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The
Fighters
Liebe
Zielgruppe
Krieg und Kampf im High-School-Film "The
Fighters", mit dem Jeff Wadlow auf beinahe elegante Weise die Welt mit
der denkbar uneleganten hybriden Vollkontaktwettkampfsport "Mixed Martial
Arts" bekannt macht.
"The Fighters" kreuzt ohne jeden
allegorischen Subtext den High-School- mit dem Kampfsport-Film. Viel Schul-Unterricht
sieht man nicht, aber wenn, dann geht es gleich um die Ilias, also: Krieg. In
der Ilias aber um den Einschluss darstellender Kunst in den Kampf, den Schild
des Achill. Das Wissen zu diesem Thema hat kein anderer als der Held des Films
parat, Jake Tyler (gespielt von Newcomer Sean Faris, der eine erstaunliche Ähnlichkeit
mit dem jungen Tom Cruise hat). Er meldet sich, gerät in den Geruch des
Strebers, fällt aber auch der Klassenschönheit Baja (Amber Heard)
in den Blick, die wiederum die Freundin des fiesen Kampfsport-Asses Ryan (Cam
Gigandet) ist. Von dieser Ausgangssituation her schreibt sich das Drehbuch ganz
wie von selbst und Chris Hauty, der offiziell als sein Autor fungiert, ist derjenige,
der früh den Auto-P(i)lot-Knopf gedrückt hat.
So steuert "The Fighters" auf
seinen finalen Kampf als Höhepunkt zu, säumt gelegentlich am Wegesrand,
um noch einen Mutter-Sohn-Konflikt, ein Vaterverlust-Trauma, eine Freundschaft
zwischen Brüdern Huckepack zu nehmen. Trojanische Pferde werden nicht gesichtet.
Aber es gibt ein Telos: die Ersetzung des einen Sports durch einen anderen.
Am Anfang steht "American Football", am Ende "Mixed Martial Arts".
Am Anfang bricht die Gewalt aus Jake heraus, am Ende ist sie bei aller Brutalität
zum Duell nach Regeln domestiziert. (Das ist relativ. Außer "Augenausdrücken"
scheint erstmal wenig verboten.)
"The Fighters" hat eine klare
Zielgruppe: Heranwachsende männlichen Geschlechts. Ihnen will er die in
den letzten Jahren erfolgreiche Sportart der "Mixed Martial Arts"
(MMA) schmackhaft machen bzw. will er den bereits existierenden Fans dieses
Sports ein bisschen Hollywood-Glamour schenken: Es handelt sich bei MMA um einen
"hybriden Vollkontaktwettkampfsport", wie die Wikipedia erklärt.
Fürs Auge des Laien, d.h. für den Filmkritiker Ihres Vertrauens, der
definitiv nicht zur Zielgruppe gehört: ein wüstes Schlagen, Treten,
in die Mangel nehmen, Würgen und Knochenbrechen. Das Prinzip scheint die
möglichst genaue Anähnelung an einen wirklichen Kampf auf Leben und
Tod - und daraus folgend: ein minimales Regelwerk, das immerhin den Abbruch
der Prügelei durch zweimaliges Abklopfen des ins Hintertreffen Geratenen
vorsieht.
Es mangelt den MMA entschieden an Eleganz.
Sie wird auch nicht gesucht. Auf der Matte: kein Schild des Achill. Jake aber,
der Held, ist dennoch ein edler Kämpfer und wird geläutert. Und zwar
durch einen Ersatzvater, seinen sehr pantherartigen MMA-Trainer Jean Roqua (gespielt
von Oscar-Preisträger Djimon Hounsou), der der Prügelei feste Grenzen
setzt: Keine Kämpfe im richtigen Leben, so seine strenge Vorschrift. Die
zuletzt erlaubte Ausnahme bestätigt beinahe noch diese Regel.
"The Fighters" ist als Werbefilm
für einen üblen Kampfsport ein merkwürdiges Produkt. Einerseits
ein Spekulationsobjekt mit vergleichsweise klaren Absichten, das sich an eine
Modeerscheinung unter Jugendlichen dranhängt. Andererseits zieht Regisseur
Jeff Wadlow die ganze Sache trotz des Malen-nach-Zahlen-Drehbuchs mit beträchtlicher
Eleganz durch. Die Kamera ist in steter Bewegung, aber sie gleicht dabei einem
springenden Panther eher als einem um sich tretenden Straßenkämpfer.
Alle Darsteller sind verblüffend weit über dem für einen solchen
Film erforderlichen Niveau. Man wird das Gefühl nicht los, dass die Beteiligten
einfach zeigen wollten, was sie können. Irgendwie steckt nicht nur Kampf-,
sondern sogar Herzblut in diesem Film.
Ekkehard Knörer
Dieser Artikel ist zuerst
erschienen am 13.08.2008 in: www.perlentaucher.de
The
Fighters
USA
2008 - Originaltitel: Never Back Down - Regie: Jeff Wadlow - Darsteller: Sean
Faris, Djimon Hounsou, Amber Heard, Cam Gigandet, Evan Peters, Wyatt Smith,
Neil Brown Jr., Lauren Leech, Tilky Jones - FSK: keine Jugendfreigabe - Länge:
110 min. - Start: 14.8.2008
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