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Unter
dem Vulkan
Manche Kritiken darf man nur angetrunken schreiben. Die zu „Unter dem Vulkan“ gehört genauso dazu, wie die zu „Leaving Las Vegas“. Beide Filme wollen uns einstimmen auf den Zustand zwischen Kater und Vollendung, d.h. Vollrausch, der den Professionellen, je professioneller sie werden, mit jeder Alkoholaufnahme immer unerreichbarer wird. Denn dann dient der täglich neue Alkoholverzehr zunächst dem Abschalten des Zitterns und nix weiter.
Malcolm Lowry, einer dieser Professionellen, schrieb irgendwann einen dieser hellsichtig alkoholkranken Romane, die bestätigen, dass Alkoholiker natürlich sensibler, weitsichtiger, und finalere Existenzen sein müssen als all die unzähligen Nüchternen, die sich mit der Finalität einer Welt abfinden können, weil sie eben nicht den Schritt zur letzten Erkenntnis gewagt haben, weil sie also nur verstört mitmachen, aber nicht fühlen, was es der Seele bedeutet, wenn alles den Bach hinunter geht, also diese Opportunisten, denen wir zum Schluss den ganzen Dreck, der mit uns passiert, zu verdanken haben, weil sie eben nicht heillos betrunken sind. Sonst ginge all das nicht.
Der Held dieser Geschichte - quält mich jetzt nicht mit der Frage nach seinem Namen - war irgendwann Botschafter in Mexiko. Er hat abgedankt, sagt er, aber es ist genauso möglich, dass ihm abgedankt wurde, weil er keinen Bock mehr hatte, zu sehen, dass Diplomatie exakt den Grad der Irrationalität des trockenen Weltblickes hatte, den er nun nicht mehr haben wollte.
Also wankt Albert Finney durch ein europafernes Mexiko der dreißiger Jahre, hat eine männliche Babysitterin, die in Spanien gegen Franco aktiv war, und begegnet einem deutschen Diplomaten, der selbstredend nur bedrohlich beschwichtigt: Ihr Premiermimister und unsere Regierung haben einen Pakt oder Vertrag oder dergl. Und die Nazis haben natürlich irgendwelche Untergruppen auch in Mexiko, genannt: „Die Anarchisten“, oder dergl.
Und Albert Finney betet im Suff darum, seine Freundin oder Ex-Frau möge zurückkommen. Sie tut es. Und sie ist bereit, alles für ihn zu tun. Was auch immer alles sein kann, wir Alkoholiker singen gerne Lieder darüber.
Natürlich ahnen wir bei John Hustons Film, worum es etwa im Roman gegangen sein mag, aber wieder einmal stellen wir fest, dass, sagen wir mal zwei Drittel aller Romanverfilmungen nicht befriedigend verfilmt sind, und b) dass Albert Finney sich hier ein wenig überhoben hat, nicht so sehr wie Jaqueline Bisset oder der dritte Hauptact Anthony Andrews:...
Egal, am Ende merkt der sensible Alkoholiker, dass a) auch Huston einer war, dass b) er deshalb keinen richtig distanzierten Film zum Thema drehen konnte, dass das c) aber auch schon wieder gut ist.
Das Ende: Sensible Alkoholiker müssen als erste sterben, im gleichen Sinn, wie Behinderte mit großen Augen auch zuerst dran sind, wenns darum geht, die Welt in einem Aufwasch zu retten. Und jetzt drei Türken, weil, ach, ich weiß wirklich nicht warum, und ich kann es nicht ertragen....
Andreas Thomas am 26.6.04
Unter
dem Vulkan
UNDER
THE VOLCANO
USA
- 1984 - 112 min.
Literaturverfilmung, Melodram,
Drama
FSK:
ab
12; feiertagsfrei
Prädikat:
wertvoll
Verleih:
20th
Century Fox
Erstaufführung:
26.10.1984
Fd-Nummer:
24813
Produktionsfirma:
20th
Century Fox
Produktion:
Moritz
Borman
Wieland
Schulz-Keil
Regie:
John
Huston
Buch:
Guy
Gallo
Vorlage:
nach
einem Roman von Malcolm Lowry
Kamera:
Gabriel
Figueroa
Musik:
Alex
North
Schnitt:
Roberto
Silvi
Darsteller:
Albert
Finney (Geoffrey Firmin)
Jacqueline
Bisset (Yvonne Firmin)
Anthony
Andrews (Hugh)
Ignacio
Lopez Tarso (Dr. Vigil)
Katy
Jurado (Gregoria)
James
Villiers (der Engländer)
Katy
Jurado (Gregoria)
James
Villiers (Engländer)
Dawson
Bray (Quincey)
Carlos
Riquelme (Bustamante)
Jim
McCarthy (Gringo)
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