Der Krieger und die Kaiserin
Eine kindliche Kaiserin in ihrem Elfenbeinturm, draußen
frißt ein Nichts die Welt und mittendrin ein Krieger, dem
außer Schild und Panzerung kein Utensil zum Überleben
geblieben ist. Die Welt ist Tom Tykwer egal, er zeigt nur,
was sie aus seinen Figuren gemacht hat, bevor sie sich
ihren eigenen Kosmos geschaffen haben. Dieser Kosmos ist
es, für den sich Tykwer interessiert, den er ausbreitet,
entfaltet, ausmalt mit allem, was sein Handwerk ihm
bietet. Zwei gefangene Seelen treffen sich in seinem neuen
Film - durch puren Zufall buchstäblich auf der Straße. Sie
liegt unter einem LKW, und er rettet ihr Leben. Doch lange
braucht es, bis ihre vorherbestimmte Liebe zu greifen
beginnt, bis sie erlöst werden. Etwas zu lang für meinen
Geschmack.
Tom Tykwers ungewöhnliche Liebesgeschichte birst vor
inszenatorischen Einfällen und birgt Kameraaktionen, die
Frank Griebes großartiges Können erneut eindrucksvoll
unter Beweis stellen. Trotzdem stellt sich ein schaler
Beigeschmack ein, irgend etwas stimmt nicht. Die Elemente
lassen den Guss und die Konsequenz von "Winterschläfer"
vermissen. Sequenzen erscheinen als zu lang und brechen
aus dem Gesamtrhythmus heraus. An den Darstellern liegt es
nicht, besonders Joachim Król überzeugt und Franka Potente
in ihrer enervierenden Weltfremdheit. Was immer es auch
sein mag, eines steht fest: Der Film krallt sich an einem
fest und lässt lange nicht los - und sei es, weil man
darüber nachdenkt, was da wohl nicht passte...
Oliver Baumgarten
Diese Kritik ist zuerst erschienen bei:
Der Krieger und die Kaiserin
D 2000. R,B,M: Tom Tykwer. K: Frank Griebe. S: Mathilde Bonnefoy. M: Johnny Klimek,
Reinhold Heil. P: X-Filme. D: Franka Potente, Benno Fürmann, Joachim Król, Lars Rudolph,
Jürgen Tarrach u.a. 129 Min. X-Verleih ab 12.10.00