The
Yards - Im Hinterhof der Macht
"Jeder
ist seines Glückes Schmied!" Eine einfache Volkweisheit, die jedoch
so ihre Haken und Ösen hat. Denn wer hat nicht irgendeinen Bekannten, der
unverschuldet von einem Schlamassel in den nächsten stolpert, und bei dem
man das Gefühl hat, dass er oder sie überhaupt erst gar nicht die
Chance bekommt, das eigene Leben selbstbestimmt zu führen. So ein Typ ist
auch Leo (Mark Wahlberg). Er ist gerade aus dem Knast entlassen worden, wo er
wegen Autodiebstahls einsaß. Dabei ist er unschuldig - doch die Familienbande
und das Gesetz der Straße zwangen ihn dazu, die Klappe zu halten, um keine
Freunde zu verpfeifen. Doch nun soll alles anders werden - er will einen ehrlichen
Job in der Firma seines Onkels Frank (James Caan) anfangen. Doch der eröffnet
ihm, dass er, wenn er Mechaniker in dem Unternehmen werden will, das in New
York für die städtischen Transportunternehmen Bau- und Reperaturaufträge
erledigt, erst eine mehrjährige Umschulung machen muss.
Doch
so viel Zeit hat Leo nicht. Er will Geld für seine schwer herzkranke Mutter
(Ellen Burstyn) verdienen, denn er ist der Meinung, dass ihr Herzleiden durch
den vielen Kummer, den er ihr beschert hat, ausgelöst wurde. Doch Rettung
naht. Leos bester Freund, Willie (Joaquin Phoenix) arbeitet ebenfalls für
Leo und ist gewillt, ihn direkt einzuarbeiten. Leo staunt nicht schlecht, als
er feststellt, worin Willies "Arbeit" besteht. Er ist nämlich
damit beschäftigt, mittels Bestechung von Politikern, Sabotage auf den
U-Bahnhöfen und anderen zwielichtigen Aktionen die Konkurrenzfirmen aus
dem Geschäft zu drängen. Auch wenn diese Verwicklung in kriminelle
Machenschaften nicht ungefährlich ist, macht Leo zunächst mit - schließlich
lockt das ganz große Geld. Doch bei einer Sabotageaktion geht alles schief.
Es gibt einen Toten und einen schwerverletzten Cop - Leo muß untertauchen
und wird zum Sündenbock gemacht...
The
Yards ist der erste Vorbote einer ganzen Welle von Filmen aus Hollywood, die
dort gerne als Rückbesinnung auf "klassische" Thriller gefeiert
wird (andere Vertreter sind beispielsweise "The Contender", der bei
uns Ende September anläuft). Die Vorbilder von "The Yards - im Hinterhof
der Macht sind überdeutlich: Es ist die legendäre "Der
Pate"-
Trilogie und der Film Noir. Nur - und so ist der deutsche Untertitel "Im
Hinterhof der Macht" eigentlich ganz passend - ist alles noch eine Spur
heruntergekommener und düsterer geraten. Der Film zeichnet realistisch
den Weg nach, auf dem sich Korruption, Vetternwirtschaft und das alltägliche
Erleben von Kriminalität so tief in eine Gesellschaftsstruktur gefressen
hat, dass der Einzelne kaum noch eine Möglichkeit hat, sich dem zu widersetzen.
Der einzige Ausweg für Leo ist der radikale Bruch mit diesem Teil der Gesellschaft.
Dabei spielt sich der Kampf innerhalb der eigenen Familie ab, die darunter zu
zerbrechen droht - ein Thema mit dem sich Hollywood in den letzten drei Jahren
besonders intensiv beschäftigt. In diesem Zusammenhang kommt der Film zu
einer interessanten These, die durchaus Raum für Diskussionen bietet: Denn
das einzige, was letzten Endes zählt - das wird im Verlaufe von "The
Yards" überdeutlich - ist die Liebe eines Sohnes zu seiner Mutter.
Dagegen können weder Männerfreundschaften, die Ehe oder gar gesellschaftliche
Institutionen bestehen. Nur die Liebe zwischen Leo und seiner Mutter ist der
einzige Orientierungsfaktor in dem Sumpf aus Korruption, Machtkämpfen und
Eigensucht. Angenehmerweise versucht uns Regisseur James Gray nicht diese Meinung
unterzujubeln, sondern er stellt sie mittels seines Filmes quasi zur Diskussion
- was man daraus macht, bleibt dem Zuschauer überlassen.
Neben
der interessanten Geschichte bezieht "The Yards" seine Kraft vor allem
aus dem hervorragenden Schauspielerensemble. Gerade das harmonische Zusammenspiel
zwischen Schauspielveteranen wie James Caan, Ellen Burstyn und Faye Dunaway
mit den Jungstars Mark Wahlberg, Joaquin Poenix und Charlize Theron gibt dem
Film einen unverwechselbaren Reiz. Angenehmerweise agieren die Schauspieler
dabei als echtes Ensemble, niemand versucht sich über die Maßen in
den Vordergrund zu rücken. Dieses wunderbare Zusammenspiel und die glaubhaften
Charakterisierungen der einzelnen Figuren lassen einen dabei dann auch leichter
über so manche etwas platten Klischees und die Tatsache hinwegsehen, dass
einem nicht wenige Szenen dann doch arg bekannt vorkommen.
Daniel
Möltner
The
Yards
Originaltitel: The Yards
USA,
2000, 115 min, FSK 12
Darsteller:
Mark
Wahlberg - Leo Handler
Joaquin
Poenix - Willie Gutierrez
Charlize
Theron - Erica Stoltz
James
Caan - Frank Olchin
Ellen
Burstyn - Val Handler
Faye
Dunaway - Kitty Olchin
Regie:
James
Gray
Drehbuch:
James Gray & Matt Reeves
Musik:
Howard Shore
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