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Quer
durch den Olivenhain
Nicht
oft gelingt es einem Regisseur so gut wie Abbas Kiarostami, mit intensiven Bildern
uns Zuschauer 'Kino pur' erleben zu lassen und dabei Europäern ein Stück
der 'anderen Welt', des Irans, zugänglich zu machen. Wohl aus diesem Grunde
wurde „Quer durch den Olivenhain“ in Lugano prämiert.
Die
Handlung spielt in Koker, einem Dorf im Norden des Irans. Eine Geschichte, scheinbar
so alt wie die Menschheit: Hossein, ein junger Mann, hängt sein Herz an
das junge Mädchen Tahereh. Diese scheint seine Liebe zu erwidern, doch
da die beiden aus verschiedenen sozialen Schichten entstammen, wird ihre erste
Liebe auf die harte Belastungsprobe gesellschaftlicher Konventionen gestellt.
Hossein wird bei der Werbung um Tahereh vermögender Familie wegen mangelnder
Bildung und Besitz unmißverständlich abgewiesen. Kurz darauf verliert
Taherehs Familie durch ein (tatsächlich stattgefundenes) Erdbeben ihr Hab
und Gut. Dies läßt Hossein neue Hoffnung schöpfen, da sie nun
alle ohne einen Hausstand dastünden und somit in gewisser Weise 'gleich'
geworden sind.
Der
Film ist der dritte Teil einer Trilogie, seine eindrucksvollen Szenen sind aber
auch ohne Kenntnis der vorigen Filme zu genießen. Wie in „Und das Leben
geht weiter“ (1992) den Faden des Erfolgsfilms „Wo ist das Haus meines Freundes“
(1987) wieder aufnimmt, indem die Suche nach den im Erdbeben verschollenen Helden
dokumentiert wird, so kehrt 'Quer durch den Olivenhain' neuerlich in den Nordiran
zurück, um eine Szene des vorangegangenen Films aufzugreifen.
Der
entscheidende Kunstgriff gelang Kiarostami, indem er mit einem Film im Film
die Dreharbeiten zu „Und das Leben geht weiter“ nachzeichnet. So wird jenes
gehörige Maß an nüchterner Distanz und verfremdender Mehrdeutigkeit
geschaffen, das dem Zuschauer einen Einstieg in das Geschehen ermöglicht.
Sehenswert
macht den Film vor allem sein feiner Humor. Auf dem Set versagt der (Film-)
Partner von Tahereh, dem der bloße Anblick des Mädchens die Sprache
verschlägt. An seiner Stelle agiert schließlich Hossein, was laufend
neue Schwierigkeiten heraufbeschwört, da dieser auch „in Wirklichkeit"
hinter Tahereh her ist. Ein und dieselbe Szene muß zigmal wiederholt werden,
während Hossein in den Drehpausen nichts unversucht läßt, um
mit seiner Werbung doch noch ans Ziel zu kommen. Ob Tahereh, die bis zuletzt
kein einziges Wort mit ihm wechselt, letztlich den Gesetzen der Liebe oder lediglich
der Konvention gehorcht, bleibt beider Geheimnis und eines der schönsten
Rätsel dieses Films.
(Autor
unbekannt)
Dieser
Text ist zuerst erschienen im:
Zu
diesem Film gibt’s im archiv
der filmzentrale mehrere Texte
Quer
durch den Olivenhain
Originaltitel:
Zir e darkhtan e zeyton
engl. Titel: Through The Olive Trees
Iran
1994,103 Min., OmU
Regie:
Abbas Kiarostami
Darsteller:Hossein
Rezai, Mohammed Ali Keshavarz, Tahereh Ladania
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