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13 Tzameti

Mit drei Jahren Verspätung und viel Festivallorbeeren kommt Gela Babluanis Regiedebüt "13 – Tzameti" in unsere Kinos: eine bittere Enttäuschung.

 

Sebastien (Georges Babluani), ein junger Mann georgischer Herkunft, deckt in diesem französischen Film, der schwarz-weiß ist, das Dach. In dem Haus lebt ein alter, drogensüchtiger Mann mit einer sehr viel jüngeren Frau. Ein anderer Mann kommt zu Besuch, es geht um geheimnisvolle Dinge, die der junge Mann auf dem Dach durch ein Loch, das er geschlagen hat, belauscht. Der alte Mann stirbt in der Badewanne zuhause. Er hinterlässt einen Brief, den der junge Mann nach manchem sehr umständlichen Hin und Her an sich nimmt. Der Mann, der wenig Geld hat und keine Dächer mehr decken will, macht eine Fahrt mit dem Zug, er folgt den Anweisungen Fremder über das Telefon, er wird von der Polizei verfolgt, er gelangt in ein abgelegenes Haus, in dem von ihm ein Passwort verlangt wird.

 

Auf dem Weg an diesen Ort, der sich dann als von der Sorte erweist, die man aus Alpträumen kennt, werden die Bilder des Films von großen Vorbildern verfolgt, deren Qualitäten der Regie-Debütant Gela Babluani um Längen verfehlt. Polanski, Melville, Hitchcock wurden von der Kritik ins Spiel gebracht, nur hat der Film nicht die Spur von deren Witz, Intelligenz oder Konsequenz. "13 – Tzameti" hat in Venedig und Sundance Preise gewonnen, hat hymnische Kritiken bekommen und man fragt sich: Wie kann das sein? Der Film möchte gern abgrundtief finster sein und gewiss auch über das Leben des Menschen der Gegenwart Gültiges zu sagen haben. Wir müssen darum, was wir im Alptraum-Haus erleben und sehen, wohl allegorisch verstehen und als Bild für den Kapitalismus nehmen, der über Leichen geht auf dem Weg zum Gewinn. So plump wie das klingt, ist es ausgedacht. Auf der Suche nach Bildern mit irgendeinem Bezug zur Wirklichkeit ist Regisseur Babluani nicht.

 

In Reih und Glied stehen am finsteren Ort 13 Männer, die einander, es ist ein tödliches Spiel, nach Art des russischen Roulette womöglich erschießen: erst eine Kugel im Magazin, dann zwei, dann drei. Die Spielfiguren, Täter und Opfer zugleich, sind nur das Kanonenfutter für Hintermänner, die um sehr viel Geld wetten. Regisseur und Drehbuchautor Babluani macht sich nicht nur einen Spaß daraus, seine Figuren nach Maßgabe ihres skurrilen Aussehens zu casten, er hat auch nicht die geringsten Skrupel, die als tief unmenschlich angeprangerte Roulette-Polonaisen-Allegorie für die eigenen Zwecke der Thriller-Spannungserzeugung auszubeuten. Dazu aber, zum Vergnügen, das uns und ihm die Spannung bereitet, die er an seinen Figuren als eigentlicher Hintermann exekutiert, macht er sich buchstäblich keinen Gedanken. Anders als der Held des Films kommt der Zuschauer allzu billig davon. Und Gela Babluani, dem man in Hollywood offenbar abnimmt, er sei einer der Großen, an die er sich ranschmeißt, darf sein Debüt nochmal drehen: Jetzt in Amerika. Jetzt in Farbe. Jetzt mit viel Geld.

 

Ekkehard Knörer

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in: www.perlentaucher.de

 

13 Tzameti

Frankreich 2005 – Regie: Géla Babluani – Darsteller: Georges Babluani, Aurélien Recoing, Pascal Bongard, Fred Ulysse, Philippe Passon, Vania Vilers, Christophe Vandevelde, Olga Legrand, Augustin Legrand – Fassung: O.m.d.U. – Länge: 90 min. – Start: 13.3.2008

 

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