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The
American Nightmare
(Beitrag
zur Aufführung am 24.04.2003, Akademie der Künste, Berlin)
Eigentlich
ein sträflicher Faux-Pas, dass dieser Film nicht als Einstieg zur "Bodies
That Splatter"-Tagung gezeigt wurde, sondern erst spät abends als
dritter Filmbeitrag, bietet der Film doch - nicht nur aufgrund der zahlreichen
Ausschnitte - einen gelungenen Überblick über die ersten Beiträge,
die Initialzündungen, wenn man so will, des modernen Horrorfilms. Zudem
bettet der Film diese wilden, wütenden kleinen Filme in einen sozio-historischen
Kontext ein, der den meisten Menschen hierzulande wohl notwendigerweise verschlossen
bleiben muss, vor allem dann, wenn sich die Auseinandersetzung mit diesen Filmen
alleine auf die visuellen Reize beschränkt. Wie das bei den meisten Edelfedern
eben der Fall ist.
Ein
Moment der Verwirrung zu Beginn: authentische TV-Szenen der damaligen Berichterstattung
zu Themen wie Vietnam, die Bürgerrechtsbewegung, Pogrome in den Südstaaten,
quasi-militärische Auflösungen von Antikriegsdemonstrationen, etc.
werden parallel zu, natürlich fiktiven, Szenen aus den untersuchten Filmen
geschnitten. Wer die Filme nicht kennt, wird sich nur wenig zurecht finden.
Spätestens hier wird, der Titel der Doku deutet es ja bereits an, deutlich,
auf was der Film hinaus will: es wird eine notwendige Verbindung zwischen beiden
Phänomenen der Bilderwelten behauptet - die Ästhetik der Fiktion als
Reaktion auf die Ästethik des medialisierten Faktischen. Der morderne Horrorfilm
als wütende Antwort darauf, dass, wie es, ich glaube, Hooper sagt, die
USA, entgegen aller Nationalfolklore, eben nicht immer der "good guy"
sind.
"Die
meisten von uns wussten damals gar nicht, was wir damit losgebrochen haben!",
meint Romero gleich zu Beginn sinngemäß. Professor Lowenstein erklärt,
dass man angesichts dieser Bilder "nicht nicht an Vietnam denken, nicht
nicht an die Zerschlagung der Demonstrationen denken, nicht nicht an die rassistischen
Pogrome denken konnte". Dass ist dann wohl die Quintessenz des Filmes,
jenseits der Strategie der Rechtfertigung, warum man sich das eigentlich anschaue
(denn danach riecht das bedenklich oft): man muss der These, dass sich Hooper,
Romero, Carpenter, Cronenberg und Craven, jetzt mal als Privatpersonen betrachtet,
über den Umweg des Filmemachens mit dem Trauma zunehmender Gewalt im Medienalltag
auseinandersetzten nicht notwendigerweise zustimmen, schon alleine deshalb nicht,
weil diese These die Ökonomie des Filmemachens, die Ökonomie des Von-Sich-Reden-Machens
als junger Regisseur weitgehend außer acht lässt, man erhält
jedoch Einblick in die nordamerikanische Perspektive auf diesen Filmkanon, wie
diese Filme beim zeitgemäßen Publikum gewirkt haben müssen,
welche Schocks diese Bilder auslösten. Und dieser Erkenntnisgewinn ist
nicht zu unterschätzen!
Jenseits
dessen ist THE AMERICAN NIGHTMARE aber auch ein Film von einem Fan - Adam Simon,
dessen Gehversuche auf dem Gebiet des Horrorfilms bislang eher wenig beachtet
waren - für die Fans dieser Filme. Ein kleines Denkmal für die Living
Dead Trilogy,
Texas
Chain Saw Massacre,
Last House On The Left, Shivers, Rabid, Halloween
und wie sie alle heißen mögen.
Thomas
Groh
Dieser
Text ist zuerst erschienen im:
The
American Nightmare
USA/Großbritannien
2000
Regie:
Adam Simon
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