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Yeti,
der Schneemensch
(Das
Geheimnis des Himalaya)
Mai in Berlin, Frühling!
Von wegen, vor meinem Wohnzimmerfenster ist Herbst, mit allem was dazugehört:
grauer Wolkenhimmel, steifer Wind, hochgekrempelte Kragen, dann und wann ein
kleiner Regenguß. Außerdem ist's Samstag Nachmittag, man hat so
richtig gar nichts geplant - keine Verabredungen, keine Verpflichtungen! -,
hat seine Wohlfühlklamotten an, etwas Kuchen und eine frischgebrühte
Kanne Kaffee stehen ebenfalls bereit. Was bietet sich da besseres an, als sich
faul vor die Glotze zu flätzen, das schlechte Wetter ein genau eben solches
sein zu lassen und sich einen alten Schinken der legendären Hammer Studios
anzusehen? Eben! Und die erst jüngst erschienene DVD zu Yeti,
der Schneemensch fristet ja auch noch ungesehen
ihr Dasein im Regal.
Mit Hammer, wie man's eigentlich
kennt - knallig farbig, gotisch -, hat Yeti nicht allzu viel zu tun: In kontrastreichem Schwarzweiß
kommt er daher und auch wenn sich der Film motivisch hier und da ein wenig an
King Kong anlehnt, ist das keiner der klassischen Hammer-Grusler - wurde
ja auch noch kurz vor der Initialzündung Curse Of Frankenstein gedreht -, sondern vielmehr ein Abenteuerfilm mit gruseligen
Untertönen: eine kleine Gruppe unterschiedlich motivierter Abenteurer macht
sich, ausgehend von einem tibetanischen Kloster, in die Höhen des Himalayas
auf, um den "abscheulichen Schneemenschen" (so der ins Deutsche übertragene
Originaltitel) ausfindig zu machen. Kein Monster aus alten Universal-Filmen,
keine Schlösser, keine Aristokraten!
Was sonst eigentlich diversen
SciFi-Filmen als gängiges Motiv vorbehalten ist, findet sich in Yeti wieder:
die Reise einiger, gewissermaßen archetypischer Repräsentanten der
Menschheit in eine Zone jenseits der Grenzen zur Zivilisation, zum Vertrauten
entpuppt sich als existenzielle Parabel, als Diskurs über die Rolle des
Menschen im Weltgefüge von Zeit und Raum. Man kennt das ja, aus Filmen
wie 2001, Stalker oder Solaris, wenngleich Yeti seinen recht grimmigen Unterton längst nicht derart verkopft
ausformuliert.
Und gruselig ist er dann auch
noch - ja, und wie! Die Klaustrophobie des Zeltes, das stets präsente Pfeifen
des eisigkalten Windes, das dichte Schneetreiben, so dass man kaum die Hand
vor Augen sieht und dann noch das Wissen, dass sich, irgendwo da draußen,
die Gefahr befindet (vielleicht aber auch gerade nicht unbedingt da draußen?
Der Film ist dahingehend recht tricky!). Eine diffuse Gefahr zudem, die niemals
wirklich in Erscheinung tritt, immer nur erahnt werden kann - trotzdem Tote!
Was für ein atemberaubender Moment dann, wenn man endlich - endlich! -
ein Detail des Schneemenschen, in aller Deutlichkeit, zu Gesicht bekommt, wenn
das "Außen" ins "Innere" vordringt. Tastend, zaghaft,
dennoch bestimmt.
Ein rundes, überaus spaßiges
Genrewerk mit düsteren Untertönen und einem, wie immer, mit Leib und
Seele agierenden Peter Cushing. Mehr davon!
Thomas Groh, 03.05.2003
Dieser Text ist zuerst
erschienen in: www.filmforen.de
Yeti,
der Schneemensch (Das Geheimnis des Himalaya)
THE
ABOMINABLE SNOWMAN
England
- 1957 - 89 min. - schwarzweiß, Scope - Erstaufführung: 7.3.1958
Regie:
Val Guest
Buch:
Nigel Kneale
Vorlage:
nach dem Bühnenstück "The Creature"
Kamera:
Arthur Grant
Musik:
John Hollingsworth
Schnitt:
Bill Lenny
Darsteller:
Forrest
Tucker (Tom Friend)
Peter
Cushing (Dr. John Rollson)
Maureen
Connell (Helen Rollason)
Richard
Wattis
Robert
Brown
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