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Ritt
im Wirbelwind
Mit
zwei Büchern im Gepäck, zwei Filmen im Kopf, zwei minimalen Corman-Budgets
in der Tasche brechen Jack Nicholson, Monte Hellman und das Team auf nach Utah,
um nicht einen Western zu drehen, sondern zwei. "Ride in the Whirlwind"
ist der erste von beiden, der zweite wird "The Shooting" heißen.
Drei Cowboys suchen Schlafstatt, in aller Unschuld. Eine Gruppe Halunken gewährt
die Übernachtungsmöglichkeit und verzichtet auf den Mord, der erst
ins Auge gefasst wird. Die Halunken werden eingekreist von einer Vigilanten-Gruppe,
die sich auf der Seite des Rechts wähnt.
Erst
hängt eine Leiche an einem Baum, später kommen zwei dazu. Eine Hütte
brennt, Menschen sterben im Kugelhagel, ein Berg ist zu hoch. Es gibt lakonische
Gespräche an der Tür, in der Hütte, am Lagerfeuer: Jack Nicholson
ist Jack Nicholson, bevor er Jack Nicholson wurde, also großartig. Und
die Westernlandschaft von Utah ist sich selbst sehr fremd, von Beginn an. Die
Kunst, die reale Landschaft so ins Bild zu setzen, dass man glauben könnte,
der Film sei im Studio, eher noch im Theater gedreht. Realismusentzug durch
Vermeidung von Aufwand. Die Darsteller stehen herum, die Kamera steht herum,
die Landschaft steht herum und beinahe Sekunde für Sekunde kann man verfolgen,
mit den eigenen Augen, die nicht glauben, was sie sehen, wie der Entzug des
Realen aufwandslos und gerade durch Aufwandslosigkeit ins Metaphysische umschlägt.
Trockene Metaphysik. Existenziell gefangen sind die drei Cowboys, ihrer Unschuld
zum Trotz, im Kessel, im Kugelhagel. Nichts ist mehr als es ist, der Berg, der
Stein, das Gewehr, die Hütte, das gewechselte Wort, das Pferd, der Tod,
die Blasen am Fuß, die Sonne, die am Tag gedrehte Nacht, der Farmer, seine
Frau, seine Tochter und seine ganz unsinnige Aktion.
Absurdes
Theater in der wortkargen Wüste von Utah. Die trockene Metaphysik der Bäume,
an denen Menschen aufgehängt werden. Grundsituationen, dem Western aufgeprägt.
Das Ende schlägt ins Genre zurück, nicht ganz im Ernst, der Anfang
kündigt das Genre an, auch nicht im Ernst. Dazwischen liegt ein Theatertal
aus Stein und Baum. Verwandlung der Landschaft durch Nichtstun. Herumliegen,
Gefährdetsein, Sterben. Orientierung stellt sich ein nur als Topografie
einer Art Hölle der Dinge im Zustand kürzester Formuliertheit. Das
Bild, das die Situation als Ding formuliert. Flucht unmöglich. Der Rückzugsort.
Der sinnlose Tod. Schuldigwerden. Schuldigsein.
Ekkehard
Knörer
Dieser Text ist zuerst erschienen bei:
DVD
Im Vertrieb von AL!VE AG hat Pierrot Le Fou am 29.07.2011 den Film "Ride in the Whirlwind" zusammen mit dem zur gleichen Zeit gedrehten "The Shooting" in einer Zweier-DVD-Box herausgebracht. An Zusatzmaterial spart die Edition, dafür sind zwei hochinteressante Filme der Spätwesternära (der Klassiker von beiden zweifellos: "Ride in the Whirlwind") nun ab sofort für die Öffentlichkeit leichter zugänglich. (A. Thomas)
Ritt
im Wirbelwind
RIDE
IN THE WHIRLWIND - USA - 1966 - 90 min. – Western - Verleih: offen - Erstaufführung:
21.6.1969 ARD/1.8.1980 Kino DDR - Fd-Nummer: 16184 - Produktionsfirma: Proteur
Regie:
Monte Hellman - Buch: Jack Nicholson - Kamera: Gregory Sandor - Musik: Robert
Drasnin
Darsteller:
Cameron
Mitchell
Jack
Nicholson
Millie
Perkins
Tom
Filer
Katherine
Squire
George
Mitchell (Evan)
Brandon
Carroll (Sheriff)
Rupert
Crosse (Indianer Joe)
Harry
Dean Stanton
Peter
Cannon
John
Hackett (Hilfssheriff)
DVD
Vertrieb: AL!VE AG
Label: Pierrot Le Fou
Originaltitel: Ride In The Whirlwind / The Shooting
Regie: Monte Hellman
Darsteller: Jack Nicholson. u.a.
Sprachen: Deutsch DD 2.0, Englisch DD 2.0
Untertitel: Deutsch
Bildformat: 2.35:1 / 1.85:1
DVD-Extras: Trailer
Laufzeit: ca. 157 Minuten
Land / Jahr: USA 1981
Regionalcode: 2 / PAL
Set-Inhalt: 2 DVDs
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
VÖ: 29.07.2011
Verpackung: Amaray mit Schuber
Bestellnr. / EAN: 6413201 / 4042564132014
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