl dementsprechend mit Fred McLeod Wilcox, der mit dem 1943 entstandenen Spielfilm Lassies Heimweh den Grundstein für die weltweit erfolgreiche Tierserie legte und so die idealen Referenzen aufweisen konnte. Aus diesem Grund bietet Forbidden Planet alles, was ein Jugendlicher der damaligen Zeit von einem Weltraumabenteuer erwarten durfte: fliegende Untertassen, einen sprechenden Roboter, ein unheimliches Monster und nicht zuletzt ein bildhübsches, naives Mädel in knapper Kleidung. Trotz dem anvisierten Zielpublikum betonte Wilcox besonders die Horrorelemente der Story und schmiss etliche Szenen über den Haufen, die zu albern wirkten. An den Kinokassen war dem Film kein großer Erfolg beschert, was wohl daran lag, dass die Zuschauer eher mit einem klassischen und "greifbaren" Ungeheuer gerechnet hatten statt jenem unsichtbaren "Energiewesen", welches sich so sehr vom damaligen "Monsterstandard" (mit sichtbaren Reißverschlüssen an den Kostümen der "Aliens") unterschied. Außerdem verschlang die Produktion von Forbidden Planet über eine Million Dollar, was ein zusätzliches Risiko bedeutete, da Science Fiction-Filme dieser Ära in der Regel weitaus billiger produziert wurden… und meist auch dementsprechend aussahen! Erst im Lauf der Jahre entwickelte sich das Werk zu dem Klassiker schlechthin. Seiner Zeit weit voraus, glänzt der Film mit einer beachtlichen Ausstattung, einem großartigen elektronischen Soundtrack und einer durchweg spannenden Atmosphäre, welche das gesamte Genre prägten. Selbst die Spezialeffekte, die einen Großteil des Budgets in Anspruch nahmen, wirken im heutigen Zeitalter der Computereffekte kaum angestaubt. Man denke hier nur an das bis auf seine Fußstapfen unsichtbare Monster, dessen löwenähnliche Gestalt man erst durch ein blitzendes Kraftfeld mehr erahnen als erkennen kann, oder die unterirdische Stadt der "Krel". Für die Tricks erhielt Forbidden Planet eine Oscar-Nominierung, aber letztlich gewann das Bibelepos Die zehn Gebote in diesem Jahr die begehrte Auszeichnung.

 

Sehenswert an dem Film ist der noch junge Leslie Nielsen (Die nackte Kanone) als Raumschiffkapitän Adams. Mit dieser Rolle bewies er viel Mut, denn Auftritte in Science Fiction-Filmen galten zu jener Zeit als Karrierekiller, weil das Genre noch ein Schattendasein führte. Auch Morbius´ freundlicher Blechkamerad "Robby the Robot" wurde ein absoluter Publikumsliebling. Er durfte in SOS Raumschiff ein weiteres Mal über die Leinwand rappeln, gefolgt von weiteren kleinen Auftritten in Gremlins und der Columbo-Folge Teuflische Intelligenz. Der Autor der Geschichte, Irving Block, machte übrigens nie ein Geheimnis daraus, dass er im Prinzip Shakespeares Geschichte Der Sturm einfach nur in die Tiefen des Alls verlegt hatte. Aus Prospero machte er den miesepetrigen Morbius, Miranda wurde zu Altaira und Luftgeist Ariel mutierte zu Blechbüchse Robby. So mancher Kritiker unterstellte dem Verhalten des merkwürdigen Professors sogar Freud´sche Motive, indem er seine Gattin tötete, um mit Töchterchen Altaira in inzestuöser Beziehung zu leben. Was wohl ziemlich weit hergeholt ist, denn immerhin sollte Forbidden Planet ein Kinderfilm sein!

 

Einige bereits fertiggestellte Aufnahmen sind damals übrigens nicht in den Film übernommen worden. Es existierten beispielsweise etliche Filmmeter, auf denen man das Monster sichtbar gemacht hatte. Außerdem wurde eine Hochzeitsszene mit Altaira und Adams gedreht und verworfen. Vielleicht wird man das entfernte Material eines Tages als Bonusmaterial auf eine Silberscheibe pressen, sofern jemand über die Filmrollen stolpern sollte.

 

Christian Lorenz

 

Dieser Text ist zuerst erschienen bei: Grauen II – Die Rückkehr

 

 

Alarm im Weltall

Forbidden Planet

USA, 1956

94 Minuten, Farbe

Regie: Fred McLeod Wilcox

Drehbuch: Cyril Hume

Kamera: George J. Folsey

Musik : Louis Barron, Bebe Barron

Schnitt: Ferris Webster

Effekte: Arnold Gillespie, Warren Newcombe,

Irving G. Reis, Joshua Meador

Produktion: Nicholas Nayfack

 

Walter Pidgeon – Dr. Morbius

Leslie Nielsen – Captain Adams

Anne Francis – Altaira Morbius

Warren Stevens – Lt. "Doc" Ostrow

Jack Kelly – Lt. Farman

Richard Anderson – Chief Quinn

Earl Holliman – Koch

George Wallace – Bosum

Bob Dix – Grey

Jimmy Thompson – Youngerford

James Drury – Strong

Harry Harvey jr. – Randall

Roger McGee – Lindstrom

Peter Miller – Moran

Morgan Jones – Nichols

Richard Grant – Flyers

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