Absolute
Giganten
Drei
Jungs und eine Nacht in Hamburg
Was
er will, wird ziemlich schnell klar: Eigentlich geht es darum, dass das Leben
groß, wunderbar, wütend, verzweifelt, gigantisch, aggressiv, verblödelt,
melancholisch und albern ist. Alles, aber nicht klein und scheiße. So
Regisseur und Autor Sebastian Schipper über sein Langfilm-Debut. Wie in
American
Graffiti
geht es um die letzte Nacht, die Freunde miteinander verbringen, bevor einer
von ihnen ein neues Leben beginnt. Hier ist es Floyd (strahlend melancholisch:
Frank Giering), der nach dem Ende seiner zweieinhalbjährigen Bewährung
endlich die Brocken hinschmeißen und ein neues Leben beginnen kann: über
Kapstadt nach Singapur, und das ist gar nicht an den Haaren herbeigezogen, denn
Absolute
Giganten
spielt in Hamburg, wo die weite Welt schon immer ein bisschen näher war
als anderswo und wo so mancher Jungentraum im Hafen seinen Ausgang nimmt.
Floyds
Kumpels sind überrascht und nicht begeistert. Ricco (Florian Lukas als
rappender Kastenteufel) mosert lautstark rum, wie es seine Art ist, auch Walter
(von den drei Guten der Beste: Antoine Monot, Jr.) nimmt die Sache persönlich.
Nachdem die Verstimmung überwunden ist, beginnt die Nacht, die dieser gigantischen
Freundschaft den angemessenen Abschluss verleihen soll. Erste Station: Stammkneipe.
Ödes Gelaber der Stammgäste (Hitler war faul!). Nicht das Richtige.
Cruising in Walters geliebtem 73er Granada Coupé, eine kleine Rempelei
mit Schaustellern, geglückte Flucht, in einen Club, zur Fast-Food-Bude,
dann zweiter Auftritt Schausteller: böse Schlägerei und Granada-Demolierung.
Danach Disco, wo die Giganten Snake (Jochen Nickel) treffen. Snake kickert um
Geld, und man sagt, er habe noch nie verloren. Aber Ricco kann ein paar Tricks,
die manchmal funktionieren, manchmal auch nicht, und am Ende hat Walter den
Granada gesetzt, bzw. das, was von ihm übrig ist.
Tolle
Bilder wie aus dem Farbkopierer, viel Weitwinkel, klarer Gestaltungswille (Kamera:
Frank Griebe), gute Sprüche, tolle Musik (u.a. the Notwist). Und: eine
großartige Atmosphäre. Was nervt, ist die zähe Geschichte. Ich
bin daran gewöhnt, dass ich spätestens nach zehn Minuten weiß,
worum es geht und was auf dem Spiel steht. Hier steht nichts wirklich auf dem
Spiel, und selbst die Kicker-Sequenz, die sich gut und spannend anlässt,
wird ohne Not versaut, gebremst, und am Ende ist es dir wurst, ob Walter sein
Granada-Wrack behalten kann oder nicht. Bleibt das, was man mit nach Hause nimmt:
Drei kleine Schisser (Schipper) haben Größe, Persönlichkeit,
Stil, auch wenn gar nicht viel Ungewöhnlicheres passiert, als das, was
möglicherweise jede und jeder schon mal mitgemacht hat
Jens
Steinbrenner
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Zu
diesem Film gibt’s im archiv
mehrere Kritiken.