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Vive la France - Gesprengt wird später
Ziemlich schlechteste Staatsfeinde
Zwei lockenköpfig-täppische Möchtegernselbstmordattentäter aus dem fiktiven "Taboulistan" (einen von ihnen spielt Regisseur Michael Youn) wollen nach Paris, um den Eiffelturm in die Luft zu sprengen. In jeder von ihnen auf dem Weg durchreisten Genussregion werden sie verkannt: Korsische Separatisten kidnappen sie als vermeintliche Sommervillenschnösel, Marseiller Fußballfans attackieren sie als Pariser, der metropolitane Sprengstoffnerd in Designerklamotten hält sie für stylishe Coolnesstadikalisten, eine humanitär engagierte Fernsehreporterin begleitet sie, weil sie in ihnen Opfer des EU-Grenzregimes sieht. (Bruhaha, als ob's sowas gäbe!) Gut gegessen wird überall, lustig geredet sowieso (erst recht in deutscher Synchro, die bekanntlich jeder Komödie noch das gewisse Je-ne-sais-quoi hinzufügt), dazwischen eine ménage à trois mit der zunehmend zum Aufputz degradierten Polizistin.
Die Grundidee, dass Nationalidentität heute nur in Form wechselseitiger Projektion partikularer Marotten zu haben sei, ist gar nicht schlecht. Der Rest ist es. Hinter barbarischer Schale tritt weicher Kern hervor, hinterm Terrorismusulk die Tourismusklamotte (samt Dodeltanz, très culte). Anders als die hier ausgiebig und schamlos beklauten, thematisch einschlägigen Komödien "Borat" und "Four Lions" (oder selbst noch die in Form von Übererfüllung orientalistische Stereotypen verdrehenden "OSS"-Krimiparodien mit Jean "The Artist" Dujardin) hat "Vive la France - Gesprengt wird später" keine Perspektive auf sein Panorama von Ethnien - außer der vom Fremdenverkehrsamt verordneten und mit alten Chansons zugeklebten Helikopterperspektive, aus der recht aufdringlich Frankreichs Reize zelebriert werden.
Benotung des Films: (2/10)
Drehli Robnik
Dieser Text ist zuerst erschienen in der: www.filmgazette.de
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Texte
Vive la France - Gesprengt wird später
OT: Vive la France
Frankreich 2013 - 97 min.
Regie: Michaël Youn - Drehbuch: Bernardo Barilli, Dominique Gauriaud, Jurij
Prette, Michaël Youn - Produktion: Alain Goldman - Kamera: Stephane Le
Parc - Schnitt: Sandro Lavezzi, Nicolas Trembasiewicz - Verleih: Polyband -
FSK: ab 12 Jahren - Besetzung: Jose Garcia, Michaël Youn, Isabelle Funaro,
Ary Abittan, Jérôme Commandeur, Vincent Moscato, Jean François
Cayrey, Franck Gastambide, Moussa Maaskri, Hamid Najah, Fatsah Bouyahmed, Emilie
Caen, Jean-Louis Barcelona, Martial Courcier, Kamel Benchemekh- Kinostart
(D): 31.10.2013
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