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Europe
– 99 Euro Films 2
Paris,
Warschau, Barcelona
Kurzfilme
im Mehrfachpack: „Europe – 99 Euro Films 2“
Dass
man für viel Geld schlechte Filme machen kann, ist bekannt. Dass auch das
Gegenteil zutrifft, haben Generationen von Filmartisten in künstlerischer
Selbstausbeutung bewiesen: Aus diesen Wahrheiten wurde Anfang des Millenniums
die Idee des 99-EuroFilms geboren und von den deutschen Festivalmachern RP Kahl
und Torsten Neumann auf die Welt gebracht. Das Konzept: Man beauftrage eine
ausreichende Anzahl von Filmemachern damit, für die Höchstsumme von
99 Euro jeweils einen Kurzfilm auf Mini-DV zu realisieren und koppele die entstandenen
Werke dann im Mehrfach-Pack zu einem abendfüllenden Film zusammen.
Nach
der ersten nationalen Ausgabe des Projekts kommt jetzt mit „Europe: 99 Euro
Films 2“ die gesamteuropäische Variante in die Kinos: Acht Episoden von
sieben Regisseuren und einer Regisseurin (Ellen ten Damme), diesmal zusammengehalten
durch eine Rahmenhandlung, in der eine „schöne Unbekannte“ (Lea Bosco)
den Zuschauer auf einer geheimnisvollen Rundreise von Paris über Warschau,
Berlin, Wien, Antwerpen, Amsterdam und London bis nach Barcelona führt.
Wie reisen hinterher – und suchen bald ratlos nach Orientierung: Nachdem sich
Tony Baillargeats Pariser Episode todessüchtig dem geschwurbelten Tiefsinn
hingibt, werden in Warschau (Xawery Zulawski) neben einer erträumten Elfen-Truppe
so bodenständige Dinge wie Schlägereien und schwangere Ehefrauen verhandelt.
In Barcelona inszeniert Nacho Cerda einen Suizid als erotisches Happening. Der
deutsche Beitrag von Benjamin Quabeck, ein Kammerspiel in einem durch das nächtliche
Berlin steuernden PKW, ist mit Heike Makatsch und Oliver Bröcker zumindest
gut besetzt.
Als
Gesamtstück erinnert aber auch diese Episode mit ihrer künstlich pointierten
Konfliktsituation an die allzu bemühten Kurzgeschichten unserer Schullesebücher.
Einzig Harry Kümels Antwerpener Episode nimmt sich die Freiheit, in exklusiver
Kürze mit ein paar blitzlichternden Bildern Assoziationen aufzurufen, ohne
gleich eine moralisierende Geschichte mitliefern zu müssen. Und so ist
die hübscheste Idee in dieser Euro-Kompilation ganz und gar unfilmisch
und kommt leider erst zum Schluss mit dem Abspann, wenn die Filmemacher bekennen,
was sie mit den 99 Euro angestellt haben. Die Bier-Beköstigung der Crew
steht da ganz oben auf der Liste.
Silvia
Hallensleben
Diese
Kritik ist zuerst erschienen in: Der Tagespiegel
Europe
– 99euro-films 2
Deutschland
2003 – Regie: Tony Baillargeat, Xawery Zulawski, Benjamin Quabeck, Stephan Wagner,
Harry Kümel, Ellen ten Damme, Richard Stanley, Nacho Cerda, RP Kahl – Darsteller:
Lea Bosco – FSK: ab 12 – Fassung: O.m.d.U. – Länge: 95 min. – Start: 28.8.2003
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