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Frankie
und seine Spießgesellen
Genießen
können
Wenn sie einen nicht gerade selbst beklauen, können
Gangster, wenn sie wie im Film dann tatsächlich auch immer woanders unterwegs
sind, eigentlich ganz nett sein. Das liegt wohl daran, dass sie im Film meist
noch etwas anderes sind als bloße Gangster und dort, anders als in der
knochentrockenen Berichterstattung von Zeitungen, sich auch von ihrer sonnigen
Seite zeigen dürfen. In der Gangsterkomödie ist das sowieso Pflicht.
Dieser Film bringt es wunderbarerweise fertig, im völlig unbeschwerten
Parlando die Rückseite des professionellen Bösewichts zu zeigen, und
man sich als Zuschauer schon hin und wieder fragt, in welchem Film man eigentlich
ist. Natürlich muss man die elf Haupthelden erst mal ein wenig kennen lernen,
auch wenn man es bis zum Ende nicht geschafft haben wird, sich höflicherweise
ihre Namen zu merken. Aber die sind auch gar nicht so wichtig.
Was zählt, ist die Rückenmassage, die hingebungsvolle,
brave und gehorsame Frauen ihren so unorthodox zu Geld kommenden Gatten verabreichen,
denn niemand weiß, ob der nächste Coup sie nicht (wieder) zu Strohwitwen
macht. Was zählt ist, entspannt in den Tag zu gehen und die seltene Fähigkeit,
zu genießen und in keiner Weise Zeit darauf zu verschwenden, sich vorzurechnen,
man hätte irgendetwas falsch gemacht im Leben. Was man braucht, um das
zählen lassen zu können, ist eine durchwachsene Spielernatur, der
das Spiel wichtiger ist als die Vorhaltungen der eigenen Frau, wenn sie sich
mal wieder beklagt, dass sie nur die zweite Geige spielt. Es geht in der ersten
guten Hälfte des Films unglaublich entspannt zu, keine Hindernisse sind
zu überwinden, auch der so wichtige Elektriker, der eigentlich schon abgesagt
hat, kann aus ganz schlichten Gründen gewonnen werden, schließlich
ist es egal, ob man in vier Wochen im Paradies oder in der Hölle des (Untersuchungs-)Gefängnisses
stirbt.
Der Coup selbst: fünf Kasinos in Las Vegas erleichtern.
Die Typen sind so cool, dass sie ständig noch singen und für das ganze
nicht mehr als eine Trockenplanung anberaumen. Ein paar Tage später ist
jeder um eine Million Dollar reicher. Da es in dem Film aber nicht nur Ehefrauen
oder Freundinnen gibt sondern auch Mütter mit ehrgeizigen Zweitgatten,
muss passieren, was passiert. Die bisher so unspektakuläre Aktion verliert
ihren eigenen selbstverständlichen Anschluss, an dessen Ende der langfristige
Genuss der zweitägigen „Arbeit“ gestanden hätte. Der etwas kränkliche
Elektriker stirbt früher als erwartet, nämlich direkt nach dem Raub.
Die Polizei merkt natürlich nichts, aber jener Zweitgatte (der in Wahrheit
ein Gatte in n-ter Potenz ist) kann sich plötzlich einen Reim machen auf
gewisse mehr als zufällige bekannte Gesichter in der Stadt der Verlierer.
Eine Art Doppelagent, schlägt er nicht nur den
Kasinos, sondern auch den Gaunern einen Deal vor, bei dem er nur gewinnen kann.
Oceans’s eleven sehen keine Alternative, bis Dean Martin ein eleganter Coup
einfällt, wie man unbemerkt und somit auch ohne die bittere Notwendigkeit,
auf jenen Deal einzugehen, das Geld aus dem streng bewachten Las Vegas hinausschmuggeln
könne. Aus der Sache mit dem Sarg wird dann allerdings doch ein Schuh.
Aber wer so elegant Anzüge trägt, kann eigentlich nicht die Fassung
verlieren.
Dieter Wenk
(09.05)
Dieser Text ist zuerst erschienen
bei: textem
Frankie
und seine Spießgesellen
OCEAN'S
ELEVEN
USA
- 1960 - 116 min. – Scope - FSK: ab 12; Erstaufführung: 17.2.1961
Produktion:
Lewis Milestone
Regie:
Lewis Milestone
Buch:
Harry Brown; Charles Lederer
Vorlage:
nach einer Erzählung von George Clayton Johnson
Kamera:
William H. Daniels
Musik:
Nelson Riddle
Schnitt:
Philip W. Anderson
Darsteller:
Frank
Sinatra (
Dean
Martin (Sam Harmon)
Sammy
Davis jr. (Howard)
Peter
Lawford (Jimmy Foster)
Angie
Dickinson (Beatrice Ocean)
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